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Stocamine, Breisach, Wyhl...
Ein schlechtes Jahr 2017 für‘s Grundwasser am Oberrhein

Die Grundüberzeugung vieler Menschen, die „Ökoregion“ am Oberrhein wäre von einem dauerhaften ökologischen Fortschritt geprägt, hat zum Jahresende 2017 wieder einmal einen Dämpfer erhalten. In Sachen Grundwasserschutz hat das Jahr 2017 Rückschritte gebracht.

Wir belegen diese Aussage mit drei Beispielen:

Stocamine (F):
Der Zustand des Sondermülllagers Stocamine im Elsass hat sich nach dem Brand des „nicht brennbaren Giftmülls“ schnell verschlechtert. 2017 wurde mit den Tests/Vorarbeiten zur „Versiegelung“ der Deponie begonnen, obwohl immer noch Giftstoffe unter Tage sind. Bis 2019 soll die unterirdische Deponie versiegelt sein. Für den BUND und die elsässische Umweltbewegung sind die jetzigen Lösungen nicht enkeltauglich und gefährden mittel- und langfristig das Grundwasser am Oberrhein. Der BUND kritisierte die Planungen und begleitet das Stocamine-Debakel seit der Planungsphase. Hätte der französische Staat rechtzeitig auf die grenzüberschreitende Umweltbewegung und den BUND gehört, dann wäre dem Oberrhein ein Umwelt- und Grundwasserproblem erspart geblieben und die französischen SteuerzahlerInnen hätten auch viel Geld gespart.

Wyhl:
Die Gemeinde Wyhl hat ein großes Nitratproblem und der Gemeinderat stimmte im Dezember 2017 für einen Liefervertrag mit dem Wasserversorgungsverband Sasbach-Endingen. Ab 2019 sollen die Menschen in Wyhl mit dem Wasser aus dem Sasbacher Tiefbrunnen versorgt werden. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz ist dies eine nachvollziehbare "gute" schlechte Entscheidung:
Endlich bekommen die Menschen in Wyhl besseres Trinkwasser. Kleinkinder sollten aus Gesundheitsgründen das Wyhler Leitungswasser nicht trinken, denn der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser von 50 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) ist überschritten.
Die gute Entscheidung für die Menschen in Wyhl ist allerdings gleichzeitig eine schlechte Entscheidung für‘s Grundwasser, denn nicht das Grundproblem wird behoben und das Grundwasser saniert, sondern der Grundwasserverschmutzung wird nur ausgewichen. Mit zugekauftem „guten“ Wasser, mit mischen, verdünnen und neuen Brunnen wird an vielen Stellen in der Rheinebene das Grundproblem des zu großen Düngemitteleintrags in das Grundwasser nur verschoben und nicht gelöst. Nicht die Verursacher und die gut verdienenden Düngemittelkonzerne kommen für die Kosten auf, sondern die Verbraucher und Verbraucherinnen.

Breisach:
Die Badische Zeitung vom 13.11.17 berichtete, dass die Pläne, Breisach, Ihringen und Merdingen an einen salzfreien Brunnen anzuschließen, endlich Realität werden. Nach vielen Jahren und viel zu spät bekommen die Menschen endlich besseres Wasser. Die jetzt schon entstandenen massiven Rostschäden in Breisach zeigen die dringende Notwendigkeit auf, diese Maßnahme endlich zu realisieren, ein Problem, auf das der BUND seit 1988 aufmerksam macht. Die Ursache und der Hauptverursacher der Breisacher Wasserprobleme sind bekannt. Auf der Fessenheimer Rheininsel sind in den Zwischenlagerbecken der "Mines de Potasse d'Alsace" von 1957 bis 1976 eine Million Tonnen Salz im Untergrund versickert und dort finden sich bis zu 50 Gramm (!) Salz in einem Liter Grundwasser.
Die verdünnte Spitze der Grundwasser-Versalzungs-Fahne ist längst in Breisach angekommen, doch nicht die Verursacher tragen die Kosten für die bereits entstandenen massiven Schäden und für die geplanten 3,8 Millionen Euro Anschlusskosten, sondern die Menschen in Breisach und das Land Baden-Württemberg. Bei den Mines de Potasse d'Alsace das Geld zu holen, ist zweifellos schwieriger als bei kleinen Umweltsündern. Doch diese Ungleichbehandlung darf nicht akzeptiert werden. Im Grundgesetz steht in Artikel 3: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich" und das muss auch für große, einflussreiche Umweltverschmutzer gelten. Eine solche Ungleichbehandlung widerspricht zutiefst unserem bürgerlichen Rechtsempfinden, sie ruft zu Recht Unverständnis und Verärgerung hervor. In was für einem Rechtssystem leben wir, wenn es sich eine Gemeinde, das Land Baden-Württemberg und der Wasserversorger Badenova finanziell nicht leisten können, gegen einen bekannten Grundwasserverschmutzer anzugehen?
Aus diesen Gründen hat sich der BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein am 18.12.2017 an den Landesrechnungshof gewandt, in der Hoffnung, dass die neue Beteiligung des Landes an den Sanierungskosten dazu führt, dass durch eine Klage doch noch das Verursacherprinzip durchgesetzt wird.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Im Oktober sind bei Messungen in privaten Brunnen im südlichen Breisgau die Grenzwerte für Nitrat überschritten worden.
Am Hochrhein, im Rheineinzugsgebiet setzt die Schweiz nach dem Prinzip der Salamitaktik ein atomares Endlager durch. Wir brauchen ein „möglichst sicheres“ Endlager, denn die Menschheit ist zu unzuverlässig, um Atommüll dauerhaft überirdisch zu lagern. Die geologischen Sonderbedingungen der Schweiz (wachsende Alpen, dünner Opalinuston...) erlauben es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, hochradioaktiven Atommüll eine Million Jahre sicher zu lagern.
Der BUND fordert seit Jahrzehnten - zunehmend verärgert - und leider heute wieder mehr Anstrengungen der Behörden, um das Grund- und Trinkwasser am Oberrhein zu schützen und Grundwasser, Bäche, Flüsse, Meere und GebührenzahlerInnen zu entlasten.
Das Beispiel Stocamine zeigt, dass es manchmal kostengünstig ist, auf den Umweltschutz zu hören.
 
Eintrag vom: 21.12.2017 Autor: Axel Mayer, Geschäftsführer




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