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Knapp daneben: Britische Test-Atomrakete versenkt beinahe britisches Atom-U-Boot
(c) mitwelt.org
 
Knapp daneben: Britische Test-Atomrakete versenkt beinahe britisches Atom-U-Boot
Die Liste von Unfällen und Beinahe-Katastrophen mit Atomwaffen, Atom-U-Booten und fehlerhaften Warnsystemen ist in allen Atomwaffenstaaten erschreckend lang und unvollständig. Allein die USA "vermissen" aktuell immer noch mindestens acht voll explosionsfähige, verlorene Bomben. Sogenannte Broken Arrow-Unfälle führten in den USA, in Spanien und Grönland zu massiven radioaktiven Verseuchungen. Die USA geben 32 solcher schweren Unfälle bis 1980 öffentlich zu. Eine inoffizielle Liste spricht von über 1.000. Die tatsächliche Zahl an Bränden, Fehlzündungen oder Abstürzen atomar bestückter Flugzeuge dürfte weit größer sein. Im Jahr 1980 stand die Welt „Zwanzig Minuten am Rand eines Atomkriegs“. Ein fehlerhafter Computer hatte verrückt gespielt und einen sowjetischen Angriff gemeldet. 20 Minuten dauerte es, bis alle Atombomber-Triebwerke wieder abgestellt, bis die Raketen-Mannschaften wieder auf normale Alarmbereitschaft zurückbeordert waren.

Am 30.1.2024 stürzte jetzt eine Test-Atomrakete ab und verfehlte das abfeuernde britisches Atom-U-Boot um wenige Meter. Im U-Boot, der HMS Vanguard, hielt sich zu diesem Zeitpunkt der britische Verteidigungsminister Shapps und der Chef der britischen Kriegsmarine, Admiral Sir Ben Key auf. Zum Glück waren die atomaren Sprengköpfe der 58 Tonnen schweren Rakete nur Attrappe. Aber das Ganze hätte leicht das Atom-U-Boot versenken können. Neben einem hoch radioaktiven Druckwasserreaktor verfügt das U-Boot über 16 Trident-Raketen. Jede einzelne dieser Raketen ist mit 40 nuklearen Sprengköpfen bestückt, von denen jeder die sechsfache Kraft der Hiroshima-Bombe haben soll. (16x40x6 ...) Ein versehentlicher Treffer hätte nicht unbedingt eine Atomexplosion ausgelöst, wohl aber zu einer massiven radioaktiven Verseuchung geführt.

Drei Wochen lang wurde der Vorfall vor der Küste Floridas geheim gehalten. Auch in Demokratien gilt beim Militär: Was sich verheimlichen lässt, wird verheimlicht, was sich nicht verheimlichen lässt, wird verharmlost und heruntergespielt. Nur Dank kritischem Journalismus wurde der hochriskante Unfall und die Beinahe-Katastrophe jetzt bekannt. Das Militär versucht, den gefährlichen Unfall als Patzer herunterzuspielen.

Der aktuelle Unfall erinnert an den letzten britischen Atomraketentest im Jahr 2016. Er endete in einem Fiasko, das zu einem Atomkrieg hätte führen können. Damals war geplant, dass das U-Boot HMS Vengeance eine Rakete von einer Unterwasser-Position im Nordatlantik Tausende von Kilometer weit in den Südatlantik schießen sollte. Kaum aus dem Ozean aufgetaucht, änderte die Rakete aber den ihr vorgegebenen Kurs. Statt in Richtung Süden begann sie nach Westen, zur nahen US-Küste hin, zu fliegen. Die USA mögen es überhaupt nicht, wenn Raketen in ihre Richtung fliegen. Noch im Flug wurde sie in aller Eile gesprengt.

Der Unfall und die Beinahe-Katastrophe werfen ein grelles Licht auf die aktuelle Debatte um mehr Atomwaffen für Europa und zeigen das mörderische Risiko dieser Technologie. Mit unglaublich viel Glück haben wir die Broken Arrow-Unfälle und Beinahe-Katastrophen der letzten Jahrzehnte überlebt. Im Besitz der neun Atomwaffenstaaten befinden sich aktuell ca. 12.500 Atomwaffen. Mit den heute vorhandenen Atomwaffen lässt sich die Menschheit mehrfach vernichten und dafür braucht es keinen Krieg. Ein dummer menschlicher oder technischer Fehler genügt.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein
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Eintrag vom: 25.03.2024  




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