Schreiner testen Lastenrad der Stadt Karlsruhe – ein Fahrbericht
Drei Wochen lang hat Thomas Kalesse, Geschäftsführer der gleichnamigen Schreinerei in der Oststadt, Erfahrungen mit dem Karlsruher Lastenrad gesammelt. Organisator der Aktion ist das Stadtplanungsamt, das Bürgerinnen und Bürgern dieses alternative Transportmittel praxisnah vorstellen möchte.
Der alteingesessene Familienbetrieb an der Ostendstraße hat sich auf Fenster- und Türenbau spezialisiert. Für kleinere Reparatur- und Wartungsarbeiten im Umkreis von zwei bis drei Kilometern hat die vierköpfige Belegschaft bereits heute zwei Fahrradanhänger im Fuhrpark. Meister und Gesellen testeten nun, ob sich ein Lastenrad noch besser für ihre Zwecke eignet.
„Als ich das Rad entgegennahm, war ich erst einmal überrascht“, berichtet der 61-jährige. „Die Konstruktion mit drei Rädern war für mich ungewohnt“, sagt der Schreinermeister, der in der Zeitung von der Aktion erfahren hatte. Nach ein paar Proberunden auf dem Firmengelände habe dann aber Neugier über Skepsis triumphiert.
„Als Stadtrat a.D. bin ich Einsparmöglichkeiten und Verbesserungen gegenüber immer aufgeschlossen“, begründet der Firmenchef sein Interesse an dem Transporter, der kostensparend und klimafreundlich mit Muskelkraft betrieben wird. Für den Transport sperriger Materialien oder einer Leiter eigne sich das getestete Modell hingegen nicht, habe der Praxistest bei Kalesse ergeben. Daher setzen er und seine Mitarbeiter das Lastenrad vornehmlich als eine Art rollender Werkzeugkasten ein.
Für den langfristigen Einsatz käme nur ein auf die Ansprüche der Schreinerei zugeschnittenes Lastenrad in Frage. Keine unlösbare Aufgabe: Wie vielfältig sich moderne Lastenräder bereits heute auch für Dienstleister und handwerkliche Betriebe einsetzen lassen, zeigt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) unter http://lastenrad.vcd.org/branchenloesungen. Bis dahin radelt das Kalesse-Team weiterhin mit seinen Fahrradanhängern zum Kunden.
Als nächstes wird die Hausgemeinschaft eines Mehrgenerationen-Projekts in Karlsruhe das Lastenrad Probe fahren. Hier freuen sich insbesondere die älteren Mitbewohner darauf, den neuen Trend bei Transportmitteln kennenzulernen. Aufgrund der starken Nachfrage hat die Stadt Karlsruhe eine weitere Testperiode eingerichtet: Im September wird die Arbeiterwohlfahrt (AWO) testen, ob sich Lastenräder für den Tagespflegedienst eignen.
Die Aktion ist Teil der Info- und Werbekampagne „Tu's aus Liebe!“ des Stadtplanungsamtes Karlsruhe. Ziel ist es, den Anteil des Radverkehrs in der Stadt von derzeit 25 auf 30 Prozent bis zum Jahr 2020 zu steigern. Das Lastenrad wollen die Organisatoren als günstige Transportalternative ohne CO2-Emissionen und als stressfreies Fortbewegungsmittel bekannt machen - inspiriert von Boomregionen wie Kopenhagen, wo bereits etwa 40 000 Lastenräder zu einem entspannten Stadtbild gehören. |