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Zoofreunde Karlsruhe spenden für Menschenaffenanlage in Krefeld
Reinschmidt: "Schutzmaßnahmen in Herkunftsländern und Zuchtbemühungen in Zoos gehen Hand in Hand"

Die Zoofreunde Karlsruhe spenden 3.000 Euro für eine neue Menschenaffenanlage im Zoo Krefeld. Bei einem katastrophalen Brand in der Silvesternacht war dort das Affenhaus völlig zerstört worden, viele Tiere starben, darunter mehrere Orang-Utans und Gorillas sowie ein Schimpanse. Der dortige Zoo und die Zoofreunde Krefeld sammeln seit der Tragödie für einen möglichst raschen Neubau eines modernen Menschenaffenhauses.

Erinnerungen an Brand im Karlsruher Zoo

"Wir haben selbst vor rund zehn Jahren bundesweit viel Hilfe, Solidarität und Spenden erhalten, nachdem es im Zoo Karlsruhe gebrannt hat", erläutert Gisela Fischer, Vorsitzende der Zoofreunde Karlsruhe. Damals brannte, wahrscheinlich ausgelöst durch einen technischen Defekt, der Streichelzoo völlig nieder. Es starben alle Tiere darin, die Elefanten im angrenzenden Gebäude erlitten durch die übergreifenden Flammen schwere Brandverletzungen.

"Es war damals furchtbar für uns. Durch das gespendete Geld konnte aber bald wieder ein Streichelzoo an neuer Stelle errichtet werden. Wir sind bis heute äußerst dankbar dafür. Mit dieser Spende möchten wir auch etwas zurückgeben", betont Fischer. Sie ist sich sicher, dass in Krefeld durch bundesweite Hilfe ein Neuanfang erreicht werden kann.

Neben dem generellen Verlust aller von der Feuersbrunst getöteten Tiere sei es besonders schlimm, dass auch hochbedrohte Borneo-Orang-Utans gestorben sind, so Dr. Clemens Becker, Artenschutzkurator im Zoo Karlsruhe, der seit 37 Jahren europaweit das Zuchtbuch für Orang-Utans führt: "Jedes einzelne Tier ist wichtig für den Arterhalt in Menschenhand." Die Weltnaturschutzunion IUCN listet die Art seit 2016 als vom Aussterben bedroht (critically endangered).

Zoos leisten wichtigen Beitrag zum Artenschutz

"Zoos leisten ganz wichtige Aufgaben im Artenschutz", stellt Dr. Matthias Reinschmidt heraus. Der Karlsruher Zoodirektor sieht die modernen, wissenschaftlich geführten Zoos als Zentren für Artenschutz. "Wir versuchen, die Bestände bedrohter Tierarten in den Zoos koordiniert zur Nachzucht zu bringen, gleichzeitig unterstützen wir Projekte in der Natur." Über die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe flossen bereits mehr als 80.000 Euro allein an das Sintang Orangutan Center von Willie Smits in Indonesien.

"Gerade bei so charismatischen Arten wie den Orang-Utans haben wir noch eine kleine Chance, dass sie überleben werden. Die Menschen sind für die massiven Rückgänge der Bestände in der Natur verantwortlich, vor allem durch die Pflanzungen von Palmölplantagen als Monokulturen und dem damit verbundenen Lebensraumverlust für die Menschenaffen. Gleichzeitig sind wir aber auch die letzte Rettung für sie, wenn wir jetzt handeln", so der eindrückliche Appell des Zoodirektors.

Schutz und Zuchtbemühungen gehen Hand in Hand

Solche Schutzmaßnahmen in den Herkunftsländern und die Zuchtbemühungen in den Zoos gehen laut Reinschmidt Hand in Hand: "Wir wissen durch die Erfahrungen von Willie Smits, dass sich die Orang-Utans wieder auswildern lassen. Dafür braucht es aber weit mehr geschützte Gebiete in der Natur." Solange gelte es, die Bestände in den Zoos mit einer möglichst hohen genetischen Variabilität zu stärken. Es sei sehr wichtig, dass auch der Zoo Krefeld nach einem Neubau der Anlage wieder in die Erhaltungszucht einsteige.

In Karlsruhe werden durch Becker bislang alle Orang-Utans in europäischen Zoos koordiniert, allerdings keine dieser hochbedrohten Menschenaffen gehalten. "Das werden wir ändern", sagt Reinschmidt mit Verweis auf den Masterplan, der bereits vor vier Jahren im Gemeinderat verabschiedet wurde. Darin ist eine Asien-Anlage unter anderem mit Sumatra-Tigern und Sumatra-Orang-Utans vorgesehen, die als Arten-Refugium dienen soll.

Bewusstsein bei Besuchern wecken

"Neben der Zucht dieser beiden vom Aussterben bedrohten Arten, wecken wir mit der Anlage auch das Bewusstsein bei unseren Besuchern für die Probleme dieser Spezies, die durch den Mensch verursacht werden", erläutert Reinschmidt, der für die Artenschutz-Doku-Reihe "Elstners Reisen" gemeinsam mit Frank Elstner die Lebensraumvernichtung in Indonesien selbst erlebt hat. "Wenn die Zoobesucher diese Tiere dann bei uns sehen, muss ihnen klar werden, dass ihre Enkel vielleicht keine Orang-Utans mehr erleben werden, weil wir sie bis dahin ausgerottet haben. Aber dagegen müssen wir gemeinsam mit allen Mitteln ankämpfen."

zum Bild oben
Orang-Utans sind vom Aussterben bedroht. In der Natur gibt es immer weniger Tiere.
Foto: Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe
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Eintrag vom: 13.01.2020  




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