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End of Fish Day 2020: Zukunftsfähiges Fischereimanagement unausweichlich
Auch in diesem Jahr wird Deutschland zu 70 Prozent von importierten Fischereiprodukten abhängig sein. Mit fast 14 kg pro Kopf essen wir jährlich weitaus mehr Fisch als wir unter deutscher Flagge und in einheimischer Aquakultur bereitstellen können. Ein anhaltend ausbeuterisches Fischerei- und Handelssystem gepaart mit einem unbedacht hohen Verzehr gefährdet marine Ökosysteme, die Ernährungssicherheit und die Existenz handwerklicher Betriebe. Um dafür zu sensibilisieren rufen Slow Food Deutschland und Fair Oceans jährlich den End of Fish Day aus. 2020 fällt er auf den 5. April und datiert das Ende unser eigenen „Fischreserven“. Der Ruf nach einem zukunftsfähigen Fischereimanagement verstärkt sich in Folge der Corona-Pandemie.

Die globale Überfischung stellt laut Weltbiodiversitätsrat den gravierendsten Eingriff in die marinen Ökosysteme dar. Die Fangmengen und der Konsum an Fisch übersteigen seit Langem die natürliche Produktivität unserer Meere und Ozeane. Der Klimawandel verschärft diese ohnehin kritische Situation. Erschwerend hinzu kommt die aktuelle Corona-Pandemie. Sie erhöht den Druck auf die Fischerei, sowohl in der Industrie als auch im Handwerk. Viele Betriebe mussten ihre Arbeit einstellen und sind harschen wirtschaftlichen Einbußen ausgesetzt, weil ihnen die Abnehmer*innen aus Gastronomie und Handel wegbrechen und (globale) Handelsströme unterbrochen sind. Wie viel und welcher Fisch 2020 auf unseren Tellern landet ist ungewiss. Einige Menschen beginnen in dieser Situation kleine handwerkliche Fischereien mehr wertzuschätzen, die sie durch Direktvermarktung versorgen.

Die aktuellen Umstände verstärken die ohnehin dringlich erforderliche Neuausrichtung der Fischereimanagements. Aus Sicht von Slow Food und Fair Oceans ist es erst dann zukunftsfähig, wenn Gewinne nicht mehr über Meeres- und Klimaschutz sowie eine widerstandsfähige lokale Versorgungssicherheit gestellt werden. Die Organisationen fordern von der Bundesregierung am End of Fish Day 2020, eine deutlich stärkere Berücksichtigung der Fischerei im Rahmen der Klimapolitik sowie faire, nachhaltige und transparente Lieferketten. Die Klimapolitik der Staatengemeinschaft wird über die Zukunft der Fischerei und ihrer Rolle bei der Sicherung der Welternährung mitentscheiden. Bei ihren nötigen Anpassungen an den Klimawandel muss die Politik die Fischerei unterstützen, und insbesondere kleineren Betrieben helfen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zu meistern.

Dazu Vertreter*innen von Slow Food Deutschland und Fair Oceans:
Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Das Coronavirus macht nunmehr deutlich, wie wichtig es ist, nicht ausschließlich auf globalisierte Wertschöpfungsketten zu setzen und vielmehr die Regionen und die kleinteilige Versorgung in den Blick zu nehmen. Lokale Versorgungsstrukturen sind überlebenswichtig, und schneiden auch hinsichtlich der Klimabilanz und der Resilienz oftmals besser ab. Deshalb fordern wir ein Fischereimanagement, das Mensch und Umwelt in Einklang denkt und die Rolle der handwerklichen Fischerei wertschätzt und unterstützt".

Kai Kaschinski, Projektkoordinator von Fair Oceans: „Kurzfristig bringt der Klimawandel in der Fischerei Gewinner und Verlierer hervor. Gewinner im globalen Norden und Verlierer vor allem im Süden. Generell am verwundbarsten sind die pazifischen Inselstaaten, sowohl was Fischerei und Ernährungssicherheit betrifft, als auch Fragen des Küstenschutzes. Viele der Inselstaaten sind im wahrsten Sinne des Wortes in ihrer Existenz bedroht. Wenn Fischbestände verloren gehen, wie durch das Verschwinden der Korallenriffe oder die Abwanderung in andere Verbreitungsgebiete, muss die Klimapolitik einen finanziellen Ausgleich für die betroffenen Staaten vorsehen, um die Ernährungssicherheit und die Umstrukturierung der Fischerei dauerhaft zu gewährleisten."
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Zum Hintergrund „End of Fish Day“:
Der End of Fish Day wird auf Grundlage der Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) errechnet. Er nimmt so direkten Bezug auf die Analyse der Fischereiwirtschaft durch die Bundesregierung. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentlicht in ihrem Jahresbericht über Fischerei und Fischwirtschaft den aktuellen Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Fischereierzeugnissen. Mit dem geringen Selbstversorgungsgrad von 26 Prozent ist Deutschland einer der größten Importeure von Fischereiprodukten auf dem Weltmarkt.
 
Eintrag vom: 04.04.2020  




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