Kaum ist die Garantie abgelaufen, gehen Computer, Waschmaschine oder Outdoorjacke kaputt. Zufall? Eher nicht: Zunehmend wächst bei den Verbrauchern die Überzeugung, dass Produkte von Beginn an nur für eine überschaubare Nutzungsdauer entworfen wurden und dann planmäßig den Dienst versagen. Der Fachbegriff dafür ist „geplante Obsoleszenz“. Heute wird zu diesem Thema eine Studie veröffentlicht, die Bundestagsfraktion der Grünen in Auftrag gegeben hat. Die Beweislage scheint erdrückend zu sein.
Warum Hersteller auf die geplante Obsoleszenz setzen, ist klar: Sie wollen neue Waren absetzen. Das Verbrauchermagazin ÖKO-TEST hat in der Oktoberausgabe 2012 berichtet, wie das aussehen kann: Beim Handmixer etwa greifen Plastikzahnräder und Bauteile aus Metall ineinander. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Erstere die Zähne verlieren. Der Einwand, die Verwendung minderwertiger Werkstoffe und Bauteile habe ihren Ursprung in einer verbreiteten „Geiz ist geil“-Mentalität, ist fadenscheinig, wie ÖKO-TEST meint: Hochwertige Komponenten kosten nur wenige Cents mehr. Damit würde sich fast jedes elektronische Produkt höchstens um einen Euro verteuern, aber fünf bis zehn Jahre länger halten.
Es sind aber nicht immer billige Kleinteile, die für geplante Obsoleszenz sorgen. Beispiel iPhone: Dessen Nutzer suchen an ihrem Handy vergebens die Klappe, hinter der sich der Akku verbirgt. Er ist fest eingebaut. Damit bestimmt die Lebensdauer des Akkus die Lebensdauer des gesamten Geräts. In der Regel überstehe ein Akku 500 Ladezyklen; er hält bei einem Smartphone, das alle ein bis zwei Tage ans Netz muss, also rund zwei Jahre – so lange wie der Vertrag zum Handy.
Ein weiterer Weg, um Geräte möglichst bald aus dem Verkehr zu ziehen: Bei Defekt sollen sie möglichst nicht vom Nutzer selbst zu reparieren sein. Manche Geräte sind inzwischen so klein und kompakt geworden, dass der Tausch ganzer Komponenten nicht vorgesehen ist und der Einsatz eines Lötkolbens mehr schadet als nutzt. ÖKO-TEST kritisiert, dass daneben aber immer häufiger auch „proprietäre“, also für einzelne Hersteller typische Bauteile, zum Einsatz kommen, die im Handel nicht erhältlich sind – also nicht getauscht werden können.
Das ist umso ärgerlicher, weil die Müllberge immer höher werden. Heute türmen sich auf den Halden die Überreste von Digitalkameras, Staubsaugern und Bücherregalen, die zu Wegwerfartikeln mutiert sind. Von Billiglöhnern in Fernost montiert, können sie zu Niedrigstpreisen auf den Markt geworfen, nach dem absehbaren Defekt aber nicht mehr repariert werden: weil die Ersatzteile in Europa nicht vorrätig sind, der Lohn des Servicemitarbeiters so hoch liegt, dass man von dem Geld ein Neugerät kaufen kann – oder weil Konstrukteure und Produktdesigner eine Reparatur schlicht nicht vorgesehen haben. Dabei werden bewusst Rohstoffe und Ressourcen verschwendet. Baumwolle für T-Shirts etwa schluckt bei der Herstellung bis zu 20.000 Liter Wasser je Kilo.
Doch worin liegt die Lösung? Manche Verbraucherschützer sehen hier die Politik in einer Mitverantwortung. So könnten etwa Abgaben auf den Verbrauch von Ressourcen und Öko-Zölle, die nicht nachhaltig produzierte Waren aus anderen Regionen der Welt verteuern würden, eingeführt werden. Andere fordern eine Verlängerung der Gewährleistungsfrist von zwei auf vier Jahre, um den Qualitätsdruck der Unternehmen zu erhöhen. So lange kaputte Waren allerdings nur gegen neue getauscht und weggeworfen würden, ändert das nichts am Grundproblem der Ressourcenvernichtung. Deshalb wünschen sich manche auch eine „Pflicht zur Reparatur“. Ob diese rechtlich durchzusetzen wäre, ist aber unklar.
Doch man sollte sich nicht auf die Politik und mögliche Gesetze verlassen. Jeder Mensch kann beim Händler nach der Langlebigkeit und Qualität der Produkte fragen. Zudem rentiert es sich oft, Produkte zu reparieren. Auf Internetseiten wie ifixit.com werden im Kollektiv Anleitungen und Tipps für Reparaturen zusammengetragen. |