Grüne Quellen
Mittwoch, 18. Juni 2025 Uhr

 
ProlixLetter
Mittagstisch
Prolix-Gastrotipps
Prolix-Studienführer
Ökoplus Freiburg
56plus
lesen-oder-vorlesen
wodsch

 

 
Kontakt
Werbung
Disclaimer
Datenschutzerklärung
Impressum
 
Prolix-Verlag

ARCHIV

 

 

Die Erlmühle in Dentlein am Forst
Dentlein: Erlmuehle (c) Florian Maier / DSD
 
Die Erlmühle in Dentlein am Forst
Ein exemplarisches Beispiel für Mühlen als technische Denkmale

Die Erwähnung mag überflüssig sein: Doch bei technischen Denkmalen stellt die Denkmalpflege die Technik unter Schutz! …auch wenn sie gleich ein ganzes Gebäude in den Schutz mit einbezieht. Das Bauwerk mag den Blick des Betrachters auf sich ziehen, aber es sind die technischen Anlagen, die für die Entwicklung der menschlichen Wirtschaftsgeschichte Zeugnis ablegen. Das erfordert manchmal Überzeugungsarbeit, gerade bei Mühlenbauten. Denn eine Windmühle mit ihren Flügeln zu erhalten, während man zugleich die Mahlgänge und Technik ausbaut, hat eben dadurch das Denkmal zerstört.

267 Mühlen hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) bislang retten helfen können. Schloss- und Klostermühlen, Wind- und Wassermühlen, Bock- und Holländerwindmühlen, Lohmühlen, Papiermühlen, Erlmühlen, Gipsmühlen, Meutemühlen, Ölmühlen, Schrotmühlen. Und das – vielleicht überraschenderweise – in jedem Bundesland außer Berlin. Das erste Mühlen-Förderprojekt der DSD war die Öl- und Graupenmühle im thüringischen Mühlberg. Die Mühle am Rande des Ortes besteht aus mehreren Fachwerkbauten, dem Wohnhaus, einigen Scheunen und dem Mühlenhaus. Zur Erhaltung der Mühlentechnik musste das völlig desolate Mühlengebäude erneuert werden. Heute klappert die Mühle wieder an ihrem Bach.

Auch die Erlmühle in gleichnamigen Ortsteil in Dentlein am Forst in Bayern gehört zu diesen technischen Denkmalen mit besonderer Technik. Auch bei ihr ist die Mühlentechnik das Schützenswerte, insbesondere die Eingattersäge, von der es heißt, sie sei wahrhaft einzigartig.

Die Instandsetzung mit Reaktivierung der historischen Mühltechnik umfasste das Sägewerk, den Wasserkasten und die Gerinne, das oberschlächtige Wasserrad, das Kammrad und eben die Eingattersäge, das Unikat. Von ihren Anfängen 1475 bis über die Veränderungen im 18. und 19. Jahrhundert tat die Mühle das ihre, um die Versorgung des Umlandes abzusichern. Das braucht sie heute nicht mehr. Künftig soll die Mühlenanlage bei bestimmten Anlässen für die Öffentlichkeit zu Schauzwecken geöffnet werden.

Die Erlmühle ist ein denkmalgeschützter Einfirsthof. Der erdgeschossige Massivbau mit seinem tief heruntergezogenen Satteldach wird durch einen angefügten Sägewerksbau ergänzt. Im Inneren der Mühle war, als 2020 die Restaurierungsarbeiten begannen, zwar noch das zum Getreidemahlen dienende alte Mahlwerk erhalten, aber zerlegt und unrestauriert. Weiterer Vorteil: Die Transmissionstechnik inklusive des 25 Jahre zuvor restaurierten Mühlrades zum Antrieb der Getreidemühle war ebenfalls noch vorhanden.

Schließlich befand sich im bereits restaurierten Sägewerksgebäude die durch ein Wasserrad angetriebene seltene Eingattersäge, ebenfalls sauber zerlegt und der Restaurierung harrend. In Deutschland gibt es sie in dieser Art angeblich nur noch ein weiteres Mal. Hier ist das gesamte Objekt natürlich inklusive seiner seltenen Technik denkmalgeschützt.

Durch den Fördervertrag wurde die Instandsetzung und Reaktivierung der historischen Mühltechnik unterstützt. Die vom Holzwurm befallene und dringend sanierungsbedürftige originale Mahlmühlanlage, die eingefallene Sandsteinmauer am Mühlengraben, Wasserkasten und Gerinne, die verrotteten eichernen Holzteile wie beispielsweise die Schaufeln des Wasserrads, die nicht mehr verwendbaren Zähne am Kammrad waren wiederherzustellen, ebenso die Sägetechnik mit Schlitten, Getriebemechanik und Eingattersäge.

Seit der Antike bis in die 1940er Jahre waren Mühlen unverzichtbar und überall verbreitet, wie schon der Name Müller zeigt. Sie waren die Kraftmaschinen der vorindustriellen Zeit. Mit dem seither bis heute anhaltenden Mühlensterben ging der Verlust alter Handwerkstechniken einher. Mühlenbau, Wind- und Wassermüllerei wurden ausrangiert. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 vermahlten noch 176 deutsche Handelsmühlen Getreide, Hartweizen, Dinkel, Roggen und Weichweizen, fünf weniger als im Jahr zuvor. Doch faszinieren gerade die alten Mühlen weiterhin die Besucher. Der jährliche Deutsche Mühlentag am Pfingstmontag bezeugt das durch reichliche Besucherzahlen.

Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren förderte die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) über 750 Maßnahmen an „Technischen Denkmalen“. Die 1985 gegründete spendensammelnde Stiftung unterstützt engagierte private, kirchliche und kommunale Denkmaleigentümer beim Erhalt ihrer Bauwerke. Denkmalpflege als staatliche Aufgabe wird mit bürgerschaftlicher Unterstützung zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Die DSD konnte bisher für den Erhalt von 7.400 Denkmalen unserer Baukulturlandschaft mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro zur Verfügung stellen und damit ein deutliches Zeichen setzen.
 
Eintrag vom: 01.06.2025  




zurück