Die Betreuung von Jungtieren ist für das Tierärzte-Team des Zoo Basel eine wichtige Tätigkeit in ihrem Arbeitsalltag. Dies zeigt sich am Beispiel der am 19. Juni 2024 im Zolli geborenen drei Schneeleoparden. Vaya, das weibliche Jungtier, ist im zweiten Lebensmonat überraschend verstorben. Ihr Bruder Vakaris musste am rechten Augenlid operiert werden. Nebst Routineuntersuchungen der Zolli-Tierärzte gehört für das Kuratoren-Team die Koordination mit dem EAZA Ex-situ-Programm (EEP, Erhaltungszuchtprogramm der European Association of Zoos and Aquaria) zu einer bedeutenden Aufgabe.
Am 19. Juni 2024 wurden zum zweiten Mal in Folge drei Schneeleoparden, ein Weibchen und zwei Männchen, im Zoo Basel geboren. Die ersten Wochen versteckten sie sich in ihrer Wurfbox. Das Weibchen Vaya und ihre beiden Brüder Vakaris und Vishal erwiesen sich als erstaunlich keck und zeigten sich bereits nach sechs Wochen dem Zoo-Publikum. Schneeleoparden verbringen in der Natur die ersten zwei Monate in ihrer Geburtshöhle. Mutter der Jungtiere ist Rangi (9), Vater der ebenfalls neunjährige Mekong. Die Drillinge sind bereits ihr zweiter Wurf.
Tierärztliche Aufgaben
In der Regel finden Tiergeburten im Zolli ungestört, das bedeutet ohne veterinärmedizinische Unterstützung, statt. Auf das Tierärzte-Team warten nach einer Geburt verantwortungsvolle Aufgaben. Zu den ersten Untersuchungen gehören unter anderem die Geschlechtserkennung, eine Impfung, die Entwurmung, die Einpflanzung eines Mikrochips und die Kontrolle der Gewichtsentwicklung. Für diese Untersuchungen wurden die jungen Schneeleoparden für wenige Minuten von den Elterntieren abgetrennt.
Ein tierärztlicher Zugriff auf im Zolli geborene Jungtiere ist nicht in jedem Fall möglich. Es findet immer eine Risikoabwägung statt, ob eine Störung gerechtfertigt, tiermedizinisch notwendig oder schlicht unmöglich ist. Eine Bisonkuh beispielsweise beschützt ihr neugeborenes Kalb so konsequent, dass ein Abtrennen nicht möglich ist. Auch Affenmütter werden ungestört gelassen, da sie ihr Jungtier am Bauch oder Rücken tragen. Hier muss sich die Arztvisite auf eine visuelle Kontrolle beschränken. Dabei geht es um Fragen wie: Hält das Jungtier sich gut fest und säugt es? Geht es dem Muttertier gut und sorgt es sich um den Nachwuchs? Ist die Nachgeburt abgegangen?
Überraschender Tod und Eingriff am Auge
Am 23. August 2024, im Alter von neun Wochen, verstarb das weibliche Schneeleoparden-Jungtier. Der Welpe war gegenüber den Wurfgeschwistern im Wachstum zurückgeblieben und zeigte eine Gangstörung der Hintergliedmassen, welche auf dem Bauch rutschend nachgezogen wurden. Dieser «Kriechgang» ist bei (Raub-)Katzenwelpen in den ersten Lebenswochen normal, sie sollten dann aber nach einigen Wochen normal auffussen und stehen können. Der Körper des Jungtieres wurde – wie bei allen Tieren, die im Zolli sterben oder getötet werden müssen – in die Tierpathologie der Universität Bern überführt und dort untersucht. Erste Resultate weisen auf eine angeborene beidseitige Fehlbildung der Hüftpfanne, eine sogenannte Hüftdysplasie, hin. Der endgültige Pathologiebericht wird noch erwartet.
Eines der männlichen Jungtiere fiel durch sein ständig tränendes und verklebtes rechtes Auge auf. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass das Unterlid leicht eingerollt (Entropium) und die Hornhaut des rechten Auges einer ständigen Irritation ausgesetzt war. Bei einem kleinen Eingriff in Narkose wurde das Unterlid mittels einer Spezialnaht und einer Injektion von Hyaluronsäure gestrafft und so in die normale Position gebracht. Seither klingen die Symptome ab.
Erfolgreiche Koordination
Der Zolli hatte vom EAZA Ex-situ-Programm (EEP, Erhaltungzuchtprogramm der European Association of Zoos and Aquaria) für dieses Jahr noch keine Zuchtempfehlung für die Schneeleoparden erhalten. Deshalb wurden Kater Mekong und Katze Rangi konsequent voneinander getrennt, sobald das Weibchen rollig war. Am 14. März 2024, als die Jungtiere des letzten Wurfs für den Transport in andere Zoos vorbereitet wurden, mussten die beiden Alttiere aus logistischen Gründen für einen Moment zusammengelassen werden. An jenem Tag war Rangi empfängnisbereit und dabei kam es zur erfolgreichen Paarung. Der verantwortliche Kurator des Zoo Basel stand seit Kenntnisnahme der Trächtigkeit mit dem EAZA Ex-situ-Programm in Kontakt. Trotz fehlender Zuchtempfehlung zeichnet sich eine erfolgreiche Platzierung für die Jungtiere ab. Bis die zwei jungen Schneeleoparden den Zoo Basel verlassen, werden allerdings noch bis zu zwei Jahre vergehen. |