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Die Mathildenhöhe in Darmstadt
Darmstadt: Mathildenhöhe Lilienbecken (c) Nikolaus Heiss / DSD
 
Die Mathildenhöhe in Darmstadt
Drei markante Beispiele an einem einzigen Ort

Unter Denkmälern verstehen viele auf Anhieb Standbilder und Skulpturen. Auch sie hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gefördert. Sie stehen in Parkanlagen, an öffentlichen Plätzen, in Kirchen und auf Weinbergen, an Wegkreuzungen oder auf Anhöhen. Und sie stehen durchweg für sich da. Anders in Darmstadt. Dort gehören die Skulpturen von Bernhard Hoetger zu einem großen Gesamtensemble, zur Künstlerkolonie Mathildenhöhe. Dieses Stadtviertel gilt als Zentrum des Jugendstils in Hessen und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Das Ensemble ist bekannt für seine eindrucksvollen Bauwerke, darunter der weithin sichtbare Hochzeitsturm und die große Ausstellungshalle oder Haus Glückert. Zur Parkanlage gehört zudem das Lilienbecken.

Die Künstlerkolonie gründete Großherzog Ernst Ludwig, der über die Jahrhundertwende herrschte, in seiner Hauptstadt Darmstadt. Die Mathildenhöhe, die höchste Erhebung Darmstadts, war bereits im 19. Jahrhundert Gartenanlage des großherzoglichen Hofes und wurde 1833 zu einem Englischen Landschaftspark umgestaltet. Den Namen erhielt der Garten nach der Gemahlin Großherzogs Ludwig III., Mathilde Karoline Friederike von Wittelsbach.

Die Anlage dominiert der von Architekt Joseph Maria Olbrich 1906 errichtete Hochzeitsturm, der heute das Wahrzeichen Darmstadts ist. Den bereits 1830 angelegten Platanenhain in der großherzoglichen Parkanlage gestaltete der Bildhauer Bernhard Hoetger 1914 mit Plastiken und Reliefs aus, die den Kreislauf des Lebens, das „Werden und Vergehen“, künstlerisch beschreiben. Den Mittelpunkt des Skulpturenparks bildet ein für das Grab der Malerin Paula Modersohn-Becker entworfenes Monument, das eine sterbende Mutter mit ihrem Kind auf dem Schoß zeigt. Die Gruppe posi¬tionierte der Künstler auf einer von fünf stilisierten Löwenskulpturen getrage¬nen Platte. Je zwei Schakalvasen zu beiden Seiten der Mutter-Kind-Figur zitieren die ägyptische Mythologie. Desweiteren finden sich zwei Reliefwände zum Thema "Frühling" und "Sommer", die das werdende Leben stilisieren, sowie zwei Reliefs zu "Schlaf" und "Auferstehung", die auf den Tod und das beginnende Leben verweisen. Es handelt sich um das größte zusam¬menhängende und noch original erhaltene skulpturale Werk Hoetgers, dem im Zusammenhang mit der architektonischen Ausgestaltung der Mathilden¬höhe nationale Bedeutung zugesprochen wird. Insgesamt besteht das Figurenensemble aus mehr als vierzig skulpturalen Objekten und vier vergoldeten Ziergittern. Sie bestehen Lavatuff, Muschelkalk, Gusstein, Bronze und Schmiedeeisen.

Dem Großen Haus Glückert kommt besondere Bedeutung im sozialen und kulturellen Umfeld zu. Als bauliche Schöpfung der Ausstellung von 1901 ist die Villa ein zentraler Bau der Darmstädter Künstlerkolonie. Sie diente dem Darmstädter Hofmöbelfabrikanten Julius Glückert als Ausstellungshaus. Hier wurde die wechselnde Produktpalette seiner Firma und der Künstlerkolonie Darmstadt präsentiert. Den herausragenden Denkmalwert belegt die in großen Teilen original überlieferte Raumausstattung. Stuckdecken, Treppen, Türen und wandfeste Einbauten sind feinster Jugendstil. Haus Glückert ist ein eindrucksvolles Zeugnis der von Darmstadt ausgehenden neuen künstlerischen Impulse, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus ihren Niederschlag gefunden haben.

Das Lilienbecken schließlich wurde als großflächige Brunnenanlage in den Jahren 1913/1914 auf dem Westhang der Mathildenhöhe unterhalb der Russischen Kirche auf einem kreisförmigen Grundriss mit etwa 31,5 Meter Durchmesser angelegt. Das Wasserbecken gehört zu den zentralen Schmuckelementen des Ensembles der Welterbestätte und zählt zu den besonders schmuckvollen Schöpfungen der letzten großen Darmstädter Künstlerkolonieausstellung 1914. Es dokumentiert die ungebrochene künstlerische Schaffenskraft des jungen Künstlerbundes bis zum Ersten Weltkrieg. Seine dekorative Ausgestaltung und die architektonische Einbindung in die Gesamtanlage der Mathildenhöhe, insbesondere im Hinblick auf die gemeinsame Komposition mit der Russischen Kapelle zeugt von der künstlerischen Fertigkeit des Kunsthandwerkers und Architekten Albin Müller.
 
Eintrag vom: 13.09.2025  




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