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Umgebindehäuser in Seifhennersdorf
Seifhennersdorf: Umgebindehaus Conradstr.2 (c) Anette Mittring / DSD
 
Umgebindehäuser in Seifhennersdorf
Rettung einer wertvollen Hauslandschaft

Menschen brauchen Wohnraum. Zu den von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geförderten Wohnbauten gehören Bürger- und Bauernhäuser, aber auch Pfarrhäuser, Villen und Siedlungen. Eine Spezialität in Sachsen sind die Umgebindehäuser. Von ihnen hat die Stiftung über 50 gerettet. Womit sie eine wertvolle Hauslandschaft hat retten helfen können.

Die für die Oberlausitz typischen Umgebindehäuser sind ein spezieller Holzbautyp. Die Bauwerke bestehen aus einer separat errichteten Stube mit Blockwänden, einer die Blockstube „umbindenden“ Tragkonstruktion und dem in Fachwerk ausgeführten Obergeschoss. Das Traggerüst besteht aus Säulen, Spannriegeln und Kopfbändern oder Knaggen und trägt die Last des Daches und des Obergeschosses. Fränkische Siedler, die sich um 1200 in der Oberlausitz niederließen, brachten diese Fachwerkbauweise mit in die Region, in der der Holzreichtum traditionell zum Errichten von Blockhäusern führte. An den Umgebindehäusern haben sich recht spezifische Bauornamente und Techniken der Holzverbindungen entwickelt. Zwei besondere Häuser seien hier kurz vorgestellt:

Das historische Umgebindehaus in der Conradstraße 2 in Seifhennersdorf wird in der Architektur als Doppelstubenhaus bezeichnet. Bei dieser Bauart befindet sich je eine Blockstube an den Giebelseiten. In der Mitte des Hauses ist der Haupteingang. Der ist mit Granit und Sandstein, die angrenzenden Blockstuben mit einem Umgebinde verziert. Das erste Obergeschoss wurde in Fachwerkbaustil ausgeführt und besitzt an den Giebelseiten zum einen eine Verschieferung, zum anderen die Ausfachung des Fachwerkes. Das Dach ist nach beiden Giebelseiten als Krüppelwalmdach ausgeführt und hat in einer unteren Zeile drei und in einer oberen Zeile zwei Fledermausgauben. Deren mittlere ist größer und mit einem Ochsenauge gefüllt.

Der fast quadratische Treppenraum hat eine gestalterische Besonderheit aufzuweisen. Bis etwa 30 Zentimeter unter der Decke befindet sich eine Marmorimitation auf der Wandfläche. Die Form- und Farbgebung ist in ihrer Gestaltung bislang einzigartig. Die Adern werden ultramarinblau mit mittelgroßen gerundeten Einschlüssen auf hellgrauem Untergrund dargestellt, seine raffinierte Linienführung lässt den Marmor wie eine Wasseroberfläche schimmern. Die Marmorimitation sollte einen Eindruck von großem finanziellem Einsatz geben.

Ein weiterer Beweis für die höherwertige Gestaltung ist die Ausmalung eines kleinen Raumes im ersten Obergeschoss, der eine gewisse Herrschaftlichkeit erzeugt. Und ein weiteres, das größte Zimmer im ersten Obergeschoss mutet wie ein griechischer Tempel an. Die Fenster und ehemaligen Türöffnungen werden flankiert von korinthisch inspirierten Säulen, auf denen als oberer Abschluss ein gemalter Architrav aufliegt. Die Decke wurde mit mehreren farblich passenden Begleitstrichen und einem changierenden Blaugrau gestaltet. Der Rahm ist in einem dunklen Grau gefasst und bildet damit das Fundament „des Tempels“. Das Deckengesims ist in einem lichten Braun gefasst. Selbst in einem kleineren Zimmer wurde eine hochrangige Deckenbemalung mit dazu passender Tapete im Stil des Klassizismus gestaltet.

Ein weiteres Haus weist andere Besonderheiten auf: Das Bulnheimsche Anwesen nimmt eine zentrale Lage im Zentrum der Stadt Seifhennersdorf ein. Das Anwesen umfasst ein repräsentatives Umgebindehaus, ein Nebengebäude mit Arkadengang, eine rekonstruierte Hofdurchfahrt und eine sich anschließende Kulturscheune. Das Gebäudeensemble steht am Hang und umschließt eine rund 200 Jahre alte Linde.

Das Wohnhaus des Dreiseithofes, das nach den letzten privaten Eigentümern benannt wurde, zählt zu den wertvollsten Oberlausitzer Umgebindehäusern im ländlichen Barockstil. Im Jahr 1754 als Faktorenhaus errichtet, beeindruckt es durch seine stattliche Kubatur ebenso wie durch seinen hochrangigen barocken Innenausbau. Schwerpunkte der repräsentativen, authentisch erhaltenen Raumfolge sind im Erdgeschoss zwei Blockstuben und eine gewölbte Haushalle, im Obergeschoss eine große Diele und ein barockes "Paradezimmer" mit floraler Deckenbemalung. Dem Gebäude südlich vorgelagert ist ein terrassierter Garten mit großer Freitreppe, die auf den Haupteingang ausgerichtet ist. Dieser original erhaltene Eingangsbereich mit ornamentiertem Türstock, kassettierter Eingangstür und geschwungener Treppe ist zweifellos der schönste und aufwendigste seiner Art bei einem Oberlausitzer Umgebindehaus.

Vergleichbare Denkmale aus Ihrer Region stellen wir Ihnen gerne mit Bild und Text zur Verfügung.

Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren förderte die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) über 2.670 Maßnahmen an „Wohnbauten“, davon 65 an Umgebindehäusern. Die 1985 gegründete spendensammelnde Stiftung unterstützt engagierte private, kirchliche und kommunale Denkmaleigentümer beim Erhalt ihrer Bauwerke. Denkmalpflege als staatliche Aufgabe wird wie dank dieser bürgerschaftlichen Unterstützung zu einem gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Die DSD konnte bisher für den Erhalt von 7.400 Denkmalen unserer Baukulturlandschaft mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro zur Verfügung stellen und damit ein deutliches Zeichen setzen.
 
Eintrag vom: 16.08.2025  




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