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Teesamen aus Qingdao in Freiburg eingetroffen
China Forum Freiburg startet Teeanbauversuch am Freiburger Tuniberg

Im Gegenzug möchte Qingdao badischen Wein anbauen

Anlässlich der Besiegelung der Städtefreundschaft Freiburg – Qing-dao am 29. Oktober 2012 initiierten Hua Yusong, Direktor des Stadtbezirks Shinan von Qingdao und der Vorsitzende des China-Forums Bernd Dallmann einen Austausch von Kulturgütern: Grüner Tee, ein unverzichtbarer Teil chinesischer Kultur, soll zukünftig in der Region Freiburg angebaut werden. „Green Tea for the Green City - das passt“, ließ sich Dallmann vom Vorschlag der chinesischen Partner überzeugen. Im Gegenzug plant Qingdao, hiesige Rebstöcke und önologisches Know-How nach China zu importieren.

Das China Forum Freiburg e.V., ein Netzwerk aus Chinainteressierten in der Region Freiburg, das sich der Förderung der deutsch-chinesischen Beziehungen verschrieben hat, hat das Projekt nun vorangetrieben. China-Forum-Vorstandmitglied Volker Krieger: „Ich bin gespannt, ob es gelingt, Tee in der Region Freiburg anzubauen und so ein wichtiges Stück chinesischer Tradition in die Region zu bringen. Angesichts des bevorstehenden Klimawandels ist der Versuch, neue Wege in der Landwirtschaft zu gehen, darüber hinaus nur konsequent.“

Das Teeprojekt im Rahmen der Städtefreundschaft wird von zwei Agrarexperten der Akademie für Agrarwissenschaften in Qingdao betreut. Die Akademie ist eine dem Agarausschuss Qingdao untergeordnete Einrichtung. Ihre Aufgabe ist es, Pflanzen zu importieren und zu züchten, die Anbautechnologie, die Biotechnik, die Technik für Umweltschutz sowie nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklung zu erforschen und zu entwickeln. Die Akademie für Agrarwissenschaften in Qingdao besteht aus Forschungsinstituten für Gemüse, Obst und Tee, Biotechnik, Anbaupflanzen, Pflanzenschutz, Blumen und modernen Laboren. Seit der Gründung 1978 ist sie für ihre Leistungen in der agrarwissenschaftlichen Forschung mehrfach ausgezeichnet worden und spielt im Bereich der Schädlingsbekämpfung und Prävention beim Teeanbau sowie der entsprechenden Biotechnik eine führende Rolle in China.

Nach Prüfung der chinesischen Teeanbauexperten und des Regierungspräsidiums Freiburg wurden im Frühjahr diesen Jahres zunächst die Voraussetzungen für einen Teeanbau am Tuniberg untersucht. Das Ergebnis: die bisher bekannten Informationen zeigen eine realistische Chance, mit überschaubaren Mitteln einen erfolgreichen Anbauversuch in Freiburg starten zu können.

Unter Hinzuziehung eines Landwirtes aus der Region wurden daraufhin vier Versuchsflächen nach Klima- und Bodenbeschaffenheit mit ein mal 100 Quadratmetern und drei mal 300 Quadratmetern ausgewählt; sie liegen auf der Gemarkung von Freiburg-Opfingen. Die Anforderungen an Temperatur und Feuchtigkeit, relativ konstante und umfangreiche Bewässerung bei gleichzeitiger Vermeidung von Staunässe und ausreichender Schutz vor Frost, sind auf diesen Flächen gegeben. Die Firma Erwin Wagner GbR wird den Anbau und die Pflege der Teepflanzen als Dienstleister des China Forums übernehmen.

75 kg chinesischer Laoshan-Teesamen aus der Region Qingdao, ein Geschenk der Stadtspitze, wurden Anfang Mai in Qingdao verschifft. Am 22. Mai 2014 sind sie zunächst in Köln, und nach Erledigung der Einfuhr- und Zollformalitäten zwischenzeitlich in Freiburg eingetroffen, wo sie nach kurzem Vorziehen im Sandbeet am 24. Juni ausgesät wurden. Nach 40 Tagen werden die ersten Keimlinge zu sehen sein. Im Winter werden die Teepflanzen mit Folie vor andauerndem Frost geschützt. Drei Jahre nach der Aussaat könnten die ersten Teeblätter geerntet werden.

Hua Yusong, Direktor des Stadtbezirks Shinan von Qingdao, der selbst aus einer Familie stammt, die eine Teeplantage betreibt, hat angekündigt, rechtzeitig zur ersten Teeernte nach Freiburg zu kommen und gemeinsam mit Oberbürgermeister Dieter Salomon die ersten Spitzen - von der Teepflanze werden traditionell immer nur die obersten zwei oder drei Blätter geerntet und weiterverarbeitet – zu pflücken. China-Forums-Vorstand Bernd Dallmann denkt weiter: „Ich würde mich freuen, wenn der Versuch Erfolg hat und in einigen Jahren vielleicht ein traditionelles chinesisches Teehaus in Freiburg regional produziertem grünen Tee anbieten würde und so ein Stück chinesischer Kultur in der Region erlebbar machen könnte.“ Auch der japanische Garten am Seepark, der 1990 zur Feier der Städtepartnerschaft von Freiburg und Matsuyama angelegt wurde, erfreut sich anhaltend großer Beliebtheit.

Zur Städtefreundschaft Freiburg - Qingdao:
Die Kontakte zwischen Freiburg und Qingdao basieren auf der umfangreichen Dokumentensammlung aus deutscher Kolonialzeit, die im hiesigen Bundesmilitärarchiv lagert. Noch heute wird das Archiv regelmäßig von Kommunalpolitikern und Städtebauern aus Qingdao besucht, da auf die hier gelagerten Originalbaupläne aus der militärischen Gründung zurückgegriffen wird, wann immer eine Veränderung an der Bausubstanz dieser Gebäude vorgenommen oder z.B. der unterirdische Kanalverlauf beim Straßenbau nachverfolgt werden muss.

Heute unterhalten die Städte Beziehungen in den Bereichen nachhaltige Stadtentwicklung, Stadtsanierung, Kommunalpolitik, Umweltschutz, Tourismus und Kultur sowie Aus- und Weiterbildung. Im Sommer 2013 fand ein vom Konfuzius-Institut Freiburg organisiertes und von der chinesischen Botschaft unterstütztes Sommercamp von 19 Freiburger Schülerinnen und Schülern nach Qingdao statt. Auch im Sommer 2014 werden vom 08. bis 22. August wieder 30 Schüler aus Freiburg mit Unterstützung des Konfuzius-Instituts in die Region Shandong reisen.

32 chinesische Schülerinnen und Schüler von der Qingdao No. 5 Middle School im Alter von 11-13 Jahren trafen am 08. Juli in Freiburg ein. Sie besichtigen kulturelle Sehenswürdigkeiten wie die Altstadt, das Münster und die Vogtsbauernhöfe und treffen Schüler des Faust-Gymnasiums in Staufen. Bereits im letzten Jahr waren 54 chinesische Grundschüler im Alter von zehn und elf Jahren in Freiburg zu Gast. Die Mitglieder des Schülerblasorchesters der 'Qingdao Experimental Primary School', einer ehemaligen 'German Official Primary School' führten auf dem Freiburger Weinfest sowohl chinesische als auch europäische Musikstücke auf.

Dass Qingdao die Stadt mit den meisten Orgeln in China ist, beruht ebenfalls auf der unternehmerischen Weitsicht und dem Knowhow aus der Region Freiburg: im Jahr 2008 wurde die erste Orgel der Waldkircher Orgelbaufirma Jäger & Brommer in der katholischen Kirche eingeweiht, der weitere Orgeln in der evangelischen Kirche und im Konzerthaus folgen sollten. Im September 2014 ist ein Orgelfestival in Qingdao geplant.

Wirtschaftsgespräche fanden im Rahmen der von der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau und der FWTM organisierten Unternehmerreise nach China im September 2013 statt. Schwerpunkte der Gespräche waren die in China boomende Bauwirtschaft aber auch Kooperationspotentiale in der Gesundheits- und Tourismuswirtschaft.

In der im Oktober 2012 unterzeichneten Freundschaftsvereinbarung der Bürgermeister beider Städte heißt es u.a.: „Beide Seiten sind sich in dem Ziel einig, vielfältigen Austausch und Kooperation auf der Basis von Gleichberechtigung und gegenseitigem Nutzen in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Wissenschaft, Kultur, Bildung, Sport, Gesundheitswesen und Personal zu etablieren, um die Entwicklung und den Aufschwung der Wirtschaft und der Gesellschaften beider Länder voranzutreiben.“

Zum China Forum Freiburg e.V.:
Das China Forum Freiburg e.V. ist eine lebendige Community aus Unternehmen und Privatpersonen, Deutschen und Chinesen, Chinakennern und China-Fans. Es wurde 2005 auf gemeinsame Initiative von Institutionen und Experten aus unterschiedlichsten Branchen hin in der Region gegründet und ist heute eine Plattform des Austausches von Wissenschaft und Bildung, Wirtschaft und Bürgerschaft, Kunst und Kultur zwischen Deutschland und China und ein wertvolles Netzwerk für die Kontaktpflege bei deutsch-chinesischen Projekten.
Regelmäßige öffentliche Seminare, Vorträge und Diskussionsforen mit namhaften Referenten, interessante Ausstellungen oder spannende Lesungen zu aktuellen China-Themen gehören ebenso zu den Aktivitäten wie Veranstaltungen mit Partnerinstitutionen, Einladungen zu Schnupper-Sprachkursen oder Tee-Seminaren.
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Eintrag vom: 13.07.2014  




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