Ein außergewöhnliches Denkmal mit Treuhandstiftungen
Für die Schlosskapelle Türnich in Kerpen wurde zur Wiederherstellung und regelmäßigen Pflege 2005 die treuhänderische Stiftung Schlosskapelle Türnich eingerichtet. Die Kapelle ist ein einmaliges Gesamtkunstwerk des Rheinischen Historismus. Das dazugehörende stattliche Herrenhaus ließ Carl-Ludwig Freiherr von Rolshausen von 1757 bis 1766 errichten. Der zweigeschossige Bau des Maison de plaisance und der vorgelagerte Wirtschaftshof umgibt ein doppeltes Grabensystem und ein Park. Knapp einhundert Jahre später kaufte Karl Eugen Reichsgraf von und zu Hoensbroich das Schloss. Um 1890 begannen mit Franz-Eugen von und zu Hoensbroich Umbauten am Herrenhaus. Der frühe tragische Tod seiner Frau Herminegilde veranlasste ihn dazu, von 1893 bis 1898 an der Nord-Ost-Ecke des barocken Hauses eine kostbar ausgestattete einschiffige Kapelle nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Heinrich Krings aus Köln anbauen zu lassen – ein kleines Schatzkästlein.
Wirkt die Schlosskapelle in Türnich von außen eher unscheinbar, offenbart sich im Inneren der besondere Wert des späthistoristischen Gesamtkunstwerks. Der der Heiligen Elisabeth von Thüringen geweihte Gebetsraum zeigt einen kostbar mit Marmor, Mosaiken und Malereien verkleideten Innenraum im neobyzantinischen Stil, den kreuzgratige Gewölbefelder überspannen. Der Altar in der Ostapsis besteht aus weißem Carrara-Marmor mit Porphyr- und Onyxsäulen, Alabaster-Engeln und Bleikristallkugeln. Das Apsis-Fresko zeigt das Jüngste Gericht von Franz Guillery, einem Lieblingsmotiv der Nazarener. Gerade aufgrund der Malereien Guillerys zählt die Elisabethkapelle zu den wichtigsten Bauten aus der Spätphase des Rheinischen Historismus.
Der Kölner Goldschmied Hermeling – bekannt als Schöpfer des Kölner Ratssilbers – schmückte das Kreuz nach byzantinischen Mustern mit Perlen, Edelsteinen und Emaillen. Er gestaltete auch die Leuchter und Wandornamente. Auf dem Fußboden ist in einem zentralen Mosaik die Sonne dargestellt, die die Sternbilder umkreisen. Der Boden wurde mit weiteren Mosaikelementen in der Kapelle von der Rheinischen Mosaikwerkstätte Peter Beyer & Söhne geschaffen. In den Fenstern, die von der Kölner Werkstatt Schneider und Schmolz angefertigt wurden, sind Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen, der Patronin der Kapelle, dargestellt. So liest sich die Schlosskapelle Türnich wegen der hier beteiligten Kunsthandwerker wieder wie das Who is Who-Lexikon des Kölner Kunsthandwerks um 1900.
Kapellen wie die in Türnich bilden unter den sakralen Bauten eine ganz besondere Gruppe. Der kleine Betraum kann sich in Kirchen, Schlössern und Privathäusern befinden oder auch allein und freistehend errichtet sein. Seine Übersichtlichkeit und Privatheit rühren die Besucher eher an als so manche große Stadtkirche. Allgemein dienen Kapellen dem Gottesdienst oder der Andacht. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat in den 40 Jahren ihres Bestehens über 275 Schlosskapellen, Gruftkapellen, Gnadenkapellen, Hospitalkapellen, Wallfahrtskapellen und Kapellen auf dem Lande dank der Hilfe ihrer Förderer unterstützt. Manche davon mehrfach und jahrelang, manche nur ein einziges Mal. Manchmal wurde ein Kanzelaltar restauriert wie in der Johanniskapelle in Quedlinburg, Fresken wie in der Peterskapelle in Spay oder der Mosaikboden in der Gnadenkapelle in Kevelaer – die Maßnahmen variieren wie die Größe der Bauten.
Kapellen liegen manchen Menschen derart am Herzen, das die Betroffenen dafür eine treuhänderische Stiftung in der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz errichten. Aus einem fest angelegten Kapital kann zunächst die Restaurierung des Bauwerks und danach dauerhaft die erforderliche regelmäßige Baupflege gewährleistet werden. Diese – wie die Kapelle zur Erinnerung an Herminegilde – auf die Ewigkeit angelegte Unterstützung für bestimmte Zwecke oder Einzeldenkmale hat sich zu einem wichtigen Förderinstrument entwickelt, das aus der deutschen Denkmallandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Mittlerweile vertritt die DSD rund 300 Stiftungen treuhänderisch. Die Treuhandstiftungen sind ein eindrucksvolles Zeichen für bürgerschaftliches Engagement, weshalb die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Stiftungskonzept auch mit einem eigens eingerichteten Stifter-Service fördert.
Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren förderte die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) über 6.880 Maßnahmen an „Sakralen Bauten“, darunter 275 Kapellen. Die 1985 gegründete spendensammelnde Stiftung unterstützt engagierte private, kirchliche und kommunale Denkmaleigentümer beim Erhalt ihrer Bauwerke. Denkmalpflege als staatliche Aufgabe wird mit bürgerschaftlicher Unterstützung zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Die DSD konnte bisher für den Erhalt von 7.400 Denkmalen unserer Baukulturlandschaft mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro zur Verfügung stellen und damit ein deutliches Zeichen setzen. |