Anlässlich der Freiburger Aktionstage Nachhaltigkeit 2017 sowie der Europäischen Nachhaltigkeitswoche protestierten wir gegen den absolut nicht nachhaltigen Flächenverbrauch beim geplanten großen Neubau-Stadtteil Freiburg-Dietenbach auf 169 ha landwirtschaftlichem Boden, Wiesen und Wald.
Am Samstag, 20. Mai 2017, von 13 bis ca. 15.30 Uhr fuhren 52 Landwirte aus Freiburg und Umgebung mit ihren Traktoren die 2. Schlepper Demo durch die Freiburger Innenstadt und danach weiter bis zum Dietenbach. Begleitet wurden die Traktoren ab und bis Konzerthaus von Radfahrern. Um 13.45 Uhr gab es am Fahnenbergplatz/ Friedrichstrasse eine Kundgebung vor zahlreichen Zuschauern und Radlern mit folgenden Rednern:
Erwin Wagner (BI Pro Landwirtschaft und Wald in Freiburg Dietenbach & Regio) 2. Gabriel Hugoniot (BUND), Herr Königer (ehemals Baumbeauftragter der Stadt Freiburg), Herr Löser (Ecotrinova), Martin Linser (BLHV, BI).
Ideell unterstützt wurde die Demo von:
RegioBündnis Pro Landwirtschaft Natur & ökosoziales Wohnen, BLHV Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband, Ecotrinova, NABU Gruppe Freiburg, BUND Gruppe Freiburg, Klimabündnis, AbL Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V., AntiAtomgruppe Freiburg, BUND Gruppe Schönberg, Gartenleben e.V., Lernort Kunzenhof e.V., Ak Wasser im BBU, Plan B e.V., BI Unterm Heidach (Denzlingen).
Danach Weiterfahrt der Traktoren bis zum Dietenbach/ Mundenhof, dort erfolgte bei Flammenkuchen und Getränken der Abschluß.
Hintergrundinfos:
Warum die 2. Demo?
Anlässlich der Freiburger Aktionstage Nachhaltigkeit 2017 und der Europäischen Nachhaltigkeitswoche kritisieren wir die tatsächliche Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Freiburg in punkto Flächenverbrauch. Die Bundesregierung hat im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf 30 Hektar (derzeit 69 ha) pro Tag zu verringern. Wir fragen: wo bleiben die Bemühungen in dieser Richtung bei der Freiburger Stadtpolitik?
In Freiburg Dietenbach plant die Stadt die Bebauung von ca. 169 Hektar Äckern, Wald und Wiesen mit Häusern, Straßen usw. – dies im krassen Gegensatz zur Nachhaltigkeitsstrategie. Die BI fordert, den Verbrauch von Flächen der Landwirtschaft, von Wald und Kleingärten in Freiburg und Region zu stoppen.
Die BI Pro Landwirtschaft und Wald in Freiburg Dietenbach & Regio setzt sich mit ihren zahlreichen Unterstützer-Vereinigungen (s. Flyer) ein für die durchaus vorhandenen Alternativen (zB Aufstockungen, Dachausbauten, grundsätzlich mehr Genehmigungen für höhere Bauwerke, Leerstandsregister und Leerstandsmanagement, mehr Wohnungen statt Büros (Bahnhofsmeile!), Rücknahme illegaler Ferienwohnungen, Überbauung vieler großer Parkplatzflächen, Bebauung von noch ausstehenden unumstrittenen Flächen des aktuellen Flächennutzungplans 2020 und , mehr Wohnen für Hilfe, bessere Nutzung von Wohnraumreserven in Mischgebieten, und insbesondere die soziale und ökologische Entwicklung einer ganzen Reihe Freiburger Stadtteile.
Die regionale Landwirtschaft wird zwar von der Politik immer wieder öffentlich gewünscht, aber in Wirklichkeit durch Ausweisung ständig weiterer Bauflächen im Außenbereich in der Existenz bedroht und letztlich unwiederbringlich zerstört. Dabei wird die Ernährung der Menschen in Freiburg laut Untersuchung i.A. der Stadt nur noch zu 20% aus der Region Südbaden bedient.
Die BI möchte das Thema Flächen-Versiegelung und die negativen Konsequenzen für Wasser, Luft, Klima und die Artenvielfalt zu den Bürgern tragen: Es ist ein sehr wichtiges Umweltthema, welches uns in den nächsten Jahrzehnten zunehmend beschäftigen wird. Wir möchten mit unseren Unterstützern den Böden, den Wiesen und dem Wald eine Stimme geben. Flächenschutz ist auch Menschenschutz!
Nach wie vor gibt es für die Landwirte keine ausreichenden Ersatzflächen, nur etwa 29 ha. Es wird auch kaum mehr werden, weil Freiburg und Umland einfach nicht mehr genug Flächen zur Verfügung stehen. Schon jetzt werden auch anderen Landwirten in Freiburg außerhalb vom Gewann Dietenbach und außerhalb Freiburgs stadteigene Pachtflächen gekündigt, die später den Dietenbacher Landwirten zur Verfügung gestellt werden sollen. D.h. aber, dass auch diesen Landwirten in Folge Flächen weggenommen werden und auch dort durch den Flächenverlust die Wirtschaftlichkeit und teilweise auch Existenz der Betriebe bedroht sind. Auch bei diesen Landwirten „in zweiter Reihe“ entsteht ist schon Unruhe.
Hier ein Auszug von Problemen, die den Bau von günstigem Wohnraum im Gewann Dietenbach sehr unrealistisch erscheinen lassen:
Die von der Stadtverwaltung „zurechtgebastelte“ Finanzierung für den neuen Stadtteil mit einem 98 Mio. Euro Finanzloch aus dem Haushalt, die vielen nicht im Eigentum der Stadt vorhandenen Grundstücke, die Vertreibung von Landwirten bzw. deren Existenzgefährdung, das nur sehr hohen Kosten zu umgehende Verbot im großen Überschwemmungsgebiet Dietenbach, vorgeschriebene teure Lärmschutzwälle, hohes Grundwasser, die Verlegung von Sendemast und Hochspannungsleitungen, mühsame Ausgleichsflächensuchen für Naturverluste, nicht zufriedenstellende geplante ÖVNP-Verbindung, Verlust von Dietenbach für die Naherholung für die Bevölkerung von Weingarten und Rieselfeld, kein Schwimmbad, kein Bürgerzentrum à la Glashaus Rieselfeld, von vorneherein zu kleine Schule, Verlust von Flächen für die Ernährung von bis zu 2.000 Menschen.… |