NABU: Herdenschutz fördern, bevor sich Wölfe ansiedeln
Berlin, 10.10.23 – Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat heute die Wolfszahlen für das Monitoringjahr 2022/23 bekannt gegeben. Danach wurden in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare sowie 22 sesshafte Einzelwölfe festgestellt. Das entspricht einem Anstieg der Territorien um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Marie Neuwald, NABU-Referentin für Wölfe und Beweidung: „Von einem übermäßigen oder gar exponentiellen Wachstum des Wolfsbestands in Deutschland kann keine Rede sein. Die Wachstumskurve flacht seit Jahren ab. Es ist zu erwarten, dass auch in den nächsten Jahren weitere Territorien entstehen, da es in Deutschland noch unbesetzte, aber für Wölfe geeignete Lebensräume gibt. Der NABU fordert vor allem Bundesländer mit neuer Wolfsanwesenheit auf, sich frühzeitig um die Etablierung von Herdenschutz und einem Fördersystem der Weidetierhaltung zu kümmern. Damit zu beginnen, wenn erste Risse an ungeschützten Weidetieren aufgetreten sind, ist zu spät. Weidetierhaltende benötigen Vorlaufzeit, um Herdenschutz in die Betriebsroutine aufzunehmen. Die Antragstellung für Herdenschutz sollte zudem entbürokratisiert werden. Es kann nicht sein, dass der Schutz der Weidetiere an unnötig komplexen und langwierigen Förderprozessen scheitert.“
Hintergrundinformation:
Ein Monitoringjahr geht vom 1. Mai bis 30. April des folgenden Jahres, z.B. für 2022/23 vom 1. Mai 2022 bis 30. April 2023. Der zeitliche Rahmen orientiert sich somit an der Geburt der Wolfswelpen Anfang Mai eines jeden Jahres.
Ein Wolfsrudel in Deutschland besteht aus durchschnittlich acht Tieren: Dem Elternpaar, den Welpen des aktuellen und des vorherigen Jahres. Mit Einsetzen der Geschlechtsreife verlassen die Jungwölfe i.d.R. das Territorium der Eltern, um sich auf die Suche nach einem eigenen zu machen. Ein Wolfsterritorium umfasst in Deutschland durchschnittlich 200 km². |