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Nicht an natürlichen Lebensgrundlagen sparen
Krüger: Klima- und Naturschutzfinanzierung jetzt langfristig absichern
Berlin, 17.7.24 – Nach langem und zähen Ringen hat das Bundeskabinett heute den Haushaltsentwurf 2025 beschlossen. Dazu kommentiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger:
“Die gute Nachricht: Die Abstriche beim Klima- und Naturschutz halten sich noch in Grenzen. Doch das allein ist zu wenig, um Deutschland zukunftsfähig aufzustellen und die Natur- und Klimakrise effektiv zu bekämpfen. Deutschland muss jetzt substanziell in den Schutz und die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme investieren. Damit können drohende Schäden durch Extremwetterereignisse abgemildert und unsere Lebensgrundlagen erhalten werden. Dies entlastet künftige Haushaltspläne massiv, da selbst lokal sehr begrenzte Katastrophen volkswirtschaftliche Kosten in zweistelliger Milliardengröße verursachen. Gleichzeitig müssen Industrie und Infrastrukturen so umgebaut werden, dass Deutschland auch künftig noch eine der führenden Wirtschaftsnationen sein kann. Nicht zuletzt müssen auch Privathaushalte bei der Umstellung auf erneuerbare Energieversorgung, Wärmedämmung und emissionsfreier Mobilität unterstützt werden. Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz und der Klima- und Transformationsfonds sind die beiden wesentlichen Säulen dieser Strategie. Sie müssen langfristig gestärkt werden, statt sie zum kurzfristigen Stopfen von Haushaltslöchern zu nutzen.”
Der NABU kritisiert die unsichere langfristige Finanzierung beim Klima- und Transformationsfonds. Durch eine Finanzierungslücke von bis zu sieben Milliarden Euro drohen jetzt vor allem Abstriche bei der Dekarbonisierung der Industrie sowie beim Ausbau der Elektromobilität. Schon länger kritisiert der Expertenrat für Klimafragen, dass Deutschland bei seinen Klimazielen wegen mangelnder Finanzierung nicht auf Kurs ist. Aus Sicht des NABU muss deshalb sichergestellt werden, dass für den Klima- und Naturschutz dauerhaft ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Der Klima- und Transformationsfonds steuert hier unter anderem mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz den größten Anteil bei. Gleichzeitig sind nicht alle enthaltenen Maßnahmen sicher finanziert, die Detailfragen müssen im Herbst dringend geklärt werden.
Von der eigenen Hauskatze zur Jaguar-Patenschaft
RUBBEXX GmbH wird Pate von Jaguar Taima
Die RUBBEXX GmbH hat die Patenschaft für das Jaguar-Weibchen Taima in der Wilhelma in Stuttgart übernommen. Mit diesem Sponsoring führt das Unternehmen aus Wernau im Kreis Esslingen eine seit 2021 bestehende private Patenschaft weiter.
RUBBEXX-Geschäftsführer Michael Rohr erklärt: „Als Familienunternehmen liegt uns der Umweltschutz und somit auch besonders die Tierwelt am Herzen. Daher haben wir als Familie uns vor drei Jahren entschieden, unserer Tochter zur Einschulung eine besondere Überraschung zu schenken: Eine Patenschaft für die Jaguar-Dame Taima. Es sollte eine Großkatze sein, da kurz zuvor leider unser 15-jähriger Kater Paul verstorben war. Nun im vierten Jahr der Patenschaft haben wir uns entschieden, unser zweites Kind – die Firma Rubbexx – mit einzubeziehen. Somit ist Taima nun auch das Patentier der gesamten RUBBEXX Familie.“
Die RUBBEXX GmbH wurde 2010 gegründet und ist heute größter Konfektionierbetrieb Europas für Drucktücher und Lackplatten. RUBBEXX liefert für jedes gängige Druckverfahren die passenden Lösungen – ob für Bogenoffset, Rollenoffset, Metalldruck.
Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin zeigt sich dankbar dafür, dass RUBBEXX mit der Jaguar-Patenschaft Flagge für den Artenschutz zeigt: „Aufgrund der Zerstörung der tropischen Regenwälder in Südamerika hat der Jaguar einen Großteil seiner natürlichen Lebensräume verloren. Ihn trifft damit das gleiche Schicksal wie viele andere Tierarten auf unserem Planeten. Zoos haben daher die Aufgabe, Reservepopulationen aufzubauen und zu pflegen. Auch dank Patenschaften – welche zu 100% den Tieren in der Wilhelma zugutekommen – sind wir in der Lage, unsere Aufgaben in der Nachzucht bedrohter Arten zu finanzieren.“
Erneutes Bekenntnis zum Green Deal weckt Hoffnungen
Krüger: Green Deal gegen alle Abschwächungsversuche weiterführen / Europa auf einen nachhaltigen Kurs bringen
Berlin/Brüssel, 18.7.24 - Heute hat das Europäische Parlament Ursula von der Leyen erneut zur Präsidentin der Europäischen Kommission gewählt. Der NABU beglückwünscht die Kommissionspräsidentin zu ihrer Wiederwahl und formuliert klare Erwartungen an ihre zweite Amtszeit.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: “Kein lebenswertes Europa ohne gesundes Klima und intakte Ökosysteme - mit dieser Vision ist Ursula von der Leyen bereits zu ihrer ersten Amtszeit angetreten. Pandemie, Kriege und wirtschaftliche Nöte haben die einstige Aufbruchstimmung gedämpft. Gleichwohl spüren wir heute deutlicher denn je, wie dramatisch sich die Folgen der Natur- und Klimakrise über Ländergrenzen hinweg auswirken. Ihr heutiges Bekenntnis zum Green Deal weckt Hoffnungen, dass sie ihr einstiges Vorhaben – entgegen aller Abschwächungsversuche - konsequent weiterführt. Dafür ist es mehr denn je geboten, den Green Deal mit aller Entschlossenheit voranzutreiben und Europa auf einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Kurs für die Zukunft zu bringen.”
Kindersegen bei den Karakaras
Nachwuchs bei südamerikanischen Greifvögeln in der Wilhelma
Mitte Juli ist in der Wilhelma ein junger Falkland-Karakara flügge geworden. Dem Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart ist damit erstmals die Nachzucht dieser südamerikanischen Greifvogelart gelungen. Das Brutpaar namens Bonny und Clyde lebt schon seit 2019 in der Wilhelma. Damals kamen die neugierigen Draufgänger gerade erst in die Geschlechtsreife. In den Folgejahren wurde mehrfach mit dem Nestbau begonnen – es kam aber nie zu einer Brut. Dieses Jahr hat man nachgeholfen und eine geräumige Nisthilfe installiert. Zur Freude aller zuständigen Tierpflegerinnen und Tierpfleger wurde diese angenommen und von den Altvögeln mit Nistmaterial bestückt. Nachdem Anfang Mai 2024 das Ei gelegt war, begann die Brut. Anfang Juni erblickte das Küken das Licht der Welt. Sein Nest hat der nun flügge Jungvogel zwar bereits verlassen – seine Eltern versorgen ihn aber weiter mit toten Mäusen und Ratten, welche die Mitarbeitenden aus der Tierpflege während der ganzen Brutzeit in reichlicher Menge anbieten mussten. Die Altvögel sind von ihrem Sprössling durch ihre gelblich gefärbte Haut am Schnabel und an den Beinen noch gut zu unterscheiden.
Karakaras sind eine Vogelgruppe, die aus sechs Gattungen und insgesamt elf Arten besteht – darunter dem Falkland-Karakara. Dieser ist in der Natur ausschließlich in der Inselwelt vor der Küste Feuerlands beheimatet. Karakaras werden auch Geierfalken genannt: Im Gegensatz zu den meisten anderen Greifvögeln ist Aas nämlich eine ihrer Hauptnahrungsquellen. Mit ihren langen Beinen sind sie in der Lage, sich schnellen Schrittes am Boden zu bewegen und dort sowohl Tierkadaver als auch lebendige Kleintiere aufzuspüren. Diese Art der Futtersuche ist mit einer dafür notwendigen Neugierde verbunden – daher brauchen die intelligenten Vögel auch in menschlicher Obhut viel Beschäftigung. In der Wilhelma denkt man sich für die cleveren Karakaras, die auch als die „Papageien unter den Greifvögeln“ bezeichnet werden, daher immer etwas Neues aus: Mal wird Futter verstreut, mal unter Steinen versteckt, mal mit einer Schnur angebunden. So kommt nie Langeweile auf!
zum Bild oben:
Der junge Karakara wird von einem Altvogel gefüttert.
Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann
Steinreinigung am nördlichen Chorturm des Ulmer Münsters
Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert dank zahlreicher Spenden sowie der GlücksSpirale
Erneut unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale die Sanierungsmaßnahmen am Ulmer Münster mit 50.000 Euro. Diesmal geht es um die Steinreinigung am nördlichen Chorturm. Das weltbekannte Bauwerk gehört zu den rund 410 Projekten, die die private DSD dank Spenden, Mittel ihrer Treuhandstiftungen sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale allein in Baden-Württemberg fördern konnte.
Mit dem Bau des Ulmer Münster, der Pfarrkirche einer selbstbewussten Bürgerschaft, im Zentrum der Altstadt wurde 1377 begonnen und zwischen 1844 und 1890 wurde dieser mit der Ausführung der beiden Osttürme sowie des 161 Meter hohen Westturms abgeschlossen. Die Dachstühle erneuerte man damals in Eisen. Der monumentale, spätgotische Kirchenbau besitzt den höchsten Kirchturm der Welt.
Zum Objekt:
Wie am Hauptturm gibt es auch am Chorturm Schmutz- und Kalkkrusten, Beläge wie Flechten, Algen und Moose, Ausbrüche und Fehlstellen, korrodierte Eisendübel/-klammem/Ringanker/Quer- und Windeisen sowie Steinschäden.
Für die Sanierung am Hauptturm wurde bereits eine behutsame Methode mit Mikroteilchen gewählt, mit denen die den Stein zerstörenden Krusten und Beschädigungen vorsichtig entfernt und die Flächen vorbildlich gereinigt werden können. Erst nach der Reinigung wird dann sichtbar, was ergänzt beziehungsweise partiell angetragen werden muss.
Feldhamster-Jungtiere gesichtet
Erster Nachwuchs auf Auswilderungsfläche
Erfolgsmeldung von der Auswilderungsfläche der Feldhamster in Nordsachsen: Die im Mai ausgewilderten Tiere haben Nachwuchs. Die ersten Jungtiere wurden vor wenigen Tagen erstmals auf den zur wissenschaftlichen Begleitung installierten Wildkameras gesichtet und machen augenscheinlich einen guten Eindruck. Damit ist nach der Auswilderung im Frühjahr nun der nächste Meilenstein für die Rettung der vom Aussterben bedrohten Feldhamster gelungen. „Ich freue mich, dass die erste Auswilderung schon Erfolg hat; ich freue mich über den Hamsternachwuchs und wünsche noch möglichst viele Jungtiere. Feldhamsterschutz bedeutet nicht nur Erhalt unserer heimischen Hamsterart, sondern auch Wiederherstellung von Lebensräumen und Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten unserer Äcker. Schließlich stehen Feldhamster für eine vielfältige Kulturlandschaft, für naturverträglichen Ackerbau und somit für ein ganzes Ökosystem“, sagt der Sächsische Umweltminister Wolfram Günther.
In dem Artenschutzprojekt engagiert sich das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft gemeinsam mit dem Zoo Leipzig und den weiteren Partnern des Arbeitskreises „Kooperativer Feldhamsterschutz im Freistaat Sachsen“ für den Erhalt und Schutz dieses charismatischen Feldbewohners, dessen Bestand in der zurückliegenden Dekade aufgrund von Klima- und Lebensraumveränderungen kurz vor dem Aussterben stand. „Es ist schon fünf nach Zwölf für die Feldhamster in Sachsen und wir sind froh, dass das Projekt gute Fortschritte macht. Der Erhalt bedrohter Arten weltweit, aber auch vor unserer eigenen Haustür, ist eine große Herausforderung für alle Akteure“, sagt Leipzigs Zoodirektor Prof. Jörg Junhold. Des Weiteren verkündet er, dass auch die Zuchtsaison im Zoo Leipzig gut gestartet ist und die ersten Jungtiere 2024 geboren wurden, so dass idealerweise auch 2025 wieder Feldhamster aus dem Bestand ausgewildert werden können.
Voraussetzung dafür ist neben dem Aufkommen des Nachwuchses auch die Bereitschaft weiterer Landwirte in der Region, Auswilderungsflächen bereitzustellen und zu bewirtschaften. „Ich bin stolz, mit meiner feldhamsterfreundlich bewirtschafteten Fläche das Projekt unterstützen zu können und an der Rettung einer oder sogar mehrerer Arten beteiligt zu sein. Denn in den Blüh- und Luzernestreifen sowie dem Wintergetreide finden auch viele andere heimische Säugetier-, Vogel- und Insektenarten einen nahrhaften Lebensraum. Ich freue mich über jeden Kollegen, der mitmacht“, sagt Landwirt André Kleiber. Auch Ubbo Mammen vom begleitenden Beratungsbüro Ökotop ist vom gegenwärtigen Stand des Projektes beeindruckt: „Von den Anfängen der Zuchtbemühungen im Sommer 2022 über die Auswilderung im Frühjahr 2024 bis zum ersten Nachwuchs ist nicht viel Zeit vergangen. Alle beteiligten Partner haben hervorragende Arbeit geleistet und gemeinsam zu dem Zwischenerfolg beigetragen.“
Hintergrund kooperativer Feldhamsterschutz:
Das gemeinsame Kooperationsprojekt verfolgt das Ziel, im letzten sächsischen Vorkommensgebiet geeignete Lebensbedingungen für den Feldhamster zu schaffen und so eine überlebensfähige Population dauerhaft zu erhalten. Dafür war und ist das 2008 beschlossene kooperative Handeln von Naturschutz und Landwirtschaft auf der Basis vertraglicher Vereinbarungen, freiwilliger Maßnahmen und unter Mitwirkung der zuständigen Behörden und des Zoo Leipzig ein erfolgversprechender Weg. Zugleich dient das Projekt dem Schutz der Vielfalt an Arten in unserer Kulturlandschaft. Denn wo der Hamster leben kann und neben Feldlerche und Feldhase Indikator für eine intakte Agrarlandschaft ist, können noch zahlreiche andere Arten profitieren, nicht zuletzt der Mensch. Weitere Informationen zum Feldhamsterschutz in Sachsen und den beteiligten Partnern gibt es online
auf dem Bild oben:
Feldhamsterjungtier auf der Auswilderungsfläche, Aufnahme Wildtierkamera © Zoo Leipzig
Eingefangen: Seltene Streifenhyäne in Tadschikistan tappt in NABU-Fotofalle
Tennhardt: Bildnachweis bildet Startschuss zum Schutz der wenigen Exemplare im Land
Berlin/Khatlon, 12.7.24 – Dem NABU sind Kamerafallenbilder der seltenen Streifenhyäne im Süden Tadschikistans gelungen. Die Art galt in Tadschikistan lange Zeit als ausgestorben. Im April dieses Jahres startete der NABU zusammen mit seiner Partnerorganisation, der Tajikistan Nature Foundation (TNF), eine Expedition, um Nachweise der scheuen Tiere zu finden. Mit Erfolg!
„Der gelungene Bildnachweis zeigt, wie wichtig unsere Monitoringarbeit ist. Er ist ein Erfolg für den Artenschutz und bildet für den NABU und TNF den Startschuss für gemeinsame Projekte zum Schutz der bedrohten Art“, so Thomas Tennhardt, NABU-Direktor Internationales.
Die Streifenhyäne ist die am weitesten verbreitete Hyänenart der Welt und die einzige, die auch außerhalb Afrikas in Teilen Asiens vorkommt. Dennoch gilt sie in ihrem Verbreitungsgebiet als selten und steht in Tadschikistan auf der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“. Auch weltweit verzeichnet die Art einen Populationsrückgang und wird von der IUCN als „potenziell gefährdet“ eingestuft.
Ehrenamtliche Mitarbeitende der NABU-Bundesarbeitsgruppe Eurasien konnten gemeinsam mit der lokalen NGO ANCOT und Förderung der ZGAP die Streifenhyäne bereits 2019 im Süden des Landes nachweisen. Danach verlor sich ihre Spur jedoch wieder. „Die Wiederentdeckung der Streifenhyäne in Tadschikistan macht Hoffnung für den Erhalt der Art in ihrem gesamten historischen Verbreitungsgebiet und lenkt die dringend benötigte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Natur- und Artenschutz“, so Mirzo Mirzoev, Leiter der TNF.
Streifenhyänen sind durch den Verlust ihres Lebensraumes bedroht. Zudem haben sie einen schlechten Ruf und sind vielen Vorurteilen ausgesetzt. In einer stark landwirtschaftlich geprägten Region gelten sie als Ernteschädlinge und Räuber von Nutztieren und werden dementsprechend häufig getötet. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Schutzmaßnahmen von NABU und TNF stehen daher das Lösen von Mensch-Wildtier-Konflikten, Aufklärungsarbeit und Umweltbildung mit Hilfe der lokalen Bevölkerung. Außerdem sollen weitere Daten gesammelt werden, die Aufschluss über die Verbreitung und Größe der Population liefern können, um die wenigen Exemplare gezielter zu schützen.
ES LEBE DIE TRADITION
Lange wurde Holz auf Flüssen transportiert. Dann kam die Eisenbahn. Wie schön, dass das Handwerk der Flößerei heute wieder lebendig ist und wertgeschätzt wird. Beim Flößerfest in Schiltach etwa
Krachend und knackend dreht sich der Stock unter den behandschuhten Händen des Flößers. Was vor wenigen Sekunden noch der feste Ast eines Haselnussstrauchs war, wird unter den staunenden Augen der kleinen Zuschauergruppe erst geschmeidig und dann zu einem hübschen, etwas ausgebeulten Kranz gedreht und verknotet. „Fertig“, sagt Andreas, fährt sich mit dem weißen Hemdsärmel über die verschwitzte Stirn und hält mit der anderen Hand stolz den Haselnusskranz in die Höhe. „Wenn man die Wiede jetzt noch für zwei bis drei Tage ins Wasser legt, wird sie geschmeidig wie ein Seil.“ Lächelnd drückt er das kleine Holzkunstwerk einer jungen Frau in die Hand, die das Schauspiel interessiert beobachtet hat. Die Männer haben heute auf dem Flößerfest in Schiltach schon genug Kränze für den Eigenbedarf gedreht – ab jetzt wird verschenkt.
Ein uraltes Handwerk
Schiltach und die Flößerei sind eng miteinander verwoben. Die lang gezogene Stadt im Schwarzwald, die an der engsten Stelle des Kinzigtals steht, war lange Zeit eine Art Umschlagplatz der Holzwirtschaft. Dort, an der großen Lehwiese, wo die Schiltach in die Kinzig mündet, war früher einer von vielen Arbeitsplätzen der Flößer. Als Tagelöhner bereiteten sie dort die Baumstämme vor, bohrten Löcher und banden die Stämme mit den Wieden längs zu sogenannten Gestören aneinander. Mehrere Gestöre wurden dann zu Gestörflößen zusammengefügt. Diese waren gleichzeitig Transportmittel und Ware und wurden von den Flößern über teilweise halsbrecherische Flussabschnitte in das 70 Kilometer entfernte Kehl transportiert, wo die Kinzig in den Rhein mündet.
Tradition zum Anfassen
Die Stimmung auf dem Flößerfest ist ausgelassen. Viele Gäste haben auf den langen Sitzgarnituren Platz genommen, schunkeln zur Musik oder unterhalten sich. Andere spazieren über das Gelände und besuchen die Flößer an ihren Stationen, an denen sie die traditionelle Holzarbeit vorführen. Ein langes Gestörfloß liegt schon in der Kinzig und bewegt sich sanft im Wasser. Obwohl es schon ziemlich fahrtüchtig aussieht, wird das Floß heute auf dem Fest erweitert. Ein Vereinsmitglied steht auf einem Gestör gegenüber der Bohr-Station und wartet, auf den Flößerhaken gestützt, auf seinen Einsatz. Am Ufer bearbeiten fünf Flößer abwechselnd mit Axt und Wiedbohrer, einem Werkzeug, das aussieht wie ein übergroßer Korkenzieher, die Baumstämme. Sie bohren Löcher in den Zopf und Schnetz der Stämme, das dünne und das dicke Ende. Danach stoßen sie den Stamm in den Fluss, wo er mit dem Flößerhaken an das Gestör herangezogen und mit den Wieden festgemacht wird.
Die Arbeit der Flößer war vielseitig und bestand nicht nur aus dem Floßbau und dem Abfahren. Trotzdem drehte sich für die meisten von ihnen das ganze Jahr um den wertvollen Baustoff Holz. Im Winter waren viele Flößer in den Bergen unterwegs, fällten das bestellte Holz, befreiten es von Ästen und Rinde und transportierten es über sogenannte Riesen, eine Art Rodelbahn, in die Flusstäler, wie das der Kinzig. Im Frühjahr, wenn das Wasser der Flüsse hoch war, wurden kleinere Stämme und Hölzer Richtung Rhein getriftet, also auf dem Wasser treiben gelassen. Das war die einfachste Transportart. Die Fahrt musste aber dennoch begleitet werden, um verkantete Hölzer wieder zu lösen. In guten Jahren wurden bis zu 30.000 Kubikmeter Holz zum Rhein getriftet. Das ist eine Holzmasse von 30 Kilometern Länge, einem Meter Höhe und Breite. Die großen Stämme brachte man von April bis November in Form von Gestörflößen in das untere Kinzigtal. Das Holz wurde dort zu riesigen Rheinflößen zusammengebunden und weitertransportiert. Für die Flößer ging es anschließend zu Fuß zurück nach Schiltach. Im darauffolgenden Winter begann der Kreislauf aufs Neue.
Feuer und Funkenflug
Die Luft über den schwarzen Kohlen flirrt vor Hitze. Schmied Sebastian zieht das Eisen aus dem clever improvisierten Schmiedefeuer, das er auf einem Kohlegrill zwischen den Wiedendrehern und der Kinzig angefacht hat. Schnell dreht er sich einmal um seine Achse, legt das vor Hitze rotglühende Eisen auf den Amboss und beschlägt es mit dem Hammer. Er ist dabei, einen Floßhaken zu schmieden. „Das ist ein geschwungener Haken, der auf einen starken Stock gesteckt wird“, erklärt der Schmied der kleinen Menschenmenge, die, angezogen vom Feuer und den Funken, neugierig um die kleine Schmiedestation steht. Der Floßhaken war ein wichtiges Werkzeug der Flößer. Damit konnten sie das Holz gut greifen und drehen. Sebastian ist der einzige Darsteller auf dem Fest, der kein Mitglied in einem Flößerverein ist. Alle anderen gehören entweder zum Schiltacher oder zum Wolfacher Verein, die gemeinsam das Fest ausrichten.
Das Ende und die Wiedergeburt der Flößerei
Durch den Ausbau der Eisenbahn endete die Arbeit der Kinzigtaler Flößer. Das Handwerk, das jahrhundertelang vom Vater an die Söhne weitergegeben worden war, geriet in Vergessenheit und mit ihm das tief verwurzelte Wissen über die Flüsse und die Bäume. Im Frühjahr 1998, über 100 Jahre nachdem das letzte Floß die Kinzig hinabgefahren war, wurde der Schiltacher Flößerverein gegründet, um das alte Erbe wiederzubeleben. Mit großem Erfolg, wie die Gäste des Flößerfests
bestätigen können. Die modernen Flößer gehen zwar in den Wintermonaten nicht mehr in den Wald, um Bäume zu fällen. Aber sie bauen und fahren die Gestörflöße genau so wie früher. Mit ihrer intensiven Forschungsarbeit und der Liebe zur Tradition haben sie das immaterielle Kulturerbe wieder aufleben lassen.
zum Bild oben:
Kein Flößerfest ohne Floß. Auf dem Pendelfloß werden die Gäste über die Kinzig zur Festwiese gefahren
(c) TMBW / Andreas Weise
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