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Slow Food Deutschland e.V. zum Welternährungstag 2016

Nachdem der Hunger in der Welt immer noch nicht besiegt ist, fordert Slow Food Deutschland e.V. zum Welternährungstag am 16.10.2016 eine umfassende Änderung des globalen Lebensmittelsystems. Umfangreiche Umstrukturierungen müssen vor allem bei der Eindämmung von Nahrungsmittelverlusten, beim Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen sowie der Macht- und Marktkonzentration im Produktions- und Vertriebssystem erfolgen.

Neue Wege für die Bekämpfung des Hungers dringend gesucht!

Auch zum Welternährungstag 2016 wird klar: Der Hunger in der Welt bleibt bestehen. Der soeben veröffentliche Welthungerindex - zu dessen Präsentation die Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V. Ursula Hudson sprach - macht klar, dass Fortschritte bei der Hungerbekämpfung erzielt wurden. Eine Überwindung des Hungers bis 2030 kann aber nur durch weitaus entschlossenere Schritte als bisher garantiert werden.

1. Ansatz: Entschlossene Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung ist Teil der Überwindung agrarindustrieller Strukturen

Zur Zeit gehen ca. 25% der global erzeugten Kalorien zwischen Acker und Teller verloren oder werden verschwendet. Diese enormen Verluste auch nur zu halbieren würde die zu erwartende Lücke in der Ernährungssicherung im Jahr 2050 um 20% vermindern.
Eine neue Studie weist nach, dass z.B. in den USA ca. 50% der produzierten Nahrungsmittel (60 Millionen Tonnen) aus reinem "Perfektionskult" verschwendet werden oder verloren gehen - neben den negativen Auswirkungen auf Ökosysteme auch ein volkswirtschaftlicher Schaden von 160 Milliarden US Dollar.

"Auf der Welt leben zur Zeit sieben Milliarden Menschen, im Jahr 2050 werden es neun Milliarden sein. Die Agrarindustrie fordert deshalb, konventionelle Landwirtschaft massiv auszubauen, um die vermeintlich absehbare Nahrungslücke zu schließen. Dabei produzieren wird heute bereits Nahrung für zwölf Milliarden Menschen! Es geht nicht um ein "Mehr" und "Intensiver", es geht um ein besseres Lebensmittelsystem mit regionaler Bioernährung und mäßigem Fleischkonsum - so bekommen wir auch alle Menschen mit guten, sauberen und fairen Lebensmitteln im Jahr 2050 satt", so Ursula Hudson auf der Veranstaltung zur Vorstellung des Welthungerindex am 11.10.2016 in Berlin.

2. Gentechnik ist keine Lösung

Aktuell versuchen die bekannten Agrarmultis Monsanto, DuPont und Syngenta den Anbau von gentechnisch verändertem Mais in der EU massiv auszuweiten: Statt einer Variante sollen in Zukunft vier Varianten angebaut werden dürfen. Unterstützt werden diese Agrarmultis von der industriefreundlichen europäischen Lebensmittelbehörde EFSA. Dabei wird die Gefahr von Superunkräutern, die durch Kreuzung von transgenem Mais und herkömmlichen Unkräutern entstehen können, in diesem Prozess völlig unterschätzt. Ursula Hudson hierzu: "Das verzweifelte Streben der Agrarmultis, die Agrarwende noch hinauszuzögern, gefährdet nun nicht mehr nur die Ernährungssicherheit in Südamerika alleine, sondern mittlerweile auch noch in Europa. Ausgeräumte Agrarlandschaften in Entwicklungsländern inklusive der Zerstörung wertvoller Ökosysteme und der Vernichtung kleinbäuerlicher Strukturen als klares Signal für die verheerende Auswirkungen der Agro-Gentechnik werden von der europäischen Politik weitestgehend übersehen. Dabei ist der breite gesellschaftliche Wandel unübersehbar und der Tenor klar: Politiker - hört auf zu schlafen!"

3. Markt- und Machtkonzentration in der Landwirtschaft müssen durchbrochen werden

Ein großes Problem des derzeitigen Lebensmittelsystems sind die Flaschenhälse der Weiterverarbeiter. Dies zeigt sich in Deutschland beispielhaft an der Marktmacht der Molkereien und dem auch hiermit verbundenen Preisverfall von Milchprodukten. Entsprechende Strukturen führen zu einer Weiterführung der konventionellen Landwirtschaft einerseits, aber auch zu einer zunehmenden Verdrängung kleinbäuerlicher Strukturen andererseits. "Wir können es nicht zulassen, dass immer mehr Bauern aufgeben und das Land in die Hände einiger Weniger fällt: nicht in Deutschland und nicht weltweit" so Ursula Hudson. "Auch im Bereich der Einzelhandelsstrukturen muss etwas geschehen. Es kann nicht sein, dass oligopolistische Strukturen darüber bestimmen, was die Menschen essen sollen und essen dürfen".
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Eintrag vom: 18.10.2016  




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