Am 20. Dezember 2019 wird der Betrieb des maroden und gefährlichen AKW Mühleberg endgültig eingestellt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz, Regionalverband Südlicher Oberrhein, gratuliert der Umweltbewegung in der Schweiz. Wir freuen uns, dass das zweite abgestellte AKW der Schweiz sich nicht wie der Klein-Reaktor in Lucens mit einem GAU selbst "abgestellt" hat.
Das Atomkraftwerk Mühleberg, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut, bei dem schon 1991 Risse im Kernmantel festgestellt wurden und das mit einer Behelfskonstruktion dennoch weiterbetrieben wurde, ist damit das erste kommerzielle Atomkraftwerk der Schweiz, das endgültig abgeschaltet wird und sich nicht selbst abgeschaltet hat. Der Atommüll aus dem AKW Mühleberg muss noch eine Million Jahre sicher verwahrt werden.
Nach der Schließung des letzten innerschweizer AKW am 20. Dezember häuft sich jetzt das atomare Risiko in der Grenzregion am Hochrhein. Dort stehen dann die letzten vier Schweizer AKW. Das AKW Leibstadt hat einen störanfälligen Siedewasserreaktor und in Beznau läuft das älteste und damit eines der gefährlichsten AKW der Welt. Auch das Atomkraftwerk Gösgen strahlt nicht weit von der Grenze entfernt. Im grenznahen Würenlingen steht das große "Atomforschungszentrum" der Schweiz, ein atomares Zwischenlager für leicht, mittel- und hochradioaktiven Müll und eine Castorhalle wie in Gorleben. Dazu kommt in Würenlingen ein Verbrennungsofen für radioaktiven Müll mit einem hohen Schornstein für radioaktive Abgase.
Und wo sucht die Nationale Genossenschaft zur Lagerung radioaktiver Abfälle, NAGRA, nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll? Selbstverständlich wieder im Grenzgebiet am Hochrhein und es gibt viele Hinweise, dass dieses Endlager im grenznahen Züricher Weinland auch realisiert werden soll, obwohl die dortigen "endlagerfähigen" Gesteinsschichten im internationalen Vergleich extrem dünn sind. Die Endlager-PR ist besser als das Gestein.
Und während die alten AKW in Mühleberg(CH) und Philippsburg(D) noch 2019 und hoffentlich auch in Fessenheim 2020 endlich abgestellt werden, kommen überall die neuen und alten atomaren Seilschaften aus der Deckung, in die sie nach den Atomunfällen in Tschernobyl und Fukushima gegangen waren. Ihre Macht zeigen sie regional und weltweit, in dem sie die notwendige Energiewende und die erneuerbaren Energien massiv bekämpfen (lassen). Doch zwischenzeitlich sind nicht nur die ökologischen Argumente auf der Seite der UmweltschützerInnen, sondern auch die ökonomischen. Warum Energie aus teuren Hochrisikoanlagen gewinnen, wo umweltfreundlicher Strom aus Wind und Sonne zwischenzeitlich viel kostengünstiger ist, als Strom aus neuen AKW?
Wir gratulieren den Schweizer Aktiven, wünschen ein schönes Abschaltfest in Bern und wissen: Es gibt grenzüberschreitend gemeinsam noch viel zu tun um den atomar-fossilen Irrweg zu beenden.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer |