Forstamt informiert zu Lebensweise und Umgang mit den wilden Kulturfolgern
Besonders in der Nacht und bei Dämmerung lässt sich in den Hohlwegen rund um Grötzingen mit etwas Glück der "Grimbart" antreffen. Ungewöhnlich scheint, dass sich die Dachse nun auch immer wieder tagsüber in den Gärten des Wohngebiets blicken lassen. Grund dafür ist die Eigenschaft der Tiere, sich als sogenannte Kulturfolger den menschlichen Lebensräumen anzupassen.
Lebensweise in Siedlungen
Jetzt im Winter findet der Dachs in unseren Gärten Nahrung im Komposthaufen, im Beet und unter dem gepflegten Rasen. Besondere Leckerbissen sind ausgelegtes Katzen- und Vogelfutter. Von den milden Wintern und der Abwärme von Häusern und Autos profitiert er ebenfalls. Anders als seine Artgenossen im Schwarzwald, muss er sich in Siedlungen nicht damit beeilen, einen ordentlichen Winterspeck anzufressen, bevor er in die Winterruhe geht. Er braucht diese eigentlich gar nicht mehr, da er auch in der kalten Jahreszeit ausreichend Nahrung findet. Deshalb ist es nicht mehr ungewöhnlich, die Dachse tagsüber anzutreffen.
Seine Baue kann er in Wohngebieten allerdings nicht wie gewohnt an Hängen und Böschungen anlegen. Er gräbt stattdessen unter Garagen, Carports und Treppen das lockere Erdmaterial aus. Auch wenn diese Baue nicht seinen architektonischen Fähigkeiten entsprechen, kommt er damit gut zurecht, da es dort trocken, warm und geschützt ist.
Probleme und Ängste
Für Anwohnerinnen und Anwohner kann ständiger Dachs-Besuch zu einem echten Konflikt werden. Der Dachsbau unter Fundamenten kann zu Schäden führen und seine nächtlichen Grabungen verärgern Gartenbesitzerinnen und -besitzer. Zudem befürchten viele die Übertragung von Wildkrankheiten oder Beißattacken. Hier beruhigt der städtische Wildtierbeauftragte Stefan Lenhard. Laut dem Experten würden Dachse nur dann aggressiv, wenn sie krank oder verletzt sind oder in die Enge gedrängt werden. Auf Menschen übertragbare Wildkrankheiten seien im Stadtgebiet nicht bekannt. Allerdings können Hunde und Katzen Parasiten über den Kot des Dachses aufnehmen. Dann kann der Tierarzt weiterhelfen.
Mögliche Maßnahmen und Hilfestellung
Wer keinen Dachs auf seinem Grundstück möchte, sollte sich um einen engmaschigen Zaun von mindestens 1,20 Meter Höhe bemühen, der in den Boden eingearbeitet ist. Dieser muss regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden. Zudem sollte Tierfutter aus dem Garten entfernt werden und es empfiehlt sich Abfalltonnen und den Kompostplatz im Garten unzugänglich zu machen. Lärm, Licht und beißende Gerüche helfen nur kurzfristig bei der Vergrämung.
Werden erste Grabversuche eines Dachsbaus an einem Gebäude entdeckt, können die Löcher wieder mit Erde geschlossen und mit einem Brett oder Blumentopf abgedeckt werden. Geht das Loch bereits so weit unter das Gebäude, dass das Ende der Röhre nicht erkennbar ist, ist Vorsicht geboten. Ein Abdecken des Baus hätte dann zur Folge, dass der Dachs kläglich verhungert und erstickt. Solche Maßnahmen sind aus Tierschutz-Gründen nicht zulässig. In einem solchen Fall sollte fachmännischer Rat beim städtischen Wildtierbeauftragten eingeholt werden.
zum Bild:
Auch tagsüber streifen Dachse immer öfter durch Grötzingen.
Der Dachs ist ein Baumeister, der seine Baue über mehrere Untergeschosse anlegt.
© Marek / ForstBW |