Asiatische Hornisse erreicht immer mehr Regionen in Deutschland
Breitkreuz: Invasive Arten als einer der Haupttreiber der Artenkrise ernst nehmen
Berlin – Eine Verbreitung mit Folgen: Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) nimmt in Deutschland weiter zu – und wird damit zum mahnenden Beispiel für das rasante Verbreitungspotential von invasiven Arten mit potenziell verheerenden Folgen für die heimische Artenvielfalt.
Im März wurde das Insekt von der Bunderegierung offiziell als “etabliert” in ganz Deutschland eingestuft. Diese Bewertung bedeutet, dass sie sich dauerhaft in bestimmten Regionen angesiedelt hat, sie bislang aber noch keineswegs flächendeckend verbreitet ist. In Deutschland gilt sie insbesondere in Westdeutschland als etabliert.
Mit der Umstufung entfällt die behördliche Bekämpfungspflicht. Dies mindert einerseits den Handlungsdruck für bereits stark belastete Naturschutzbehörden eine als etabliert geltende Art einzudämmen, könnte jedoch andererseits die Ausbreitung in Bundesländern wie Bayern, Brandenburg oder Sachsen beschleunigen. Kritisch bewertet der NABU im Zusammenhang der Umstufung insbesondere, dass nun notwendige Managementmaßnahmen, um ihre weitere Verbreitung zumindest zu verlangsamen, im vorgeschlagenen Maßnahmenplan zu kurz greifen. Gleichzeitig fordert der NABU den Aufbau eines bundesweiten Meldesystems für invasive Arten, um Funde schnell erfassen und koordinierte Maßnahmen einleiten zu können. Insbesondere Untere Naturschutzbehörden müssen dazu personell und finanziell ausreichend ausgestattet sein, um auf solche Bedrohungen ausreichend reagieren zu können.
„Vespa velutina steht nicht zufällig auf der EU-Liste invasiver Arten – sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie eingeschleppte Arten heimische Ökosysteme gefährden und zeigt exemplarisch, wie unaufhaltsam sich manche Arten ausbreiten können, wenn nicht frühzeitig gegengesteuert wird“, betont NABU-Insektenexpertin Dr. Laura Breitkreuz. “Hornissen jagen mit hoher Effizienz Honig- und Wildbienen sowie andere Insekten. Weil die Völker der Asiatischen Hornisse besonders groß sind, kann sie lokal Bestände massiv dezimieren. Dazu kommen dokumentierte Ernteverluste in Südeuropa, etwa durch das Anfressen von Früchten.“
Laut Weltbiodiversitätsrat ist die Ausbreitung invasiver Arten einer der fünf Haupttreiber für den globalen Verlust an Biodiversität. Zudem geht weltweit ein Verlust von mehr als 600 Billionen Euro in Land-, Forstwirtschaft und Fischerei in den letzten 50 Jahren auf invasive Arten zurück.
Sie ergänzt: „Die Asiatische Hornisse ist nicht die letzte invasive Art, die sich durch den Klimawandel und den globalen Handel bei uns ansiedeln wird“, warnt Breitkreuz. „Wir müssen aus diesem Fall lernen – und bereit sein, entschieden zu handeln.“
Was tun bei einer Sichtung?
Der NABU mahnt zu einem besonnenen Umgang mit der Asiatischen Hornisse. Während sie effektiv bekämpft werden muss, darf dies nicht zu einer grundlosen Angst vor Hornissen führen. Die heimische Europäische Hornisse spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem und steht unter Schutz. Um Panikmache zu vermeiden, braucht es fundierte Informationen und durchdachte Strategien.
- Verwechslung vermeiden: Die besonders geschützte Europäische Hornisse wird oft irrtümlich für Vespa velutina gehalten. Im Gegensatz zur Europäischen Hornisse, die braune Beine hat, erkennt man die Asiatische Hornisse an ihren gelben Füßen – ein wichtiges Merkmal, um Verwechslungen zu vermeiden.
- Fund melden: Sichtungen sollten umgehend an die zuständigen Behörden oder Meldeplattformen der Bundesländer weitergeleitet werden.
- Nest nur von Fachleuten entfernen lassen: Die Tiere reagieren aggressiv, wenn ihr Nest gestört wird. Kontakte vermittelt der NABU oder die Untere Naturschutzbehörde.
- Hilfreiche Erkennungsmerkmale und Meldeplattformen gibt es hier: www.NABU.de/Asiatische-Hornisse |