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Insektenschutzgesetz
Wichtiger Meilenstein für nachhaltige Ernährung

Das Bundeskabinett hat heute das Aktionsprogramm Insektenschutz beschlossen. Slow Food Deutschland begrüßt dies als eine erste Weichenstellung auf dem Weg zu einem wirksamen Schutz der biologischen Vielfalt und unserer Ernährungsgrundlage. Weitere entschiedene Schritte hin zu einem langfristig nachhaltigen Schutz von Insekten und anderen Mikroorganismen sind aus Sicht der weltweiten Bewegung dringend geboten.

Die Landwirtschaft in Europa befindet sich in der Sackgasse. Eine Agrarpolitik, die einseitig auf Ertragssteigerung unter anderem durch Pestizideinsatz ausgerichtet ist, hat das Ökosystem an den Rand des Kollaps geführt. Der dadurch verursachte Rückgang der biologischen Vielfalt ist für uns Menschen dramatisch, denn insbesondere der von Expert*innenen diagnostizierte und fortschreitende Verlust von Insekten gefährdet die Urproduktion unserer Lebensmittel. Allein die Bestäubung durch Bienen macht etwa ein Drittel unserer Nahrungsmittelversorgung aus (1). Aus Sicht von Slow Food ist es daher höchste Zeit, entschlossene und konsequente Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt zu ergreifen. Das heute beschlossene Aktionsprogramm sind auf diesem Weg ein wichtiger Schritt.

Zugleich müssen Gesetzesänderungen wie die jetzt geplanten von weiteren Maßnahmen begleitet werden, um die nachhaltige Transformation unseres Systems der Lebensmittelerzeugung zügig voranzutreiben. Dazu gehört eine grundlegende Neuausrichtung der Agrarpolitik sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Das flächenbezogene Subventionssystem muss abgeschafft, der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft mit den notwendigen unterstützenden Maßnahmen entschieden vorangetrieben werden. Für Landwirt*innen dürfen wirtschaftliches Überleben und Naturschutz kein Widerspruch sein. Daher müssen zukunftsfähig arbeitende Betriebe besonders gefördert, der Trend zu „Wachsen oder Weichen“ umgekehrt werden.

“Wir Verbraucher*innen und Bürger*innen haben längst verstanden, dass der Schutz von Lebensräumen und Arten sowie des Klimas übergeordnete, da existenzsichernde Ziele der Erzeugung von Lebensmitteln sein müssen. Um als Gesellschaft und Weltgemeinschaft zu bestehen, reicht es nicht länger, an kleinen Schräubchen zu drehen. Wir appellieren dringend an diese sowie die folgende Bundesregierung, wissenschaftlichen Empfehlungen zu folgen und den Insektenschutz zu einer Top-Priorität zu machen,” so Nina Wolff, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V.

Kurz- und mittelfristige Umbauten des Landwirtschaftssystems stellen viele Beteiligte vor große Herausforderungen. Dennoch sind aus Sicht von Slow Food rasche Maßnahmen wie der Ausstieg aus dem Einsatz synthetischer Pestizide bis 2035 alternativlos, denn das Zeitfenster für die Abwendung eines ökologischen Zusammenbruchs unserer Lebensmittelversorgung schließt sich. Schon 2009 hatte der von der Weltbank initiierte Weltagrarrat angesichts alarmierender Prognosen für die Entwicklung des Weltklimas und der Artenvielfalt eindringlich gewarnt (PDF-Dokument), dass “Business as usual keine Option” (PDF-Dokument) mehr sei. Leider blieben diese Warnung bei den politischen Entscheidungsträger*innen weitestgehend ungehört. Jetzt ist entschlossenes Handeln nicht mehr nur wichtig, sondern dringend.

Slow Food fordert daher:
• Zustimmung von Bundestag und Bundesrat zu den Gesetzesänderungen
• Unterstützung von Landwirt*innen beim Übergang zur Agrarökologie und beim Aufbau von kleinflächigen, vielfältigen und nachhaltigen landwirtschaftlichen Strukturen
• Förderung der Forschung zu pestizid- und gentechnikfreiem Anbau
• Einsatz der Bundesregierung für die Ziele des „Green Deal“ auf europäischer Ebene
• Reduktion von synthetischen Pestiziden bis 2030 um 80% - ein kompletter Ausstieg bis 2035.

Auf europäischer Ebene unterstützt Slow Food die Bürgerinitiative “Save Bees and Farmers”. Am 16.02. veranstaltet Slow Food Deutschland außerdem das Podium “Heißer Honig: Die Biene und der Klimawandel”, bei dem Alternativen zum heutigen industrialisierten, auf Monokulturen und hohen Pestizideinsatz ausgerichteten Lebensmittelsystem diskutiert werden.

(1) www.sciencedirect.com
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Eintrag vom: 10.02.2021  




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