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Das Uniklinikum in Hamburg-Eppendorf
Eppendorf: Universitaetsklinikum (c) Zimpel / DSD
 
Das Uniklinikum in Hamburg-Eppendorf
Ein beispielhafter Zeuge der Geschichte der Krankenpflege

Krankenpflege zieht sich seit dem Mittelalter durch Europas Geschichte wie ein roter Faden. Unter den von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geförderten Denkmalen dürfen ihre Bauten nicht fehlen. Denn sie erzählen diese Geschichte nach. So etwa hat in Großengottern der Geschichtsverein mit seinen 140 Mitgliedern die Anlage St. Andreas für die Öffentlichkeit wieder hergerichtet und im auf das 14. Jahrhundert zurückgehende Spital ein Krankenhausmuseum mit sozialgeschichtlicher Ausrichtung eingerichtet. Zum 1576 gegründeten Juliusspital in Würzburg gehören ein Weingut, ein Seniorenstift, ein Hospiz, die Palliativakademie, Landwirtschaft und Forsten, diverse Mietanwesen sowie eine Schule für Pflegeberufe. Die Stiftung Juliusspital nimmt bis heute zahlreiche soziale und kulturelle Aufgaben wahr. Schließlich das Jüdische Krankenhaus in Berlin Mitte, das 1861 eingeweiht wurde. Das in medizinischer und funktioneller Hinsicht mustergültige Krankenhaus war ein sogenanntes Korridorkrankenhaus und galt als richtungsweisende medizinische Einrichtung. Mit dem Gebäude Nr. 16 hat sich in einzigartiger Weise der Prototyp des modernen Krankenhausbaus in Deutschland erhalten.

Schließlich in Hamburg. Dort war gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Errichtung eines neuen Krankenhauskomplexes dringend geboten. Zunehmende Bevölkerungszahlen und fehlende gesunde hygienische Verhältnisse, dazu Ansteckungskrankheiten wie die Cholera zwangen dazu. Die nötige Fläche fand sich vor der Stadt. Auf einem großen freien Gelände in Eppendorf, das erst 1894 zum Hamburger Stadtteil wurde, entstanden bereits ab 1889 in einer parkähnlichen Grünanlage 55 Pavillons. Das Krankenhauskonzept markiert den Übergang vom kasernenartigen Armenhospital zum modernen Behandlungskrankenhaus nach dem damals modernen Stand der medizinischen Erkenntnis.

Zu den schönsten historischen Gebäuden des „Universitäts-Krankenhauses Eppendorf“ (UKE) gehört das Erikahaus, das nach einem Entwurf des Baudirektors der Freien und Hansestadt Hamburg, Professor Fritz Schumacher, in den Jahren 1912 bis 1914 für die hier tätige Erika-Schwesternschaft entstand. Das Wohnheim für Schwesternschülerinnen enthielt Büros, Speise-, Musik- und Festsäle. Der durch und durch hanseatische Bau wurde aus dunkelrotem Backstein in gedrungenen Formen errichtet.

Das Gebäude besteht aus einem stattlichen Mittelbau, der hauptsächlich die der Allgemeinheit dienenden Räume aufnimmt. Den Speisesaal im Obergeschoss belichten fünf hohe Fenster, die seine leicht ausgerundete Längswand durchbrechen und sich in den Garten öffnen. An diesen Mittelbau schließen sich beiderseits niedrigere langgestreckte Flügel an, die den Garten umfassen und Zimmer, Schulungsräume und Büros aufnehmen. Zwischen dem Garteneingang und dem Eingang von der Krankenhausseite liegt ein weiter, durch Bogen gegliederter Gartensaal. Von diesem führt in doppeltem Lauf die Treppe in das Hauptgeschoss und mündet in einen breiten Wandelgang, der durch Glastüren vom Treppenhaus abgeschlossen ist. In der Mitte erreichte man über den Gang das Speisezimmer, daneben liegen rechts und links das Gesellschafts- und Musikzimmer.

Durch Umbauten und bauliche Eingriffe hatte das Gebäude sehr gelitten. Nach ersten Untersuchungen zeigte sich, dass die Fassung der Festsäle im Obergeschoss, des Wandelgangs und des Gartensaals von 1914 noch komplett vorhanden und in weiten Teilen freizulegen war. Durch die laufenden Maßnahmen konnten somit außergewöhnliche Raumfassungen wiedergewonnen werden.

Ein weiteres erwähnenswertes Gebäude projektierte Fritz Schumacher 1911. Wegen des Ersten Weltkriegs verzögerte sich die Bauausführung bis 1926. Das sogenannte Institutsgebäude, in dem bis 2007 die Pathologie untergebracht war, ist das erste Institutsgebäude für medizinische Forschung in Hamburg. Erwachsend aus diesem Gebäude entwickelte sich die medizinische Fakultät der Universität.

Es handelt sich um eine dreigeschossige Dreiflügelanlage aus rotem Backstein mit rotem Ziegeldach. Das rund 100 Jahre alte Gebäude beherbergt das funktional auf die Bedürfnisse eines pathologischen Instituts abgestimmte Raumensemble des Sektionssaales in Verbindung mit dem Wasch- und Vorbereitungsraum, Kleinem Hörsaal, Großem Hörsaal und der Eingangshalle. Es ist, auch in Bezug auf die Ausstattung, in dieser Art und diesem Erhaltungszustand in Deutschland einmalig. Das Gebäude besitzt eine außerordentliche Bedeutung für die Entwicklung des europäischen Instituts- und Krankenhausbaus. Es ist medizinhistorisch, bau- und kunsthistorisch von Bedeutung.

Im kleinen Hörsaal wurden die zuvor sezierten Leichen mit den gefundenen Todesursachen den Klinikern vorgestellt und Diagnose, Therapie sowie Krankheitsverlauf und Todesursache eingehend diskutiert. Die Bedeutung der Wissensvermittlung hat Schumacher durch eine architektonische Besonderheit gewürdigt. Er gab dem Hörsaal ein akzentuierendes Glasdach, das genau über dem Sektionstisch einen Stern als Tragwerk aufweist. Als die Pathologie 2007 neue Räume beziehen musste, bestand die einmalige Gelegenheit, den baulichen Ursprungszustand wieder zu betonen.

Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren förderte die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) über 620 Maßnahmen an „Öffentlichen Bauten“. Die 1985 gegründete spendensammelnde Stiftung unterstützt engagierte private, kirchliche und kommunale Denkmaleigentümer beim Erhalt ihrer Bauwerke. Denkmalpflege als staatliche Aufgabe wird dank dieser bürgerschaftlichen Unterstützung zu einem gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Die DSD konnte bisher für den Erhalt von 7.400 Denkmalen unserer Baukulturlandschaft mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro zur Verfügung stellen und damit ein deutliches Zeichen setzen.
 
Eintrag vom: 22.09.2025  




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