Vom Umweltbundesamt geförderte NABU-Studie analysiert Zustand wichtiger Bundeswasserstraßen des Nebennetzes
Im Rahmen des Bundesprogramms „Blaues Band Deutschland – Eine Zukunftsperspektive für die Wasserstraßen“ hat der NABU eine Studie zu den gewässerökologischen Defiziten und Potenzialen ausgewählter Bundeswasserstraßen des Nebennetzes veröffentlicht. Erstellt wurde die Studie durch das NABU-Institut für Fluss- und Auenökologie in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Koenzen.
Mit etwa 2.800 Kilometern gehören rund 40 Prozent der insgesamt 7.300 Kilometer langen Bundeswasserstraßen dem Nebennetz an und weisen nur ein geringes Güterverkehrsaufkommen auf. Sie besitzen aufgrund des geringeren Nutzungsdrucks im Vergleich zu den Gewässern des Kernnetzes das größere Potenzial für eine ökologische Aufwertung und waren daher Hauptgegenstand der Untersuchung. Insgesamt wurden 13 Gewässerabschnitte mit einer Gesamtlänge von 1.200 km untersucht.
Mit den Studienergebnissen möchte der NABU die Fachdiskussion bereichern und einen Beitrag zur Identifikation prioritärer Maßnahmen leisten. Bei der Auswahl der zu untersuchenden Gewässerabschnitte lag der Fokus auf natürlichen Binnengewässern. Kanalisierte Strecken sowie Seewasserstraßen waren nicht Gegenstand der Untersuchung. Zunächst wurde der Ist-Zustand der Wasserstraßen erhoben, um dann die Verbesserungspotenziale anhand der vorliegenden Restriktionen zu ermitteln. Dafür wurden Methodiken aus den vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) herausgegebenen Publikationen „Potenziale zur naturnahen Auenentwicklung“ sowie „Fachliche Grundlagen zum Bundesprogramm Blaues Band Deutschland“ verwendet. Für jeden Gewässerabschnitt wurden mögliche Maßnahmen abgeleitet und die Ergebnisse in Steckbriefen dargestellt.
Als Ergebnis der Studie kam heraus, dass der ökologische Zustand von 86 Prozent der untersuchten Gewässerabschnitte als mäßig bis schlecht zu bewerten ist. Bei 75 Prozent der Gewässerabschnitte wurde eine starke oder sogar sehr starke Veränderung der Gewässerstruktur festgestellt. 59 Prozent der untersuchten Auenflächen sind stark oder sehr stark gefährdet.
Gute Nachrichten gibt es bei den Verbesserungspotenzialen: Laut Studie kann für eine Vielzahl der Gewässer ein guter naturnaher Zustand erreicht werden, wenn entsprechende ökologische Maßnahmen umgesetzt werden. So kann auf über der Hälfte der betrachteten Stecke der Uferverbau entfernt und auf über einem Drittel der Uferbewuchs naturnah entwickelt werden. Zur Verbesserung des Auenzustands gibt es auf etwa 26.000 Hektar Potenziale.
Als Fazit der Studie kann festgehalten werden, dass das Verbesserungspotenzial regional zwar sehr unterschiedlich, aber insgesamt sehr groß ist. Die Untersuchung zeigt jedoch ebenso, dass bei unverändertem Bestehenbleiben der derzeitigen Restriktionen die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie nicht erreicht werden können.
Mit der Studie wurde ein integrativer Ansatz zur Herleitung von grundsätzlich zielführenden Maßnahmen im Gewässer, am Ufer und in der Aue der Bundeswasserstraßen des Nebennetzes entwickelt. Sie soll potenziellen Maßnahmenträgern Motivation und Hilfestellung geben. |