Krüger: Politik ist jetzt gefordert, Ergebnisse der ZKL aufzugreifen und umzusetzen
Berlin, 30.06.21 – Höfesterben, Artenverlust, Klimakrise: Die Landwirtschaft steht unter hohem Druck und vor riesigen Herausforderungen. Dem begegnet die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) jetzt mit einem gemeinsamen Zielbild für die künftige Entwicklung der Landwirtschaft. Gestern Abend hat das Gremium seine Arbeit nach rund zehnmonatigen Beratungen abgeschlossen. Dazu kommentiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger, Mitglied der Kommission:
“Nach jahrelangen Konflikten haben Landwirtschaft, Wirtschaft, Natur-, Verbraucher- und Tierschutz erstmals gemeinsame Empfehlungen zu zentralen Herausforderungen der Agrarpolitik formuliert. Einig sind sich alle Mitglieder der ZKL darin, dass der Sektor Landwirtschaft vor einer umfassenden Transformation steht. Sie soll den ökologischen und sozialen Herausforderungen eine ökonomisch tragfähige Zukunft ermöglichen. Dafür sind schnelle Erfolge im Klimaschutz und der Schutz und die Wiederherstellung der Qualität von Böden, Wasser, Artenvielfalt und Landschaften erforderlich. Künftig sollen öffentliche Gelder konsequent und vollständig an Gemeinwohlleistungen wie dem Naturschutz ausrichten und diese Leistungen der Landwirtschaft betriebswirtschaftlich attraktiv honorieren. Bei der Umsetzung solcher Maßnahmen soll künftig in regionalen Kooperationen von Landwirtschaft und Naturschutz enger zusammengearbeitet werden.“
Darüber hinaus beinhaltet der Abschlussbericht u.a. weitere Eckpunkte:
-Ein angestrebter Mindestflächenanteil von Landschaftsstrukturelemente, Saumstrukturen und nichtproduktive Flächen in der Offenlandschaft zum Erhalt und Wiederherstellung der Biodiversität
-Die schrittweise und vollständige Ausrichtung der Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an gesellschaftlichen Zielen wie bspw. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz
-Die vollständige Finanzierung von Natura2000-Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter Lebensräume und Arten
-Eine verbindliche Tierwohlkennzeichnung
„Klar ist: Die Transformation der Landwirtschaft wird viel Geld kosten und muss gesamtgesellschaftlich finanziert werden. Sie ist aber bei weitem billiger als die heutigen ökologischen und sozialen Folgekosten für die Gesellschaft und können gesellschaftlich auch fair verteilt werden. Dafür werden alle politischen Instrumente benötigt. Konsumenten sollen angemessen an der Entlohnung für die Lebensmittelproduktion beteiligt werden. Die im Abschlussbericht der ZKL formulierten Ergebnisse sind ein klarer Arbeitsauftrag für die kommende Bundesregierung”, so Krüger.
Hintergrund
Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) ist ein Beratungsgremium mit 31 Interessenvertreterinnen und -vertretern aus Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Bunderegierung hat sie im Juli 2020 mit dem Auftrag ins Leben gerufen, „Empfehlungen und Vorschläge zu erarbeiten, um eine nachhaltige, das heißt ökologisch und ökonomisch tragfähige sowie sozial verträgliche Landwirtschaft in Deutschland auch in Zukunft zu ermöglichen“. Die ZKL trat im September 2020 zu erste Sitzung zusammen.. Am 6. Juli wird der gemeinsame Abschlussbericht an die Bundeskanzlerin überreicht. |