Daten sammeln für den Schutz - besenderte Vögel können live im Internet verfolgt werden
Berlin, 11-08.2020– Frieda, Julia, Romeo und Taubert machen schon bald den Abflug. Die vier Turteltauben wurden vom NABU mit jeweils einem fünf Gramm leichten ARGOS-Satellitensender ausgestattet, um ihren Zug nach Süden beobachten zu können. „Unsere Sendertauben werden sich ab Mitte August auf ihren etwa 5.000 Kilometer weiten Zugweg begeben und dabei Mittelmeer und Sahara überqueren“, so NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling. „Das Ziel der Besenderung ist es, die Tiere während ihrer Überwinterung in der Sahelzone Afrikas begleiten zu können.“ Der Zug von Frieda, Julia, Romeo und Taubert kann dabei in Echtzeit im Internet unter https://blogs.nabu.de/zugvoegel/ verfolgt werden.
Bereits 2019 hatte der NABU mit seinem Partner, der Arbeitsgruppe für Verhaltensökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, vier Turteltauben besendert. Es zeigte sich, dass die drei in der Lausitz heimischen Vögel einer Zugroute östlich der Alpen folgten und über den Balkan und Italien das Mittelmeer überflogen, während das hessische Turteltaubenweibchen die Westroute über Frankreich und Spanien nutzte. Neuling: „Damit konnte zum ersten Mal beobachtet werden, dass für die Art eine sogenannte Zugscheide innerhalb Deutschlands existiert. Nun warten wir mit Spannung darauf, ob die jetzt in Hessen besenderten Vögel ebenfalls den westlichen Zugweg nehmen.“
Kenntnisse über die Zugwege und die Überwinterungsgebiete sind für den Schutz der Turteltauben enorm wichtig. In Deutschland sind Turteltauben die Art, die zurzeit am drittstärksten abnimmt. Der Bestand schwächelt in ganz Westeuropa. Zusätzlich zu ihrem schlechten Bruterfolg in der heimischen intensiv genutzten Kulturlandschaft werden Turteltauben unter anderem in Spanien, Italien, Griechenland und Malta während des Herbstzugs legal bejagt. Bis zu 2,2 Millionen der Vögel fallen jedes Jahr legaler und illegaler Jagd zum Opfer. Neuling: „Turteltauben aus Deutschland unterliegen auf beiden Zugrouten der Gefahr durch die Jagd getötet zu werden. Die Bundesregierung muss daher auch in beiden Regionen ihre Schutzbemühungen verstärken.“ |