© Zoologischer Stadtgarten, Timo Deible | | | Zoologische Raritäten mit besonderen Fähigkeiten | Vicente Baumsteiger, Niceforo Baumsteiger und Granulierter Glasfrosch neu zu sehen im Exotenhaus Karlsruhe
Sie sind klein und nicht besonders leicht zu entdecken. Dennoch sind die drei neuen Froscharten im Exotenhaus des Karlsruher Zoos kleine Sensationen. Sie werden kaum bis gar nicht in Zoos gehalten, zudem haben sie weitere Besonderheiten – vom Bedrohungsstatus bis zum „Unsichtbarmachen“. Eine weitere Amphibienart soll in den kommenden Wochen in der Ausstellung folgen.
Zootierarzt Dr. Lukas Reese ist in seinem Element. Als Amphibienspezialist und Kurator für das Exotenhaus hat er die neuen, spannenden Frösche in die Terrarien im Untergeschoss umgesetzt: „Da sind Arten dabei, die kennt fast niemand.“ Zuvor wurde noch der Pflanzenbesatz angepasst. „Es gibt Amphibien, die sind sehr eng mit bestimmten Pflanzenarten verbunden. Dann versuchen wir das für die Lebensräume bei uns möglichst gut anzupassen“, erläutert Reese.
Eine dieser Arten mit besonderem Flora-Bezug ist der Vicente Baumsteiger (Oophaga vicentei). Im Gegensatz zu seinen Verwandten hält sich die Art bevorzugt in hohen Bäumen auf. Sie nutzen die auf den Ästen wachsenden Bromelien als Aufzuchtort für die Kaulquappen. Aktuell werden Vicente Baumsteiger nur in zwei weiteren Zoos gehalten. „Die Tiere in unserem Zoo sind vom Zoll beschlagnahmte Tiere“, sagt Reese. Gemeinsam mit den Zoos Frankfurt und Zürich soll nun versucht werden, eine Reservepopulation in Menschenobhut aufzubauen. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft den Vicente Baumsteiger auf der Roten Liste als „stark gefährdet“ ein.
Eine verwandte Art, der Niceforo Baumsteiger (Ameerega ingeri), ist im Terrarium nebenan eingezogen. „Bei ihm handelt es sich um eine kaum erforschte Art, die bisher ausschließlich an sechs Standorten im kolumbianischen Amazonasgebiet gesichtet wurde“, berichtet der Zootierarzt. Die Tiere kommen aus einer wissenschaftlichen Zuchtstation in Kolumbien. Der Zoo Karlsruhe ist die erste Einrichtung in Europa, die diese äußerst seltene Art hält.
„Diese Frösche leben in keinem weiteren Zoo in Europa.“
Im selben Terrarium ist außerdem der ebenfalls aus Kolumbien stammende Lehmanns Baumsteiger (Oophaga lehmanni) zu sehen. Die Art war zuvor in einem anderen Terrarium untergebracht. Auf der Roten Liste der IUCN wird der Lehmanns Baumsteiger als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Neben der Zerstörung seines Lebensraums spielt bei dieser Art auch der illegale Handel mit Wildfängen für den Heimtiermarkt eine wichtige Rolle für seinen Bedrohungsgrad. In Europäischen Zoos wird der Lehmanns Baumsteiger nur in Karlsruhe gehalten.
Als weitere neue Art ist jetzt auch der Granulierte Glasfrosch (Cochranella granulosa) in einem Terrarium zu beobachten. „Auch diese Frösche sind eine echte Rarität“, berichtet Reese stolz. „Der Zoo Karlsruhe hat mit den neuen Arten nun einen echten Amphibien-Schatz.“ Das besondere am Glasfrosch ist dessen Fähigkeit fast unsichtbar zu werden. „Sie haben nur ganz wenig Farbpigmente und können bei Bedarf sogar fast ihr gesamtes Blut in die Leber pumpen. Wenn sie dann auf dem richtigen Blatt sitzen, sieht das für andere Tiere nur noch wie eine Sonnenreflexion aus“, erklärt der Amphibienfachmann.
In den kommenden Wochen soll eine weitere Art erstmals in Karlsruhe gezeigt werden. Die Wampukrum Harlekinkröte (Atelopus spec.) stammt ursprünglich aus der Cordillera del Condor an der Ostflanke der Anden. Eine wissenschaftliche Beschreibung der Art steht noch aus. Nachgezüchtet wurde sie im Centro Jambatu in Ecuador. Dort wird sowohl Artenschutz- und Forschungsarbeit in der Natur betrieben, aber auch Frösche gehalten und vermehrt. Neun Wampukrum Harlekinkröten sind von dort vergangenes Jahr nach Karlsruhe gekommen und seitdem im Backstage-Bereich gepflegt worden. Nun sollen sie auch für die Zoogäste sichtbar werden.
zum Bild oben:
Der Niceforo Baumsteiger ist eine kaum erforschte Art aus dem kolumbianischen Amazonasgebiet.
© Zoologischer Stadtgarten, Timo Deible | Mehr | | Eintrag vom: 18.04.2025 | |
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