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Die Weidbuche: "Badischer Bonsai"
Zu den schönsten und beeindruckendsten Baumgestalten im Schwarzwald, in den Südvogesen und auf der Schwäbischen Alb zählen die Weidbuchen. In ihrer bizarren Form drückt sich auch Geschichte aus. Geschichte von Menschen und von Bäumen, vor allem aber Geschichte von guten und schlechten Zeiten auf dem Wald.

Früher standen Weidbuchen
fast überall auf den Weidfeldern im Südschwarzwald. Heute sind diese landschaftsprägenden Baumgestalten leider selten geworden.

Weidbuchen sind eine besondere Wuchsform
der Rotbuche. Ursache für ihr eigentümliches, skurriles Wachstum ist der Verbiss durch das Vieh, denn die Rinder auf den Weiden fressen neben Gras und Kräutern auch gerne die Blätter und Triebe junger Buchen. So litten die Jungbuchen jahrzehntelang unter dem Verbiss und dem Tritt des Viehs. Dennoch trieben einige der niedrigen Buchenbüsche jedes Jahr erneut aus. So wurde aus einem kleinen Buchenkeimling langsam ein „Kuhbusch“. Ein kleines, unscheinbares Büschlein, nur einen halben Meter hoch, kann bis 50, in manchen Fällen auch über 100 Jahre alt sein.

Nach vielen Jahrzehnten reicht das Kuhmaul
nicht mehr in die Mitte des Kuhbusches und die mittleren Triebe können in die Höhe wachsen. Die kleinen Stämme wachsen eng aneinander und manchmal sogar zu einem dicken Stamm zusammen. So wird aus dem "badischen Bonsai" nach vielen Jahrzehnten ein Baum und nach weit über hundert Jahren eine beeindruckende, landschaftsprägende Baumgestalt. Manche Weidbuchen im Schwarzwald haben einen Umfang von bis zu sieben Metern. Irgendwann, nach über 200 Jahren, brechen die Weidbuchen zusammen und aus vermoderndem Holz wächst neues Leben.

Die Weidbuchen im Wiesental, am Schauinsland
und am Belchen wurden in den Jahren 2003 bis 2006 zahlenmäßig erfasst. An 1600 Stellen wurden im Südschwarzwald noch Weidbuchen gefunden: (viel zu wenige) kleine Kuhbüsche, Jungbäume, beeindruckende, freistehende Exemplare und uralte Bäume.

Die heutige Form der Rinderhaltung
und der Milchwirtschaft lässt die Entwicklung vom Kuhbusch zur Weidbuche kaum noch zu, die Nutzung und Pflege der Weideflächen ist meist zu intensiv. Am Wiedener Eck und anderswo gibt es bereits Versuche, eine neue Generation von Weidbuchen heranwachsen zu lassen. Künftig wird das Biosphärengebiet Südschwarzwald die große Chance bieten, Extensivierungsprojekte und damit das Entstehen von Weidbuchen zu fördern.

Weidbuchen passen eigentlich nicht
in unsere "moderne" Zeit... Es sind in Würde gealterte Charakterbäume, die nicht in unser "Botox-Zeitalter" passen, in dem Falten weggespritzt werden und in dem ein hysterischer Jugendkult schon lange nicht mehr auf die Menschen beschränkt ist.

Weidbuchenpflege ist Naturschutz
Wenn Bäume alt werden, ja überaltern, wird ihr ökologischer Wert immer größer. Sie bieten dann Lebensraum und „ökologische Nischen“ für speziell angepasste Lebewesen. Tote Ast- und Stammpartien, ausgefaulte, mulmgefüllte Baumhöhlen und Spechtlöcher, lockere Rindenpartien und Baumpilze: all das sind kleine Sonderbiotope, die bedrohten, teils interessanten und seltenen Arten Lebensmöglichkeiten bieten.

Die einzigartige Natur und Landschaft
im Schwarzwald braucht unseren Schutz. Ein Biosphärengebiet im Südschwarzwald und ein Nationalpark Nordschwarzwald sind Schritte in die richtige Richtung, die auch vom BUND am Südlichen Oberrhein unterstützt werden.
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Eintrag vom: 01.04.2013  




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