Grüne Quellen
Donnerstag, 25. April 2024 Uhr

 
ProlixLetter
Mittagstisch
Prolix-Gastrotipps
Prolix-Studienführer
Ökoplus Freiburg
56plus
lesen-oder-vorlesen
wodsch

 

 
Kontakt
Werbung
Disclaimer
Datenschutzerklärung
Impressum
 
Prolix-Verlag

ARCHIV

 

 

 
NABU: Ernährungssicherheit hat ohne Natur- und Klimaschutz keine Chance
Krüger: Green Deal und Farm-to-Fork-Strategie sind heute wichtiger denn je

Berlin, 11.3.22 – Auf Einladung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft kommen heute die G7-Agrarministerinnen und -minister zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um über die Stabilisierung der Agrarmärkte und die globale Ernährungssicherung zu sprechen. Zuletzt waren in der öffentlichen Diskussion Forderungen laut geworden, wegen möglicher Versorgungsengpässe durch den Ukraine-Krieg die Ziele der sogenannten Farm-to-Fork-Strategie und des Green Deals zu überdenken. Der NABU warnt vor Schnellschüssen und vermeintlich einfachen Lösungen, welche die Natur- und Klimakrise ignorieren und die langfristige globale Ernährungssicherung weiter bedrohen. Statt reflexhaft die Intensivierung der Landwirtschaft zu diskutieren, gelte es die bisherige Flächennutzung, die sich auf Tierfuttermittel und Bioenergie konzentriert, wieder stärker auf Lebensmittelproduktion auszurichten.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: “Natur- und Klimakrise sind die größten Bedrohungen für die globale Ernährungssicherheit in der Zukunft. Es ist notwendig, die Widerstandsfähigkeit der Lebensmittelproduktion in Europa und der Welt gegen Wettextreme, Erderhitzung und Importabhängigkeiten zu erhöhen. Forderungen nach einer Abschwächung des Green Deals und eine politische Rückkehr zur intensiven Landwirtschaft ignorieren diese langfristigen Herausforderungen. Die überzogene Intensivierung der Landwirtschaft hat viele der heute bestehenden Klima- und Naturprobleme erst verursacht. Eine Abkehr von Nachhaltigkeitszielen verschärft die Auswirkungen der Klima- und Naturkrise sogar. Zum einen treibt hoher Pestizideinsatz den gravierenden Biodiversitätsverlust weiter voran. Zum anderen heizt die Intensivierung der Landwirtschaft das Erdklima weiter auf. Der Green Deal und die Farm-to-Fork-Strategie sind heute wichtiger denn je.”

Konkret fordert der NABU eine sofortige Abkehr von Nutzpflanzen für Agrokraftstoffe zu Gunsten der Lebensmittelproduktion, die bislang nur 27 Prozent der Flächennutzung ausmacht. Langfristig gelte es, den Futtermittelanbau zu reduzieren. In dieser Konsequenz ist auch eine deutliche Reduktion der Tierbestände und eine Anpassung der Konsumgewohnheiten notwendig. Der Umweltverband fordert Landwirtinnen und Landwirte für den Umbau der Tierhaltung zu entlohnen und für Ertragseinbußen angemessen zu entschädigen. Dafür brauche es eine ausreichende Finanzierung, um wirkliche Anreize für landwirtschaftliche Betriebe zu schaffen. Auch der Erhalt und die Wiederherstellung der Artenvielfalt und naturnaher Lebensräume spielt langfristig eine wichtige Rolle. Sie fördern eine Vielzahl von Ökosystemleistungen, wie zum Beispiel die Bestäubung durch Insekten oder fruchtbare Böden, die deutlich resilienter gegen Wetterextreme und Schädlingsbelastungen sind. Außerdem sind sie als Kohlenstoffspeicher wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise, die einer der großen Treiber des Welthungers ist.

NABU-Agrarexperte Pierre Johannes: “Das einseitig-industrielle und verwundbare Agrarsystem muss sich zu einer naturverträglichen und damit widerstandsfähigen Form der Landwirtschaft verändern, um zukünftige Krisen bewältigen und die globale Ernährung auch langfristig sichern zu können. Darüber hinaus ist unsere industrielle Landwirtschaft stark von mineralischem Stickstoffdünger abhängig, der unter hohem Energieeinsatz hergestellt werden muss. Die aktuell sehr hohen Mineraldüngerpreise laden dazu ein, so schnell wie möglich den Einstieg vom Ausstieg aus der hohen Energieabhängigkeit unserer Landwirtschaft einzuleiten."

Hintergrund: Ernährungssicherheit in Deutschland, Europa und weltweit

Während die Lebensmittelversorgung in Deutschland und der EU nach wie vor gesichert ist, ist außerhalb der EU mit größeren Versorgungsengpässen zu rechnen – vor allem im globalen Süden, wo viele Menschen bereits heute hungern. Laut dem Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFE) machen die Exporte von Russland und der Ukraine etwa zwölf Prozent der weltweit gehandelten Lebensmittel aus. Auch in den Industrieländern könnten die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse ansteigen – etwa direkt durch die Auswirkungen auf den internationalen Getreidehandel und die Entwicklung der Getreidepreise oder indirekt durch die Preise für Stickstoffdünger.
Mehr
Eintrag vom: 11.03.2022  




zurück