Im Westen mehr Brutpaare, im Osten eher abnehmende Tendenz
Berlin – Mehr Weißstorchpaare als im vergangenen Jahr dürften 2019 in Deutschland gebrütet haben. Das schätzt Dr. Christoph Kaatz von der NABU Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz. 2018 waren es über 6.900 Paare. „Insgesamt war das Storchenjahr aber eher durchwachsen“, so Kaatz nach einer ersten Sichtung der Daten, die zurzeit noch aufgearbeitet werden.
Die Zahl der Brutpaare hat in den westlichen Bundesländern weiter zugenommen, während der Brutbestand in den östlichen Bundesländern tendenziell leicht abnahm oder stagnierte. Aus den Regionen gibt es aber auch positive Meldungen. So meldeten beispielsweise Bayern, Thüringen und Teile Nordrhein-Westfalens neue Höchstzahlen für den Brutbestand der Weißstörche. Ursächlich für dieses West-Ostgefälle sind die unterschiedlichen Winterquartiere der Weißstörche. Während die ostdeutsche Population zumeist im östlichen Afrika – im Sudan, Tschad bis hinunter nach Südafrika – überwintert, ziehen die westdeutschen Störche mehrheitlich bis auf die Iberische Halbinsel. Dort verbringen sie den Winter auf Mülldeponien und Reisfeldern. „Kürzerer Zugweg und große Nahrungsressourcen bieten den Störchen im Westen ideale Überlebensbedingungen mit der Folge, dass ihre Zahl seit längerer Zeit kontinuierlich zunimmt“, sagt Kaatz.
Im Osten wurde die Jungenaufzucht der Störche durch die andauernde Trockenheit und dem Mangel an Regenwürmern für die Küken beeinträchtigt. In Teilen Westdeutschland führten starke Regenfälle im Mai zu zahlreichen Verlusten beim Nachwuchs. „Alles in allem kam aber meist ein durchschnittlicher Bruterfolg zustande“, so Kaatz. „Die Trockenheit der beiden letzten Jahre zeigt allerdings, wie wichtig feuchte Wiesen und Auen für den Weißstorch sind. Dort leben selbst bei längeren Trockenperioden noch viele Beutetiere.“
Im Nordwesten Deutschlands war die diesjährige Brutsaison dagegen außergewöhnlich gut. Das Wetter war für die heranwachsenden Störche ideal und Nahrung gab es in diesem Sommer in Hülle und Fülle, denn 2019 war ein „Mäusejahr“, in dem die Feldmauspopulation geradezu explodiert ist. Dies bescherte dem Weißstorch hier eine so große Jungenzahl wie seit 25 Jahren nicht mehr. |