Zum Welternährungstag (Sonntag, 16. Oktober) veröffentlicht Slow Food seinen Appell für die künftige bundesweite Ernährungsstrategie.
Steigende Preise, Klima- und Energiekrise spitzen die Lage der Welternährung weiter zu. Immer mehr Menschen können sich gesunde Lebensmittel nicht leisten – auch in Europa. Die ohnehin vielerorts schwindenden handwerklichen Versorgungsstrukturen drohen weiter abzunehmen. Unter dem Motto "Unser Essen: gut und gerecht!“ hat Slow Food einen Appell mit fünf zentralen Forderungen entwickelt, die nach Auffassung des Vereins in die für Dezember 2022 geplante nationale Ernährungsstrategie einfließen sollten. Laufen werden sie ab Sonntag über die Social-Media-Kanäle des Vereins, unterstützt von Stimmen aus dem Netzwerk.
Essen ist politisch – und dieses Jahr ganz besonders, denn die Bundesregierung will im Dezember erste Eckpunkte einer bundesweiten Ernährungsstrategie vorstellen. Für Slow Food ist das eine Chance, unser Ernährungssystem resilient und nachhaltig umzubauen und allen Menschen eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Ernährung zu ermöglichen – unabhängig von Gender, Alter, Religion und Weltanschauung, sozialer Herkunft und Finanzkraft. Aufgrund der vielfältigen Krisenlage entfernen wir uns weltweit von diesem Ziel. Slow Food Deutschland und Slow Food Youth Deutschland nehmen den Welternährungstag am 16. Oktober als Startpunkt, um in den nächsten Wochen gemeinsam mit Menschen des Netzwerks Aufmerksamkeit für diese Misere zu schaffen.
Dazu Nina Wolff, SFD-Vorsitzende: „Eine neue Herangehensweise an Ernährung und Wertschöpfung wird von Tag zu Tag unausweichlicher. Um nachhaltige Ernährung zu sichern, brauchen wir jetzt politische Rahmenbedingungen, die vorwiegend ökologisch erzeugtes, pflanzliches Essen, möglichst regional und saisonal, voranbringen. Das werden wir nur schaffen, wenn wir die Existenz ökologischer Erzeugung und handwerklicher Betriebe sichern und ausbauen. Was wir jetzt an lokalen und regionalen Versorgungsstrukturen aufgrund steigender Produktionskosten und verändertem Kaufverhalten verlieren, werden wir so schnell nicht wieder aufbauen. Wir müssen verhindern, dass gute, saubere, faire Lebensmittel für einen Großteil der Gesellschaft finanziell in immer weitere Ferne rücken.“
Slow Food möchte den zivilgesellschaftlichen Druck erhöhen und fordert, dass die Ernährungsstrategie faire Preise und Arbeitsbedingungen entlang der Wertschöpfung „einpreist“ sowie gerecht und zugänglich für alle ist. Menschen des Slow-Food-Netzwerks verleihen den Forderungen mit Video-Statements Nachdruck. Janina Hielscher, Mitglied der Slow-Food-Youth-Leitung und Ökotrophologin: „Wir haben rund 15 Expert*innen aus Handwerk, Erzeugung, Verarbeitung, Handel und Verbänden sowie Verbraucher*innen gebeten, uns zu sagen, was ernährungspolitisch passieren muss, damit alle Menschen sich gut, gesund und gerecht ernähren können. Ihrer Expertise in nächster Zeit eine möglichst breite Plattform zu bieten, ist unser Ziel.“ Im November werden Vertreter*innen von Slow Food die fünf zentralen Forderungen bei einem Online-Kochkurs mit der Berliner „Kantine Zukunft“ an politische Entscheidungs-träger*innen übergeben.
Die Forderungen betreffen die Themen:
> Faire Preise für nachhaltige Erzeugnisse
> Gutes und gerechtes Essen für alle
> Faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette
> Zugang zu gutem Essen durch die Gemeinschaftsverpflegung
> Aufbau von umfassender Ernährungskompetenz
Alle Informationen zur Kampagne sowie die Forderungen finden Sie online. |