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Ein Hauch vom Okavango-Delta in Freiburg
Wasserbüffel werden künftig im Naturschutzgebiet Rieselfeld weiden

Gemeinsames Projekt von Stadt, Regierungspräsidium und NABU, um biologische Vielfalt zu fördern

Ein Hauch vom Okavango-Delta weht in Freiburg, denn künftig werden Wasserbüffel im Naturschutzgebiet Rieselfeld weiden. Auf einer rund sechs Hektar großen Fläche soll eine achtköpfige Büffelherde dazu beitragen, die Vielfalt der Arten im Naturschutzgebiet (NSG) Rieselfeld weiter zu erhöhen. Dieses neue Projekt haben die Stadt Freiburg, das Regierungspräsidium und der NABU gemeinsam auf den Weg gebracht.

Im Zuge der jüngsten Erkenntnisse zum dramatischen Rückgang von Insekten- und Vogelarten will die Stadt Freiburg ihre Anstrengungen für mehr biologische Vielfalt intensiveren. Dazu hat die Stadtverwaltung aktuell unter Federführung des Umweltschutzamts eine Vorlage mit neuen Zielen und Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in die gemeinderätlichen Gremien eingebracht.

Ein Baustein dieser Vorlage ist die weitere Aufwertung von den bestehenden Freiburger Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten. Auch extensive Beweidungen, also die Haltung von Weidetieren auf großer Fläche und in geringer Intensität, soll mehr gefördert werden.

Das NSG Rieselfeld ist aufgrund seiner hohen Bedeutung für den Natur- und Artenschutz nicht nur seit 1995 als Naturschutzgebiet, sondern auch in den 2000er Jahren als Natura 2000-Gebiet der Europäischen Union ausgewiesen
worden. Für das Natura 2000-Gebiet hat das Regierungspräsidium Freiburg aktuell einen Managementplan erarbeitet, der unter anderem auch die extensive Beweidung zum Erhalt und Entwicklung der geschützten Arten und Lebensräume vorsieht.

1889 wurde das Rieselfeld durch die Stadt Freiburg eingerichtet, um die Abwässer aus der Stadt dorthin zu leiten und zu reinigen. Auf Grund dieser Wasser- und Nährstoffzufuhr und den dazu notwendigen Strukturen, wie Fließgewässer, Dämme oder Obstbäume, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte eine außergewöhnliche Artenvielfalt, vor allem bei den Vögeln und Insektenarten. Jedes Jahr werden beispielsweise über 100 verschiedene Vogelarten gezählt, außerdem sind über 25 Libellenarten und über 95 Laufkäferarten im Gebiet bekannt.

Nach wie vor werden einige Flächen im NSG, so genannten Polderflächen, mit sauberem Oberflächenwasser aus dem Neunaugenbach verrieselt, um die seltenen Lebensräumen von Wat- und Wasservögeln zu erhalten. Diese Flutungen haben aber den Nachteil, dass diese Flächen oft erst spät oder gar nicht gemäht werden können. So wurde vor rund einem Jahr von allen Beteiligten die gemeinsame Idee geboren, diese zeitweise überfluteten Flächen mit Wasserbüffeln zu beweiden.

Wasserbüffel kommen ursprünglich aus dem asiatischen Raum und haben als gutmütige Nutztiere aber auch eine lange Tradition in Europa. Die Tiere kommen mit feuchten Bedingungen gut zurecht, gehen gerne ins Wasser und können das eher energiearme Futterpflanzenangebot problemlos nutzen. Um die Haltung der Tiere – vier Kühe mit jeweils einem Kalb - kümmert sich im Projekt der Landwirt und Metzgereibetrieb Reichenbach, der auch schon die übrigen Weiden und Wiesen im NSG Rieselfeld ökologisch und nach den Vorgaben des Naturschutzes bewirtschaftet. Die Stadt übernahm die Koordination und die Vorarbeiten für die Einrichtung der Weide, das Regierungspräsidium, zuständig für Naturschutzgebiete, organisierte und finanzierte den Bau des Zaunes.

„Ich bin sehr beeindruckt, wie die zahlreichen Beteiligten aus Verwaltung, Naturschutz und Landwirtschaft an einem Strang gezogen und ein so komplexes Naturschutzprojekt in sehr kurzer Zeit realisiert haben“, freut sich Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik und bedankt sich bei den Vertreterinnen und Vertretern des Umweltschutzamts, des Mundenhofs, des Regierungspräsidiums, des NABU und bei dem Landwirt.


Die Wasserbüffel werden auf der Weide künftig durch das Suhlen, ihren Trittspuren im Gelände oder durch unterschiedliche abgefressene Pflanzen die Lebensraum- und Artenvielfalt im Rieselfeld erhöhen. Besonders einige Feldvögel, wie der seltene Kiebitz, aber auch Insekten, wie beispielsweise die auf den Dung der Tiere angewiesenen Laufkäferarten, werden von der extensiven Beweidung profitieren.

„Da wir mit diesem Projekt in der Stadt Freiburg Neuland betreten, wollen wir natürlich auch wissen, wie sich die Fläche unter dem Einfluss der Wasserbüffel entwickelt“, macht Harald Schaich vom Umweltschutzamt deutlich. Deswegen haben Stadt und Regierungspräsidium gemeinsam eine kontinuierliche wissenschaftliche Untersuchung von Vegetation, Strukturen und Fauna konzipiert und beauftragt. Dabei kommen neben Kartierungen und der Aufnahme von Arten sogar Drohnen regelmäßig zum Einsatz. Der NABU übernimmt dabei die Beobachtung der Vogelwelt auf der Weidefläche.

Natürlich sollen sich die Tiere nun erstmal in Ruhe an die neue Umgebung gewöhnen können. „Besucherinnen und Besucher sollen nicht zu nah an den Zaun kommen oder die Wasserbüffel füttern“, bittet Malte Bickel vom Regierungspräsidium. Mit diesem neuen Projekt gewinnt das NSG Rieselfeld weiter an naturschutzfachlicher Wertigkeit, allerdings sind auch ganz neue Landschaftseindrücke zu bewundern: Wenn die Wasserbüffel im Abendlicht von Vogelscharen umschwärmt werden, fühlt man sich tatsächlich an wilde Naturlandschaften, wie das Okavango-Delta in Botswana erinnert.
 
Eintrag vom: 01.07.2018  




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