Erfolgreiche Schutzaktion des Umweltschutzamts gemeinsam mit einem Landwirt aus Opfingen
Die Kiebitze sind wieder da. Es ist eine kleine Sensation, denn im März 2016 entdeckte ein Ornithologe mehrere dieser Vögel über einem Acker in Opfingen beim typisch torkelnden Frühlingsflug. Kurz darauf konnte er auch Eigelege auf dem Acker nachweisen.
„Kiebitze habe ich schon lange nicht mehr auf meinen Flächen gesehen“, freut sich Landwirt Erwin Wagner, der spontan bereit war, die durch das Umweltschutzamt finanzierten Aktionen zum Schutz der Brutvögel umzusetzen. Das Engagement hat sich gelohnt. Von zwei Gelegen mit je vier Eiern wurden im Juni 2016 insgesamt vier Jungvögel gesichtet.
Da die ortstreuen Kiebitze auch in diesem Frühjahr auf der gleichen Ackerfläche in Opfingen erwartet wurden, hat das Umweltschutzamt mit Landwirt Wagner einen Vertrag abgeschlossen, um die Ackerflächen für die brutwilligen Kiebitze optimal zu gestalten. Dazu wird im Frühjahr auf einem ausreichend großen Teil des Ackers weiterhin gepflügt und auch die Saat wie gewohnt vorbereitet, nur auf eine Einsaat mit Feldfrüchten wird rund um die Kiebitznester verzichtet. Stattdessen wird eine Blühmischung um die Nester ausgesät. Die dadurch entstehende niedrige und aufgelockerte Vegetation bietet den Nestern und Jungvögeln Schutz, aber auch ein üppiges Futterangebot an Insekten.
Und wie erhofft, kamen dann auch im März die Kiebitze aus ihrem Winterquartier auf den gleichen Acker zum Brüten zurück. Fünf Nester mit Gelegen beobachtet. Bis Juli wurden mindestens vier Küken flügge. Aus einem Nest konnte der Verbleib der Jungvögel nicht beobachtet werden, ein Nest wurde vom Fuchs geplündert, ein anderes wurde aus ungeklärten Gründen aufgegeben.
Die Bestände der schwarz-weiß gefiederten, taubengroßen Vögel, die wegen ihres schaukelnden, von namengebenden „Kiwitt, kiwitt“-Rufen begleiteten Balzfluges im Frühjahr auch „Gaukler der Lüfte“ genannt wird und durch seine dem Kopf aufsitzende zweizipflige Federhaube unverkennbar ist, sind seit Mitte der 1990er Jahre rapide zurückgegangen. Bundesweit sind die Bestände des strenggeschützten Vogels zwischen 1990 und 2013 um bis zu 75 Prozent zurückgegangen. Am südlichen Oberrhein gab es 1990 noch 2000 Brutpaare des vorzugsweise auf ebenen offenen Bodenstellen in feuchten Wiesen oder Weiden brütenden Bodenbrüters, heute gibt es hier nur noch ganz vereinzelte Vorkommen der Vogelart.
Der Kiebitz bevorzugt feuchtes Grünland, das er kaum noch in den immer intensiver genutzten Kulturlandschaften vorfindet. Dies ist einer der Hauptgründe für den Rückgang der mittlerweile in der Roten Liste Baden-Württembergs als stark gefährdet eingestuften und nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Vogelart.
Viele der Kiebitze sind daher auf Ackerflächen ausgewichen und brüten auch auf Ackerflächen des Mais- oder Gemüseanbaus, die im Frühjahr noch keinen oder wenig Bewuchs aufweisen. Diese erweisen sich aber in der Folge als ökologische Fallen für die Brut der Vögel. Wenn die Äcker bearbeitet werden, werden sie massiv gestört und die Bruten oft aufgegeben.
Für Harald Schaich vom Umweltschutzamt ist die erneute Brut der Kiebitze in einem witterungsbedingt für die Vögel schwierigen Frühjahr ein Beispiel, „das zeigt, wie wichtig eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichem Naturschutz, Landwirtschaft und Verwaltung ist, um Erfolge beim Artenschutz im Offenland zu erzielen“. |