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NABU: Abwärtstrend bei Feld- und Wiesenvögeln hält an
Miller: Kiebitz, Braunkehlchen und Rebhuhn leiden besonders unter EU-Agrarpolitik

Berlin – Der NABU sieht sich angesichts des anhaltenden Abwärtstrends bei Feld- und Wiesenvögeln in seinen Forderungen nach einer umweltverträglicheren EU-Agrarpolitik bestätigt. Besonders bodenbrütende Vogelarten und Insektenfresser nehmen in ihren Beständen ab, wie aus einem Bericht der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) und damit wichtigsten deutschen Wissenschaftsverbandes der Ornithologie hervorgeht, der heute veröffentlicht wird. Wie deren Fachgruppe „Vögel der Agrarlandschaft“ ermittelt hat, ist die Zahl der abnehmenden und stark abnehmenden Arten von 55 Prozent auf 68 Prozent gestiegen. Dies lasse eine weitere Verschlechterung der Bestandssituation der Agrarvogelarten erkennen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Papier „Erfordernisse zum Erhalt unserer Agrarvögel“ der 120 Fachleute aus Wissenschaft und Praxis. Dem Bericht liegt eine Gegenüberstellung der Kurzzeittrends der nationalen Vogelschutzberichte 2013 und 2019 zugrunde.

„Kiebitz, Braunkehlchen und Rebhuhn leiden massiv unter der EU-Agrarpolitik. Es sind nicht die einzelnen Landwirtinnen und Landwirte, sondern die aktuelle Agrarpolitik und das Festhalten der Agrarlobby an überholten Strukturen, was unsere Feldvögel an existenzielle Grenzen bringt“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Darum seien entsprechende Maßnahmen und eine ausreichende Finanzierung notwendig, damit Natur und Landwirtschaft profitieren. Der NABU fordert eine Zweckbindung der EU-Agrargelder. Davon sollten mindestens 15 Milliarden Euro EU-weit jährlich für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft fließen. Gleichzeitig sollten biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf zehn Prozent der Fläche in jedem Betrieb stattfinden.

Die Ornithologen sprechen sich für eine Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2021 aus, mit deutlich weniger Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, einer Förderung des Ökolandbaus sowie strukturreichen Landschaften mit Hecken, Feldwegen, Brachen und mehr Dauergrünland. Damit stützen sie die vehementen Forderungen des NABU.

Als wesentliche Ursache für die Bestandsrückgänge sehen die Fachleute die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere durch Pestizideinsatz, starke Düngung, den Verlust von Landschaftselementen wie Ackerbrachen, die Einengung der Fruchtfolgen, z.B. durch den vermehrten Maisanbau für Biogasanlagen, Eutrophierung und Verlust von ökologisch wertvollem Dauergrünland. Auch das mit der aktuellen EU-Agrarförderperiode eingeführte so genannte „Greening“ habe wegen des zu geringen Flächenansatzes und der Anrechenbarkeit von wenig wirksamen Maßnahmentypen nicht zur Verbesserung der Bestandssituation der Agrarvögel beigetragen.

Auch mit Blick auf die aktuellen landwirtschaftlichen Proteste gegen mehr Auflagen für Natur-, Wasser- und Klimaschutz in der Landwirtschaft fordert der NABU Politik und Bauernverband auf, Vorschläge zur Lösung der Krise zu machen und sich mit den seit langem vorliegenden Vorschlägen von Umweltverbänden und alternativen Landwirtschaftsverbänden konstruktiv auseinanderzusetzen statt sie pauschal von der Hand zu weisen.

„Wir wollen, dass sich die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen für die Landwirtinnen und Landwirte lohnt. Leider ist es der Politik seit Jahrzehnten nicht gelungen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, stattdessen werden Fördergelder per Gießkanne verteilt“, so Miller. In den Bauernprotesten zeige sich, wie kaputt das derzeitige Fördersystem ist – ein Grund mehr, endlich eine neue Agrarpolitik auf den Weg zu bringen, die die Existenz von Betrieben und den Schutz der Natur sichere, statt den Profit von Agrarkonzernen.

Angesichts der erneut belegten dramatischen Entwicklung der Feld- und Wiesenvögel und der Proteste von Landwirtinnen und Landwirten und Naturschützerinnen und Naturschützer in Europa ist es aus NABU-Sicht umso unverständlicher, dass die EU-Agrarministerinnen und Agrarminister und die Agrarlobby bei den aktuellen Verhandlungen in Brüssel eher das Gegenteil tun: Statt mehr Naturschutz zuzulassen, wollen sie derzeit Umweltstandards aushöhlen und die ineffizienten Direktzahlungen zementieren.
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Eintrag vom: 24.10.2019  




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