Der gemeinnützige Freiburger Umweltschutzverein ECOtrinova e.V., der in der Region am südlichen Oberrhein auch rheinüberschreitend tätig ist, sieht für 2013 eine Fülle von Aufgaben zu Energie und Umwelt auf die Region zukommen, d.h. auf ihre BewohnerInnen, Politik, Verwaltungen und Gewerbe.
Die mit Abstand wichtigste Aufgabe der Region ist es, so Dr. Georg Löser, Umweltexperte und Vorsitzender von ECOtrinova, das Atomkraftwerk (AKW) Fessenheim / Rhein und die in Deutschland und der Schweiz benachbarten Atomkraftwerke wie Philippsburg/Rhein und Beznau, Gösgen, Mühleberg - alle an der Aare - sowie Leibstadt / Hochrhein früher als geplant, am besten sofort stillzulegen. Nur so werde die Region überlebenssicherer und zukunftsfähiger. „Ein schwerer Unfall in den Atomkraftwerken kann die Bewohnbarkeit der Region und die Gesundheit, das Erbgut und die wirtschaftliche Existenz aller hier lebenden Menschen zuschwerst schädigen oder vernichten.“ Das sei allgemein bekannt spätestens seit den Atomkraft-Katastrophen von Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011. „Weil auch wenig wahrscheinliche Unfälle kurzfristig beginnen können, muss vorher stillgelegt sein“, so Dr. Georg Löser zum Jahresbeginn 2013.
Löser begrüßt, dass der Trinationale Atomschutzverband TRAS den gerichtlichen Weg zur schnellen Stilllegung des AKW Fessenheim intensiv weiterverfolgt, auch weil bis zur Stilllegung nun die gefährlichste Zeit mit dem Atomkraftwerk bevorsteht, und sich nicht auf die Politik verlässt. Die Politik der Region sieht ECOtrinova gefordert, der Gemeinde Fessenheim und den Nachbargemeinden, die vom Atomkraftbetreiber EDF ebenfalls finanziell außerordentlich „verwöhnt“ werden, auf die Zeit nach der Stilllegung mit Ansiedlung von AlternativGewerbe für den Übergang vorzubereiten. Allerdings besteht bei der EDF eine beamtenähnliche Arbeitsplatzgarantie und bei der Stilllegung, beim Abbau und bei Kühlung des Atommülls ein weiterhin hoher Arbeitsbedarf im Kraftwerk. Die deutsche und schweizerische Politik sieht ECOtrinova auch gefordert, die Strombezüge aus dem AKW zu beenden. Das Elsass übrigens kann sich, so Löser, aus den bestehenden Wasserkraftwerken am Oberrhein mit Strom immer noch weitgehend selbst versorgen.
Mit der Stilllegungspflicht verbunden sieht ECOtrinova die Aufgabe, die Energiewende in der ganzen Region schnell voranzutreiben, besonders im Bereich elektrische Energie. Hier hat die Region die Chance, mit drei Säulen das Problem anzupacken:
Am schnellsten geht es, die Heizkessel und Strom verbrauchenden Heizungen in der Region umgehend zu ersetzen durch „stromerzeugende Heizungen“, auch Blockheizkraftwerke (BHKW) genannt oder wie Löser es umschreibt „Bürgerheizkraftwerke“. In Freiburg und Umland gibt es über 200 solcher Anlagen in kleiner und größerer Variante von einem oder wenigen Kilowatt elektrischer Leistung meist in Privathäusern und Kleingewerbe bis hin zu mehreren 1000 Kilowatt etwa in Freiburg-Weingarten. „Das müssen möglichst schon in 2013 über 1000 Anlagen werden, in der trinationalen Region über 10.00“, wünscht sich ECOtrinova. Der Verein hat es über einen Gemeinderatsbeschluss von 2010 erreicht, dass die Stadt Freiburg im Herbst 2012 für den 23.000-Einwohner-Stadtteil Wiehre das auf andere Stadtteile und Kommunen übertragbare Projekt „Kraftwerk Wiehre“ startete. Hier wird, geleitet von der Energieagentur Regio Freiburg, zusammen mit ECOtrinova, den Bürgervereinen des Stadtteils und weiteren Partnern in Absprache mit dem Handwerk und badenova genau in dieser Richtung vorangegangen. Wegen der steigenden Strompreise lohnen sich BHKW ab Jahresbeginn 2013 umso mehr, wenn der BHKW-Strom
überwiegend selbst verbraucht wird.
Übrigens kann, so Löser, das in BHKWs überwiegend eingesetzte Erdgas perspektivisch durch erneuerbare Gase wie Wasserstoff und solches Methan ersetzt werden, das vor allem aus künftig zeitweise überschüssigem Solar- und Windstrom hergestellt wird. ECOtrinova hofft, dass es Badenova und Partnern 2013 gelingt, ähnlich wie von anderen Trägern in Stuttgart und im Emsland schon 2012 durchgeführt, auch in Freiburg oder in der Region eine Demonstrationsanlage dazu in Betrieb zu nehmen. Löser geht davon aus, dass die „Chance BHKW“ auch im Elsass und in der Nordwestschweiz mehr aufgriffen wird. Während z.B. im Kanton Basel Stadt bereits einige größere und kleine Heizkraftwerke seit jeher bestehen, können z.B. in Colmar und Strasbourg große Heizkessel für Fernwärme, Stadtheizung und viele Wohnblocks kurzfristig mit Heizkraftanlagen ergänzt oder ersetzt werden. Das wurde z.B. in Dänemark schon Mitte der 1980er Jahre sehr schnell als nationale Aktion durchgeführt.
Weil BHKWs auch Kohlestrom mitverdrängen, sind sie gleichzeitig eine sehr günstige, auch sehr kostengünstige Klimaschutzmaßnahme. Der Kohlendioxidausstoß kann mit BHKWBonus sogar deutlich niedriger liegen als der Solarwärme und Holz zuzurechnende, wie es nicht nur die kürzliche Studie des Klimabündnis Freiburg für die Stadt Freiburg ergab. „Heizkesselersatz ohne BHKW behindert den Klimaschutz und den Atomenergieausstieg“, so Löser kurz und bündig.
Die zweite Säule, so der ECOtrinova-Vorsitzende, bilden Stromeinsparung, effizienterer Einsatz von Strom sowie Ersatz von Strom bei Elektroheizungen durch Wärme aus BHKW und Nahwärme: „Stromeinsparung gerade auch bei einkommensschwachen Haushalten ist eine schnelle Methode, die Stromrechnung zu senken. Denn nicht auf den Preis der Kilowattstunde kommt es in der Hauptsache an, sondern auf den Rechnungsbetrag, und der hat zwei Faktoren, die Anzahl der Kilowattstunden mal Preis pro Kilowattstunde einschließlich Steuern, Abgaben und Umlagen.“ ECOtrinova wünscht, dass die guten Freiburger Erfahrungen mit Stromsparen bei solchen Haushalten in 2013 bei allen betroffenen durchgeführt werden. Natürlich können und sollen auch alle anderen Verbraucher einschließlich Gewerbe, Land und Kommunen die meist recht wirtschaftlichen Stromsparmaßnahmen bei sich ab 2013 beschleunigen, wie die EU es jüngst den Staaten auferlegt hat, und so beizutragen zur Energiewende mit Atomausstieg und Klimaschutz.
Die dritte Säule ist mehr im Gespräch als die beiden ersten: Der Strom aus erneuerbaren Energien. Hier sieht ECOtrinova die trinationale Region gefordert, alle Arten der Erneuerbaren voranzutreiben: kein Neubau, keine Dachrenovierung, keine Lärmschutzwand ohne Solarstromanlage, keine Biomasseabfälle ohne Nutzung als Biogas oder auf andere Methode in Heizkraftanlagen mit Berücksichtigung der Nährstoffkette. Ein trinationales Programm für die Ökologisierung und Modernisierung sowie gewässerökologisch optimierte Wiederinbetriebnahme von Wasserkraftanlagen bildet einen weiteren wichtigen, derzeit oft unterschätzten Beitrag für die Stromerzeugung in der Region. Nicht zuletzt mit der Windenergie kommt ein sehr wichtiger „Brennstoffsparer und Klimaschützer“ nun verstärkt auf die Region Freiburg und trinationale Region zu. Im Verbund mit der erneuerbaren Energien und Speicherkraftwerken wünscht sich ECOtrinova ein erneuerbares „virtuelles Kombikraftwerk“ in der Region, dies mit den Blockheizkraftwerken als tragendes Element im Winterhalbjahr. |