Webcams übertragen live das Brutgeschehen aus Nistkästen in Berlin und dem Alten Land bei Hamburg
Berlin/Hamburg - Dem Vogel des Jahres in die Kinderstube schauen - das können Naturfreunde ab sofort mit den Staren-Webcams des NABU. Im Alten Land bei Hamburg sowie in einem Garten am grünen Stadtrand von Berlin wird das Brutgeschehen aus zwei Nistkästen übertragen. "In Kürze werden die Starenmännchen den Kasten mit Nistmaterial füllen und sich um eine Partnerin bemühen", sagt NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling, "Sind sie erfolgreich, legt das Weibchen ab Anfang April vier bis sechs grünlich-blaue Eier." Unter www.nabu.de/staren-webcam kann man dabei sein, wenn gebrütet, geschlüpft und gefüttert wird.
Starenmännchen haben manchmal mehrere Partnerinnen, wenn es ausreichend Nistmöglichkeiten gibt. Deshalb überlassen sie, wie auch andere polygame Vogelarten, das Brutgeschäft den Weibchen. Sie bringen aber fleißig Futter heran, wenn nach zwölf Tagen die Jungen geschlüpft sind. Drei Wochen werden Starenküken vor allem mit Würmern, Insekten und deren Larven gefüttert. Manchmal gibt es zwei Bruten im Jahr. Bereits im Juli ist die Brutzeit jedoch schon vorbei. Noch bis zu vier Tage werden die Jungen außerhalb des Nests gefüttert, dann schließen diese sich zu Gruppen zusammen und suchen dann gemeinsam nach Beeren und Früchten. In Gärten und Obstplantagen machen sie sich dann nicht nur Freunde.
"Im 18. Jahrhundert wurde der Star noch mit Nistkästen angelockt, weil er als Schädlingsbekämpfer gefördert werden sollte. Heute müssen wir uns um ihn sorgen, weil die Insekten schwinden", sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. "Um auf dieses Problem und fehlende Nistmöglichkeiten aufmerksam zu machen, ist der Star der Vogel des Jahres 2018. Mit ihm wollen wir für den Erhalt alter Bäume werben und die Menschen für die Bedürfnisse dieser noch häufigen Vogelart sensibilisieren."
Der Bestand des Stars in Deutschland betrug zuletzt 2,8 bis 4,5 Millionen Brutpaare. Vor zwanzig Jahren gab es noch 50 Prozent mehr der schillernden Vögel. Der Star wurde 2015 darum auf der Roten Liste von ungefährdet auf Kategorie 3 (gefährdet) hochgestuft.
Eine der Ursachen für den Rückgang ist die Intensivierung der Landwirtschaft mit zunehmender Stallhaltung von Nutztieren, Pestizideinsatz und Überdüngung, was dazu führt, dass Nahrungsinsekten fehlen. Dem Wohnungsmangel an Höhlen auf der anderen Seite kann jeder Einzelne mit Nistkästen entgegenwirken. |