Einheimischer Käfer braucht Schutz / Eichen nicht gefährdet
Als einheimischer Käfer wird der Heldbock oftmals als gefährlich für den Eichenbestand verkannt. Tatsächlich handelt es sich dabei aber nur um ein Gerücht - stattdessen braucht der Heldbock gerade in Karlsruhe besonderen Schutz. Denn in Baden-Württemberg kommt er bis auf wenige Ausnahmen nur noch entlang des Oberrheins zwischen Rastatt und Mannheim vor. Durch die große Dichte an Alteichen und das langjährige Engagement bei der Pflege und Erhaltung dieser Bäume spielt Karlsruhe also eine große Rolle im Heldbock-Schutz in Baden-Württemberg.
Im Gegensatz zum Borkenkäfer, der als Schädling auch vitale Bäume befällt und sich schnell ausbreitet, beschränkt sich der Heldbock auf alte und bereits geschwächte Stiel- und Traubeneichen. Gesunde Eichen werden in der Regel nicht besiedelt. Der dämmerungs- und nachtaktive Käfer fliegt nur wenige hundert Meter weit und breitet sich zudem nur sehr langsam aus. Häufig lebt er über mehrere Generationen, also sehr viele Jahre, in "seiner" Eiche. Den Brutbaum rasch zum Absterben zu bringen, ist somit nicht in seinem Interesse.
Schutz des Heldbocks erhält Lebensraum
Der Heldbock (Cerambyx cerdo) kann über fünf Zentimeter groß werden und legt seine Eier in Rindenritzen. Die Larven leben vier Jahre im Baum. Im Kernholz angelangt, verpuppen sie sich. Im fünften Jahr schlüpft dann der fertige Käfer, der sich durch daumendicke Schlupflöcher ins Freie nagt. Nach EU-Recht und Bundesnaturschutzgesetz ist der Heldbock streng geschützt und befindet sich deutschlandweit und in Baden-Württemberg als vom Aussterben bedrohte Art auf der Roten Liste. Der Schutzstatus des Heldbocks kommt aber nicht nur ihm zugute, sondern auch dem wertvollen Lebensraum "Alteiche" als Ganzes - für eine Vielzahl von Insekten, höhlenbewohnenden Vogelarten und Spechten. Denn die Heldbock-Fraßgänge dienen anderen Insekten und Fledermäusen als Quartier. Da der Heldbock Lebensräume schafft und verändert und so großen Einfluss auf die Artenvielfalt hat, kann man ihn als Ökosystemingenieur bezeichnen. Der Schutz der Alteichen trägt also maßgeblich zur Förderung der Biodiversität bei.
Aufgrund von beschleunigten Absterbeprozessen durch Trockenstress und Pilze sowie durch erforderliche Verkehrssicherungsmaßnahmen wie Kronenrückschnitte oder Fällungen sinkt jedoch die Anzahl an geeigneten Eichen. Da die Altbäume natürlicherweise nach und nach ausfallen, ist es der Stadt Karlsruhe wichtig junge Eichen rechtzeitig nachzupflanzen und Alteichen zu erhalten. |