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Schutzgebiete halten Naturkrise nicht auf
Breitkreuz: Brauchen mehr Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen, um Artensterben etwas entgegenzusetzen

Berlin, 15.11.23 – Eine aktuelle Studie des Forschungsteams um den Biologen Axel Hochkirch kommt zu dem Schluss, dass der Erhaltungszustand der untersuchten europäischen Flora und Fauna massiv bedroht ist. Die Schätzungen des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) aus dem Jahr 2019 liegen dabei weit unter den tatsächlichen Bedrohungen. Primär durch Lebensraumzerstörung und wirtschaftliche Ausbeutung sind fast 20 Prozent der europäischen Land-, Süßwasser- und Meeresarten vom Aussterben bedroht. Dies hat zur Folge, dass sich die Zahl der in den nächsten 100 Jahren laut Weltbiodiversitätsrat (IPBES) weltweit vom Aussterben bedrohten Arten von einer Million auf fast zwei Millionen verdoppelt. Insekten machen hierbei rund 75 Prozent der globalen Artenvielfalt aus.

NABU-Insekten-Expertin Dr. Laura Breitkreuz: „Insekten, und hier vor allem Bestäuber, die für die Landwirtschaft von enormer Bedeutung sind, verschwinden im großen Maßstab. Das Artensterben macht nicht an geografischen Grenzen Halt. Vielmehr beobachten wir eine stetige globale Entwicklung, die uns Anlass zu großer Sorge gibt. Denn neben dem Wert, den Insekten unter anderem durch Bestäubung und Bodenfruchtbarkeit für uns Menschen haben, dienen sie anderen Tierarten als Lebensgrundlage. Wenn diese als Nahrung wegfallen, löst das Kettenreaktionen aus, die unsere Natur zerstören. Tiere sind dabei leider nicht so schnell anpassungsfähig wie Menschen, die an technologischen Strategien arbeiten können.“

Der NABU verweist mit Blick auf die erschütternden Zahlen der aktuellen Analyse, die deutlich mehr Daten als in vorangegangenen Studien zusammenbringt, auf seine Forderung nach einer ambitionierten Nationalen Biodiversitätsstrategie mit konkreten Maßnahmen und messbaren Zwischenzielen. Deutschland muss endlich seinen Beitrag zum Biodiversitätsschutz im Einklang mit dem Weltnaturabkommen und der EU-Biodiversitätsstrategie leisten. Im Hinblick auf die weiter zu entwickelnden Schutzgebiete in Deutschland spricht sich der NABU dafür aus, finanzielle und personelle Ressourcen zum effektiven Schutz der Schutzgebiete an Land und Meer zur Verfügung zu stellen. Wir brauchen mehr Schutzgebiete, in denen die Natur einen deutlichen Vorrang vor wirtschaftlichem Nutzen hat.

Hintergrund:
Am Beispiel der Insekten lässt sich exemplarisch erahnen, welche Szenarien die aktuellen Zahlen der Studie befürchten lassen. Aber neben Insekten (24 Prozent) sind auch Pflanzen (27 Prozent) und Wirbeltiere (18 Prozent) bedroht. Nur die Hälfte aller bedrohten Arten wurde zudem in Schutzgebieten gefunden. Die bisher ausgewiesenen Flächen scheinen folglich nicht auszureichen und nicht genügend Schutz zu bieten. Dabei ist die Ausweitung entsprechender Schutzflächen Teil des Weltnaturabkommens, dem sich Deutschland auf der Weltnaturkonferenz in Montreal (CBD COP 15) im Dezember 2022 verpflichtete, um den Verlust der Biodiversität bis 2030 durch rasches Handeln zu stoppen und umzukehren. Welche Priorität das Abkommen in nationaler Politik hat, zeigt sich daran, dass der im Bundesumweltministerium zu erarbeitende Entwurf für eine Nationale Biodiversitätsstrategie unzureichend ambitioniert formuliert wurde, keine Maßnahmen benennt und zudem noch immer nicht in die Ressortabstimmung gegangen ist. Das erste von 7 Jahren des Umsetzungszeitraums ist damit bereits verstrichen.
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Eintrag vom: 16.11.2023  




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