Grüne Quellen
Dienstag, 3. Dezember 2024 Uhr

 
ProlixLetter
Mittagstisch
Prolix-Gastrotipps
Prolix-Studienführer
Ökoplus Freiburg
56plus
lesen-oder-vorlesen
wodsch

 

 
Kontakt
Werbung
Disclaimer
Datenschutzerklärung
Impressum
 
Prolix-Verlag

ARCHIV

 

 

 
NABU-Experten warnen: Auch Fledermäuse leiden unter Wohnungsnot
Tschimpke: Klima- und Artenschutz müssen auch im Siedlungsbereich zusammen gedacht werden

Berlin/Hamburg – Das energetische Sanieren von Gebäuden, das so genannte „Einpacken“, führt immer häufiger zum Verlust von Fledermausquartieren. Dabei sind Fledermäuse streng geschützt. Viele Arten sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. „Klima- und Artenschutz schließen sich nicht aus. Lebensräume für gebäudebewohnende Arten wie Fledermäuse und Vögel müssen geschützt werden. Die Möglichkeiten, den Artenschutz von Anfang an in die Planungen zu integrieren gibt es schon lange. Sie müssen endlich umgesetzt werden“, sagt NABU Präsident Olaf Tschimpke.

Der NABU fordert daher, den Artenschutz am Gebäude massiv zu stärken. So müssten beispielsweise Vorabprüfungen konsequent durchgeführt und kontrolliert aber auch Rechtsnormen wie Gebäudebrüterverordnungen novelliert werden, um dem Artenschutz Rechnung zu tragen. NABU-Experten machten dies zu einem der Hauptthemen auf der größten Fledermaus-Fachtagung Deutschlands, die am Wochenende in Hamburg tagte.

„Werden Gebäude saniert, wird häufig vergessen, dass auch Tiere wie Fledermäuse und Vögel von der Sanierung betroffen sein können. Viele wissen einfach nicht, dass Fledermäuse am Gebäude vorkommen“, sagt Sebastian Kolberg, NABU-Fledermausexperte. Oft werden Fledermausquartiere unwissentlich zerstört, Tiere verscheucht oder gar eingemauert. Zugänge zu Quartieren werden verschlossen, ganze Kolonien verschwinden und auf dem Wohnungsmarkt der Fledermäuse herrscht Wohnungsnotstand. „Fledermäuse sind auf Gebäudequartiere angewiesen. Denn in der Natur finden sie immer weniger Lebensraum“, so Ingrid Kaipf, Sprecherin des NABU-Bundesfachausschuss Fledermäuse. „Die Tiere können theoretisch überall vorkommen, leben aber sehr heimlich. Vorsorglich sollte daher bei jeder Sanierung rechtzeitig überprüft werden, ob Fledermäuse am Gebäude vorkommen“, so Kaipf.

Die Sorge, durch den Artenschutz würde es zu Verzögerungen bei den Baumaßnahmen kommen, ist bei Hausbesitzern in den meisten Fällen groß, doch unbegründet. „Die artenschutzfachliche Untersuchung und die Begleitung von Gebäudesanierungen sowie der Erhalt von Quartieren ist kein Hexenwerk. Der NABU hat hier mittlerweile genügend Erfahrungen, so dass Planung und Umsetzung problemlos sind. Auch die Stadt Hamburg hat in diesem Bereich schon viel für den Artenschutz getan. Wichtig ist vor allem, den Artenschutz am Gebäude rechtzeitig mit zu denken“, sagt Holger Reimers, Sprecher des Landesfachausschuss Fledermäuse aus Hamburg.

Hintergrund:
Ungefähr die Hälfte der 25 in Deutschland heimischen Arten sind gebäudebewohnende Fledermäuse. Sie sind Stadtbewohner, manchmal sogar Nachbarn oder heimliche Untermieter und beziehen Quartiere hinter Dachverwahrungen/Attikas, Fassadenverkleidungen, in Mauerritzen, aber auch auf Dachböden. Diese gebäudebewohnenden Arten sind Kulturfolger und haben nicht immer an menschlichen Bauten gelebt. Denn dort, wo heute Siedlungen stehen, gab es einst natürliche Lebensraumstrukturen. Viele Fledermauspopulationen sind auf die jetzt dort vorkommenden Quartiere angewiesen.

Der NABU ist seit über 30 Jahren im Fledermausschutz aktiv. Mit Projekten und Aktionen wie dem Fledermausfreundlichen Haus, Lebensraum Kirchturm oder der NABU Fledermaushotline unterstützt der NABU Fledermausinteressierte, Hausbesitzer und Baugewerke beim Fledermausschutz und schützt und fördert damit wichtige Lebensräume für Fledermäuse.
Mehr
Eintrag vom: 20.04.2019  




zurück