Tschimpke: Landwirtschaft ist kaum auf Klimakrise vorbereitet
Berlin – Mit Blick auf die heute bewilligten staatlichen Dürre-Nothilfen fordert der NABU einen grundlegenden Umbau der Landwirtschaft. Gezielte Nothilfen seien angesichts des Ausmaßes der diesjährigen Ernte-Ausfälle notwendig, lösen jedoch das grundlegende Problem nicht. „Die deutsche Landwirtschaft ist nicht genug vorbereitet auf die Folgen der Klimakrise. Dieses Jahr zeigt wie verwundbar unsere Felder sind für Dürren, aber auch Hochwasser. Und Extremwetter-Ereignisse wie diese werden in Zukunft wohl weiter zunehmen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Der NABU forderte daher Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner und Bundesfinanzminister Scholz auf, jetzt Vorsorge zu treffen für eine zunehmend heißere Zukunft. Nur so könnte vermieden werden, dass Ernte-Einbußen künftig erneut aus Steuergeldern ausgeglichen werden müssen.
„Es wäre fatal, jetzt Hunderte Millionen mit der Gießkanne über die Felder zu verteilen. Der Effekt wäre schon nach wenigen Monaten verpufft – und wer sagt, dass wir nächstes Jahr nicht wieder vor demselben Problem stehen? Die Bundesregierung muss jetzt die Wurzel des Problems anpacken: Die Landwirtschaft muss vorbereitet werden auf den Klimawandel. Sie muss widerstandsfähiger werden – und das heißt naturverträglicher und nachhaltiger“, so Tschimpke.
Dieser Sommer habe gezeigt, dass das aktuelle Förderprinzip einer immer intensiveren und hoch-spezialisierten Landwirtschaft hohes Risiko berge. Für Landwirte steigt durch den Anbau weniger Sorten die Gefahr, Komplett-Ausfälle verkraften zu müssen. Für Bund und Steuerzahler wächst das Risiko, Milliarden-Hilfen bereitstellen zu müssen. Der NABU fordert daher, beispielsweise eine bodenschonendere Landwirtschaft stärker zu fördern und auch den Anbau vielfältigerer Sorten.
Kurzfristig könne die Bundesregierung schon jetzt rund eine halbe Milliarde Euro mehr für den Natur- und Klimaschutz in der Landwirtschaft bereitstellen. Dazu müsse sie von den rund 4,5 Milliarden Euro an pauschalen Agrar-Direktzahlungen, die jährlich nach Deutschland fließen, 15 Prozent in die Förderung einer natur- und umweltfreundlicheren Bewirtschaftung umschichten. Bislang nutzt Deutschland diesen EU-weit möglichen Rahmen lediglich zu 4,5 Prozent aus. Damit stehen den Landwirten nur rund 250 Millionen statt 750 möglichen zusätzlich für den Klima- und Naturschutz zur Verfügung.
Zudem müsse sich Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner in den laufenden Verhandlungen zur künftigen EU-Agrarpolitik für eine natur- und klimaverträglichere Landwirtschaft einsetzen. Derzeit werden die rund 60 Milliarden an Agrar-Subventionen zum Großteil nach Flächenbesitz verteilt – egal wie klimafreundlich oder intensiv auf den Flächen gearbeitet wird. Der NABU fordert daher, Landwirte in der nächsten Förderperiode ab 2021 finanziell stärker dafür zu belohnen, wenn sie natur- und klimaverträglich wirtschaften. „Das enorme EU-Agrarbudget gibt diesen Kurswechsel her, bislang fehlt aber der politische Wille zu einer grundlegenden Änderung. Spätestens dieser Sommer sollte allen Verantwortlichen die Augen öffnen“, so der NABU-Präsident. |