Zählen, was zählt - Sechsbeiner beobachten und melden
Berlin – Die Steinhummel führt die Liste der am häufigsten gemeldeten Insekten bei der NABU-Aktion „Insektensommer“ an. Auf den weiteren Plätzen folgen Hainschwebfliege, Asiatischer Marienkäfer, Gemeine Florfliege und Lederwanze. Das ist der Stand zur Halbzeit der ersten großen deutschlandweiten Insekten-Zählung des NABU. Mit Spannung werden die Ergebnisse im August erwartet, wenn auch die ausgewachsenen Heuschrecken zirpen.
„Obwohl beim Insektensommer von der Wiese bis zum Moor überall beobachtet werden kann, haben sich zwei Drittel der Teilnehmer für den eigenen Garten als Beobachtungsort entschieden. Es sieht so aus, dass es den Menschen besonders Spaß macht, das nähere Wohnumfeld oder einen beliebten Aufenthaltsort zu erkunden und die Insektenwelt dort zu entdecken“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Mit dem „Insektensommer“ wolle der NABU auf die enorme Bedeutung von Insekten aufmerksam machen. „Diese Tiergruppe ist stark gefährdet und am wenigsten erforscht. Jeder kann mithelfen, Daten zur Artenvielfalt und Häufigkeit der Insekten zu sammeln. So wollen wir einen Überblick bekommen, wo Insekten zu finden sind“, so Miller. In Deutschland gibt es etwa 33.000 Insektenarten. Über die meisten liegen noch keine Daten vor.
Knapp 3.000 Meldungen von 5800 Teilnehmern sind bislang beim NABU eingegangen. Warum die Steinhummel vorne liegt, kann unterschiedliche Gründe haben. „Die meisten Leute suchen kaum zwischen den Blättern intensiv nach Insekten – sie schauen eher in die Gegend wie bei den Vogelbeobachtungen. Daher werden Blütenbesucher in dieser Größe sicherlich eher wahrgenommen. Hummeln fliegen Blüten gezielt und beständig an im Gegensatz zu Schmetterlingen. Auch ist die Steinhummel unverkennbar und unverwechselbar – das ist bei anderen Arten schon schwieriger“, so NABU-Insektenexpertin Daniela Franzisi. Die Leute seien auch bei den Insektenbeobachtungen zurückhaltender, da sie nichts Falsches melden wollen, weil sie das Insekt nicht kennen oder es nicht genau bestimmen könnten. Dabei sei es aber ohne weiteres möglich, zum Beispiel nur Biene oder Schmetterling anzugeben.
„Mit dieser Aktion soll das Wissen zu Insekten gestärkt werden. Wer sich damit beschäftigt, will vielleicht im nächsten Schritt mehr über diese faszinierenden Tiere erfahren“, so Franzisi.
Dass innerhalb der Bevölkerung ein großer Bedarf und Wissensdurst zum Thema Insekten besteht, zeigt das große Interesse an der NABU-App „Insektenwelt“, die innerhalb von 14 Tagen 30.000 Mal heruntergeladen wurde. Sie ist kostenfrei unter www.NABU.de/apps erhältlich und bietet ausführliche Insektenporträts der 122 bekanntesten Arten, die in Deutschland vorkommen. Eine Besonderheit der App ist eine fotografische Erkennungsfunktion. So können die Tiere einfach und schnell mit dem Smartphone fotografiert und automatisch erkannt werden.
Die Daten der Zählaktion „Insektensommer“ werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst. Nach der ersten Etappe im Zeitraum 1. bis 10. Juni, sind Naturfans nun vom 3. bis zum 12. August erneut aufgerufen, in ihrer Umgebung Insekten zu beobachten und unter www.insektensommer.de online oder per App „Insektenwelt“ zu melden. |