EU unterstützt Kooperation zum Schutz des Feldhamsters
Am 1. Oktober ist offizieller Start für das von der Europäischen Union (EU) geförderte Projekt für den Erhalt der Feldhamster in Sachsen. Das Projekt »LIFE4HamsterSaxony« hat eine sechsjährige Laufzeit und einen Gesamtumfang von 12,2 Millionen Euro.
„Unser Ziel ist es, die Feldhamsterpopulation in ihrem letzten Verbreitungsgebiet in Sachsen zu stärken und zu fördern“, sagt LfULG-Präsident Heinz Bernd Bettig. „Dafür wollen wir unter anderem im Projektgebiet in Nordwestsachsen gemeinsam mit den Landwirtschaftsbetrieben landwirtschaftliche Maßnahmen entwickeln, erproben und schrittweise einführen, wie zum Beispiel den Anbau von feldhamsterfreundlichen Kulturen.“
Zoodirektor Prof. Jörg Junhold betont: „Dass der Zoo Leipzig Teil der europäischen Artenschutzstrategie ist, empfinden wir als Anerkennung und macht uns auch ein klein wenig stolz. Als wissenschaftlich geführtes Artenschutzzentrum sehen wir den Schutz der Biodiversität sowohl lokal als auch global als unsere Kernaufgabe an. Die Zuchterfolge in der Station und auf der Auswilderungsfläche zahlen auf das formulierte Ziel ein, bis 2031 eine sich selbsterhaltende Feldhamsterpopulation in Mitteldeutschland aufzubauen. Im Jahr 2024 konnten wir uns über 226 Jungtiere freuen und in diesem Jahr wurden insgesamt 256 Feldhamsterjungtiere geboren. Die Zuchterfolge bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Bestandsstützung der Feldhamsterpopulation.“
Dr. Eckhard Rexroth, 1. Beigeordneter und Umweltdezernent des Landkreises Nordsachsen, ergänzt: »Der Feldhamster war schon immer eine charakteristische Art der Delitzscher Ackerebene. Viele Anwohner kennen ihn noch aus eigenem Erleben. Die Stärkung der Population auf den ertragreichen Böden der Region muss allerdings mit den Anforderungen der modernen Landwirtschaft und den heutigen klimatischen Bedingungen in Übereinstimmung gebracht werden. Dafür leistet das LIFE-Projekt gleichfalls einen wichtigen Beitrag.«
Das Projekt »LIFE4HamsterSaxony« kann bereits auf erste Erfolge aufbauen. Mit Hilfe von Landesmitteln wurde im Zoo Leipzig eine Erhaltungszucht etabliert. Zudem wurden vom Landkreis Nordsachsen organisierte Hilfsmaßnahmen für eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung umgesetzt und seit 2024 Feldhamster ausgewildert. Zuletzt wurden Anfang Mai 2025 im Ackergebiet südwestlich von Delitzsch auf zwei speziell vorbereiteten Aussetzungsflächen 179 Feldhamster ausgewildert. Mit den Nachkommen der im Jahr 2024 ausgewilderten Tiere könnte der Bestand bereits auf etwa 300 Feldhamster angewachsen sein.
Zurzeit werden die Auswilderungen im kommenden Frühjahr geplant. Dazu bereiten das LfULG und der Landkreis Nordsachsen Verträge mit interessierten Landwirtschaftsbetrieben vor. Nach aktuellem Stand werden mindestens 20 Hektar neue Maßnahmenflächen hinzukommen, einschließlich einer neuen Aussetzungsfläche für die Auswilderungen. Im Frühjahr 2026 wird dann die Bewirtschaftung von mindestens 80 Hektar Acker mit speziellen Getreide-, Luzerne- und Blühstreifen auf den Feldhamster ausgerichtet.
In der Projektlaufzeit bis Ende 2031 stehen für das Projekt »LIFE4HamsterSaxony« beim LfULG Projektmittel in Höhe von 7,2 Millionen Euro und beim Zoo Leipzig in Höhe von 5,0 Millionen Euro zur Verfügung. Wesentliche Projektmittel des LfULG sind für die hamsterfreundlichen Maßnahmen vorgesehen, die gemeinsam mit den Landwirtschaftsbetrieben auf den Ackerflächen des Projektgebietes südwestlich von Delitzsch entwickelt, erprobt und umgesetzt werden. Der Zoo Leipzig setzt im Projekt in erster Linie die Erweiterung der Haltungs- und Zuchtkapazitäten, die Auswilderung und Teile der wissenschaftlichen Begleitung um. Das Landratsamt Nordsachsen beansprucht nur einen kleinen Teil der Projektmittel, hat aber als zuständige untere Naturschutzbehörde wichtige administrative Aufgaben.
Die EU fördert 75 Prozent der Projektkosten. Die Projektpartner bringen einen Eigenanteil von 25 Prozent der jeweiligen Kosten auf. Die Größe der Maßnahmenflächen soll bis zum Ende des Projektes auf bis zu 400 Hektar anwachsen.
Für eine erfolgreiche Etablierung des Projektes gehört aber auch die Vernetzung mit Fachkollegen. Auf dem International Hamster Workgroup Meeting, das der Zoo Leipzig gemeinsam mit dem NABU-Landesverband Sachsen am letzten Wochenende ausgerichtet hat, kamen unter anderem aus ganz Europa Wissenschaftler, Naturschützer, Behörden- und Landwirtschaftsvertreter zusammen, um sich über gemeinsame Strategien gegen das Artensterben und den Schutz von bedrohten Populationen auszutauschen.
Hintergrund:
Im September 2024 wurde von den Projektpartnern LfULG, dem Zoo Leipzig sowie dem Landratsamt Nordsachsen ein umfangreicher Projektantrag bei der EU eingereicht. Die Anstrengungen des im Jahr 2008 gegründeten Arbeitskreises »Kooperativer Feldhamsterschutz im Freistaat Sachsen« waren eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg des Antrages, insbesondere die von dem Arbeitskreis entwickelte »Strategie zum kooperativen Schutz des Feldhamsters« in Sachsen. Im Juni 2025 wurde die Fördervereinbarung mit der Europäischen Union zum Projekt »LIFE4HamsterSaxony« vom LfULG abgeschlossen.
Weitere Information finden Sie auf Artenschutzprojekt Feldhamster | Zoo Leipzig |