Gleich mehrfach kamen dieses Jahr Rüsselhündchen zur Welt. Im Februar zwei Weibchen. Sie sind schon selbstständig und halten sich für das Publikum nicht sichtbar hinter den Kulissen des Vogelhauses auf. Bereits Mitte April erahnten die Tierpflegenden aufgrund der Gewichtsabnahme, dass das Weibchen in der Schau erneut Mutter wurde. Diese Vermutung hat sich bestätigt.
Am 26. Februar 2024 kamen zwei weibliche Rotschulter-Rüsselhündchen zur Welt. Deren Mutter kam am 15. September 2023 aus dem Zoo Leipzig nach Basel. Sie war 38 Wochen alt bei der Geburt ihrer ersten beiden Jungtiere und verlor über Nacht 60 Gramm an Gewicht. Der Vater kam am 29. April 2021 aus dem Zoo Rotterdam nach Basel. Das Weibchen zog die zwei weiblichen Jungtiere erfolgreich auf. Nach 27 Tagen, am 24. März 2024, verliessen die beiden zum ersten Mal das Nest. Sie wurden noch gesäugt, frassen aber bereits Grillen. Als sie nach weiteren 19 Tagen selbstständig waren, wurden sie von den Eltern als potentielle Nahrungskonkurrenten verscheucht und zogen hinter die Kulissen ins Vogelhaus.
Zwei Tage nachdem die Jungen umgezogen waren, stellten die Tierpflegenden fest, dass das Weibchen erneut 74 Gramm abgenommen hatte und vermuteten daher, dass sie wieder Nachwuchs bekommen hatte. Am 7. Mai 2024, im Alter von 23 Tagen, wurde das erste Jungtier des zweiten Wurfs für kurze Zeit aktiv ausserhalb des Nests beobachtet. Seit dem 8. Mai 2024 sind beide Jungtiere regelmässig mit ihren Eltern im Gehege unterwegs.
Lockere Paarbindung
Rüsselhündchen sind territoriale Einzelgänger. Die Reviere einzelner Tiere werden mit einem Drüsensekret markiert und überlappen sich teilweise. So treffen die Rüsselhündchen aufeinander und bilden lockere Paare, die monogam bleiben. Paarungen können das ganze Jahr über stattfinden. Nach einer Tragzeit von etwa 40 Tagen werden ein bis drei Jungtiere geboren. Die Jungen sind Nesthocker und kommen mit geschlossenen Augen und spärlicher Behaarung zur Welt. Sie bleiben drei bis vier Wochen im Laubnest versteckt und werden von der Mutter in der Regel nur einmal am Tag zum Säugen besucht. Dies dient vermutlich dazu, die Jungen geruchlos zu halten und sie so vor Fressfeinden zu schützen. Nach dem Verlassen des Nestes sind die Jungtiere meist entwöhnt, werden immer selbstständiger und suchen sich wenig später ein eigenes Revier. Die Mutter ist kurz nach der Geburt wieder empfängnisbereit. Der Abstand zwischen zwei Geburten kann mit 45 Tagen relativ kurz sein; im Zolli waren es deren 47. In Zoos werden Rüsselhündchen relativ selten gehalten; so gibt es in 14 europäischen Zoos mittlerweile etwa 40 Tiere. Damit hat sich der Bestand in den letzten zwei Jahren fast verdoppelt. Der Zoo Basel freut sich, zusammen mit zwei deutschen Zoos und dem erfolgreichsten Züchter dieser Art, dem Zoo Leipzig, zu einer positiven Bestandsentwicklung in Europa beitragen zu können.
Tagaktive Schnüffler im Dickicht
Rüsselhündchen werden in der Natur kaum gesichtet. Sie bewohnen laubwerfende Wälder und dicht bewachsene Agrarflächen in Kenia und Tansania, vor allem entlang der Küste. Wichtig für das Vorkommen der Tiere scheinen ein geschlossenes Kronendach und dichtes Laubstreu am Boden zu sein, aus dem sie ihr Nest bauen. Den Tag verbringen die relativ scheuen Tiere mit der Suche nach Nahrung. Dabei hilft ihnen ihre lange, rüsselförmige, sensible Schnauze, die sehr beweglich ist und mit der sie im Laub nach Leckerbissen wühlen. Mit ihrer langen Zunge können sie Insekten und Spinnen aufnehmen. Ihre Hinterbeine sind – wie bei der Gruppe der Rüsselspringer, zu der sie gehören – meist länger als die Vorderbeine. Dies ermöglicht ihnen ein flinkes Vorankommen im dichten Unterholz. Mit den Krallen der Vorderpfoten graben sie in der Erde nach Futter. |